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SBF-Aktie // Boom in der Krise

Bildquelle: SBF

Wenigsten bei der SBF (steht für Sächsische Bronzewarenfabrik, später VEB Spezialleuchtenbau Wurzen) sollte es auch in diesen schwierigen Zeiten gut laufen. Aber, auch diese Aktie fällt, inzwischen unter sechs Euro. Zu Jahresanfang waren es noch mehr als elf Euro gewesen.

Dabei hat die SBF als Innenausstatter (Beleuchtung und Deckenverkleidungen) von Zügen und Straßenbahnen – letztlich und indirekt – öffentliche Auftraggeber und diese sollten doch in den Schienenverkehr investieren. Auf lange Sicht werden sie dies auch tun, ist SBF-Vorstand Rudolf Witt auf der gestrigen M:access-Veranstaltung der Börse München gewohnt zuversichtlich. Weitere Aufträge von Stadler, Alstom oder Siemens sind somit wahrscheinlich.

Doch die Börse neigt, neurotisch wie sie ist, gerne zu Übertreibungen, wovon auch die SBF derzeit betroffen ist. Da hilft es auch nicht, dass das Unternehmen zudem effiziente öffentliche Beleuchtungssysteme – vulgo: Straßenbeleuchtungen und Bahnsteigbeleuchtungen – anbietet, wo die Aufträge von Städten und Gemeinen sowie der Bahn kommt – und diese müssen bekanntlich Energie sparen, was sparsamere Beleuchtungen naheliegend macht. Offenbar wird aktuell aber auch an den Investitionen gespart, wie in der Industrie, wo SBF Beleuchtungen für Werkshallen, Lager und Büros anbietet.

Die Frage ist allerdings, ob die Börse bei der Sicht auf die SBF nicht zu pessimistisch ist? Es besteht kaum ein Zweifel, dass die Aufträge künftig kommen werden. So weit will der Markt offenbar nicht blicken, er sieht vor allem kurzfristig steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie die bekannten Lieferkettenprobleme. Klar, das drückt auf die Marge und somit auf die Bewertung.

Für das laufende Geschäftsjahr schätzt Witt einen Jahresumsatz von 36 Millionen Euro (Vorjahr: 31,2 Millionen Euro) und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 3,7 Millionen Euro, was erheblich unter den 5,2 Millionen Euro aus dem Jahr 2021 liegt. Selbst ohne die Sonderbelastungen durch die Übernahme der Assets „öffentliche und industrielle Beleuchtung“ dürfte das bereinigte Ebitda 2022 eher vier als fünf Millionen Euro erreichen.

Trotz Krise schaffte SBF im ersten Halbjahr noch eine Betriebsgewinn-Marge (Ebit) von 6,8 Prozent und generierte dadurch noch einen ordentlichen Cash-flow um Investitionen tätigen zu können. Zum Halbjahr betrugen die liquiden Mittel 12,7 Millionen Euro (8,2 Millionen Euro Bruttoerlös aus der letzten Kapitalerhöhung), womit SBF in den Bereichen Elektronik und Pulverbeschichtung investieren möchte, um unabhängiger zu werden und die Wertschöpfung zu vertiefen. Weitere Kapitalerhöhungen seien, so Witt, aber nicht geplant.

Bei einer Marktkapitalisierung von derzeit gut 50 Millionen Euro, einem Eigenkapital von 38,1 Millionen Euro (Halbjahr) und die Kasse mit einbezogen, weist SBF viel Substanz und wenig Fantasie auf. Das ist erstaunlich für ein Unternehmen mit der Aussicht auf Aufträge im Zusammenhang mit öffentlichen Infrastrukturinvestitionen und einer hohen Markteintrittsbarriere.

Die Analysten von GBC Research schreiben: „Vor allem die langjährigen Beziehungen als Entwicklungspartner und Erstausrüster der Schienenfahrzeugindustrie (Rolling Stock Industry), der breite Kundenstamm an kommunalen Kunden (mehr als 1.000) und die engen Geschäftsverbindungen zur Deutschen Bahn, sollten auch zukünftig für ein dynamisches Wachstum sorgen.“ Sie vergeben deshalb aktuell (22. August 2022) ein Kaufen mit einem Kursziel von 14,15 Euro. HIER das Analysten-Interview.

SBF-Aktie (Tageschart): Abwärtstrend, robuste Unterstützung bei 3,50 Euro

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Bildquelle: SBF; Chartquelle: stock3.com
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