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Grenke-Aktie // Und wiedermal ist Sonderprüfung

Die Börse bleibt bei Grenke in Habachtstellung und die Aktie somit anfällig für – empfindliche – Rückschläge. Wirecard 2.0? Freunde der Schwarmintelligenz könnten nun unken, dass dann wohl doch etwas dran sei an den Vorwürfen des bekannten Leerverkäufers (Shortsellers) Fraser Perring und dem Bericht seines Research-Dienstes Viceroy.

In einer 64-seitigen Analyse hatte Viceroy unterstellt, dass die Franchise-Akquisitionen von Grenke in der vergangenen Dekade mit nicht offengelegten verbundenen Parteien stattgefunden hätten und diese Beziehungen hätten offengelegt werden müssen.

Zudem behauptet Viceroy, die von Grenke akquirierten Franchise-Unternehmen hätten keinen reellen Wert und seien underperforming. Dennoch tauchten sie in den Büchern des Konzerns mit Goodwill auf.

Viceroy behauptet ferner, dass ein substanzieller Anteil von den im Halbjahresfinanzbericht 2020 ausgewiesenen 1.078 Millionen Euro liquiden Mitteln nicht existiere.

Antje Leminsky, Grenke-Vorstandsvorsitzende zu den Vorwürfen: „Die Behauptungen in dieser sogenannten Analyse entbehren jeder Grundlage. Wir verwehren uns gegen jeglichen Vergleich mit Wirecard. Die Anschuldigungen eines Leerverkäufers, der mit dem von ihm ausgelösten Kursverfall Geld verdient, sind ein Schlag ins Gesicht unserer über 1.700 Mitarbeiter, unserer 40.000 Händler und unserer langfristig orientierten Aktionäre.“

Die Grenke-Gegenargumente:

Die CTP Handels- und Beteiligungs GmbH (CTP), die sich gemeinsam mit den jeweiligen Geschäftsführern der Franchise-Unternehmen an diesen beteiligt, gehöre erst seit Ende Januar 2020 dem Grenke-Gründer und stellvertretendem Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Grenke. Zu diesem Zeitpunkt hätte Wolfgang Grenke die CTP-Muttergesellschaft Sacoma AG gekauft und dies proaktiv der Bafin und der Bundesbank angezeigt. Klingt – leider – weiter etwas undurchsichtig.

Die Kaufpreise der Franchise-Gesellschaften seit 2011 belaufe sich in Summe auf rund 100 Millionen Euro. Das entspräche rund zwei Prozent der Marktkapitalisierung von Grenke zum 31. Dezember 2019. Der Erfolg dieser Akquisitionsstrategie werde unter anderem dadurch belegt, dass die in diesem Zeitraum erworbenen Franchise-Gesellschaften aktuell für rund ein Fünftel des gesamten Neugeschäfts des Grenke-Konzerns stehen. Allein der 2019 von den akquirierten Franchise-Gesellschaften erzielte Deckungsbeitrag 2 (DB2), also nach variablen und abzüglich fixer Kosten, in Höhe von 112 Millionen Euro bewege sich damit in derselben Größenordnung wie der gesamte Kaufpreis für diese Unternehmen. Viel Goodwill ist da somit nicht.

Diese Behauptung der Kassenbestand – einer der zentralen Vorwürfe von Viceroy – sei frei erfunden. 849 Millionen Euro, also fast 80 Prozent der liquiden Mittel, befanden sich zum 30. Juni 2020 auf Konten der Deutschen Bundesbank – wie im Halbjahresfinanzbericht veröffentlicht. Am 15. September 2020 betrug das Guthaben bei der Bundesbank, wie bereits mitgeteilt, 761 Millionen Euro. Die Differenz von rund 20 Prozent befände sich überwiegend auf Konten bei deutschen Großbanken. Geld ist somit da.

Und: Aufgrund der Schwere der Anschuldigungen hat der Vorstand dem Aufsichtsrat vorgeschlagen, ein Sondergutachten erstellen zu lassen. Um zügig Ergebnisse zu erzielen, hat der Aufsichtsrat den bestehenden Abschlussprüfer KPMG mit einer Prüfung beauftragt.

Wie gesagt, die Börse will noch überzeugt werden. Einstweilen fällt der Kurs der Aktie wieder, nach dem gestrigen deutlichen Anstieg [siehe auch hier]. Ungeschickt ist sicherlich, dass der Sonderprüfer auch der Abschlussprüfer ist KPMG (sie machen in einem Sondergutachten auf Unregelmäßigkeiten bei Wirecard aufmerksam). Gut, dass könnte Zeit sparen, aber vielleicht sollen da die Frösche den Sumpf austrocknen. Fraglich ist auch noch, von wem Wolfgang Grenke die Sacoma AG gekauft hat.

Die Unsicherheit bleibt. Der Kurs der Aktie ist inzwischen von 104 Euro im Februar auf zwischenzeitlich unter 24 Euro gefallen. Das ist kein gutes Zeichen (ohne auf Wirecard zu verweisen). Trotz Aufstieg in den MDAX am 24. Juni 2019 (kurz darauf gab es eine Gewinnwarnung) ist Grenke zum Spekulationstitel mutiert.

Grenke-Aktie (Tageschart): schmerzhafter Einbruch

Grenke Aktie

Bildquelle: Pexels / Pixabay
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