Plusvisionen

Netfonds-Aktie // Schöne Wachstumsgeschichte

Wenn Banken, so wie jetzt die Commerzbank, die Hälfte ihrer Filialen schließen, sei das wie ein Fünfer im Lotto, sagt Peer Reichelt, Vorstand bei Netfonds und dort zuständig für das Haftungsdach auf einer von Montega veranstalteten Roadshow. Oft hätten die Berater nach einer Filialschließung wenig Lust sehr weit zum neuen Arbeitsplatz zu fahren und würden sich deshalb selbstständig machen. Netfonds bietet Vermittlern und Beratern so ziemlich alles, was diese zum Arbeiten brauchen, so als wären sie noch in der Bank: ein Haftungsdach, Fonds- und Versicherungsprodukte und mit der CloudPlattform FinFire demnächst (März 2021) auch ein Tool, um Finanzmarkttransaktionen Mifid-II-konform abzuwickeln.

Dafür bringt jeder neue Berater im Schnitt 15 Millionen Euro an Verwaltungskapital mit – darin liegt ein großer Hebel für die Assets under Administration. Sie legten im vergangenen Jahr um 17 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro zu. In diesem Jahr sollen es 19,0 bis 19,5 Milliarden Euro werden. Das schlägt sich auch auf die Bruttoumsätze im Bereich Regulatorik – dort befinden sich das Haftungsdach und die Vermögensverwaltung – mit einem Wachstum von 45,8 Prozent im vergangenen Jahr nieder.

Damit die Netfonds-Berater weiter optimale Bedingungen vorfinden haben die Hamburger in den vergangenen Jahren rund zehn Millionen Euro in die digitale Plattform FinFire investiert, wovon rund ein Drittel in der Bilanz aktiviert wurde. Karsten Dümmler sieht das als sehr gute Investition in die Zukunft, da dadurch auch die Marktzugangsbarrieren steigen. Viele (kleine) Wettbewerber werden sich wahrscheinlich teure Investitionen in die Digitalisierung nicht leisten können oder wollen. Und: FinFire soll künftig ein Upscaling, also eine höhere Wertschöpfung je Berater und Kunde, ermöglich um insgesamt die Marge zu steigern.

Außerordentlich erfolgreich hat sich bei Netfonds auch der Einstieg ins Immobilien-Geschäft entwickelt. Wachstumsrate in Q3: 662 Prozent; im Gesamtjahr 2020 waren es dann immerhin noch plus 200 Prozent. Ende November hat Netfonds über eine Tochter den Erwerb eines Immobilienportfolios (Sachsen Portfolio) für die VMR AG strukturiert. Dabei wurde die VMR durch Netfonds beraten und hat zwei Immobiliengesellschaften mitsamt rund 500 Wohneinheiten und einige Grundstücke in Südsachen erworben. 65 Wohneinheiten konnten von Netfonds an Volkswagen durch die Nähe zum E-Auto-Werk langfristig vermietet werden.

Bereits im Jahr 2020 sollte die betriebliche Pflegevorsorge CareFlex ein Wachstumstreiber für Netfonds sein. Aufgrund von regulatorischen Problemen stand der Umsatz in diesem Segment letztlich bei Null. Deutlich ergebniswirksame Effekte erwartet Dümmler nun im dritten Quartal 2021. Zunächst geht es um die betriebliche Pflegeversicherung von 435.000 Tarifbeschäftigten in der chemischen Industrie. Im Jahr 2021 könnte das für Netfonds Bruttoumsätze in einer Höhe von 20 bis 30 Millionen Euro bedeuten, so die Montega-Analysten.

Insgesamt erwartet Netfonds für das Jahr 2021 Bruttoumsätze von 165 bis 170 Millionen Euro, was ein Plus von rund 15 Prozent wäre. Der Betriebsgewinn (Ebit) könnte dann bei 3,5 bis 4,0 Millionen Euro und der Vorsteuergewinn (Ebt) zwischen 2,0 und 2,5 Millionen Euro liegen. CareFlex ist bei diesen Zahlen nur schwach berücksichtigt.

Netfonds bleibt eine schöne Wachstumsgeschichte und ein aussichtsreiches Investment im Finanzbereich. Von 2010 bis 2020 haben die Umsätze im Schnitt pro Jahr um 15 Prozent zugelegt. Wermutstropfen: Das Geschäft ist und bleibt einstweilen margenschwach, was Höhenflüge der Aktie etwas einbremsen könnte.

Netfonds-Aktie (Tageschart): intakter Aufwärtstrend

Netfonds Aktie

Bildquelle: Thomas B. / Pixabay
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