Plusvisionen

Encavis-Aktie // Dummer Aktionär?

Bildquelle: Encavis

So manches Mal hört der treue Aktionär und/oder der geneigte Anleger den Worten einen Vorstands mit Verwunderung und einer gehörigen Portion Erstaunen zu – und ist dabei vielleicht sogar an das Zitat von Carl Fürstenberg (1850 bis 1933) erinnert, wonach Aktionäre dumm und frech seien, dumm deswegen, weil sie Aktien kaufen und frech, weil sie darüber hinaus noch eine Dividende verlangen. So auch gestern auf dem 8. Impact Investment Tag (IIT) der SMC Investmentbank auf der Vorstandsprecher und CFO Christoph Husmann von Encavis über Encavis als Stromproduzent und Lösungsanbieter für grüne Energie in den Räumlichkeiten der Börse München sprach.

Gleich vorweg: Encavis ist derzeit mit dem Finanzinvestor KKR in Gesprächen über eine Übernahme. Gerüchte dazu wurden am 6. März von dem Unternehmen bestätigt. Angeblich ist von einem Kaufpreis von rund zwei Milliarden Euro die Rede. An der Börse ist Encavis derzeit mit 2,3 Milliarden Euro bewertet. Auf der Konferenz durften dazu zwar Fragen gestellt werden, Antworten darauf werde es aber nicht geben, so Husmann, mal abgesehen der üblichen Floskeln, dass Encavis eben jene Gespräche führe.

Nun freundlich ist das nicht gerade, aber schließlich gibt es Vertraulichkeit und Compliance-Regeln, woran sich die Gesprächspartner in diesem Fall sehr streng halten, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Encavis-Vorstand gewillt ist mit KKR ins Geschäft zu kommen.

Ansonsten plauderte Husmann über Zahlen wie die Stromproduktion von 2,6 Gigawatt (Vorjahr: 2,6 Gigawatt) nach neun Monaten im Geschäftsjahr 2023, den Neunmonatsumsatz von 356 Millionen Euro (Vorjahr 354,8 Millionen Euro) und einem Gewinn je Aktie (nach neun Monaten) von 0,53 Euro (Vorjahr: 0,51 Euro). Die Zahlen für das Gesamtjahr 2023 folgen am 26. März.

Zudem ging es um die ambitionierte Wachstumsstrategie von Encavis, wonach sich die angeschlossene Kapazität von derzeit 2,2 auf 5,8 Gigawatt Erzeugungskapazität bis 2027 etwa verzweieinhalbfachen soll. Der Umsatz werde nach Encavis-Schätzung dann (im Jahr 2027) 800 Millionen Euro betragen, der operative Gewinn (operatives Ebitda) 520 Millionen Euro und der operative Cash-flow 450 Millionen Euro.

Um dieses Wachstum zu finanzieren wurde auf der Hauptversammlung im Juni 2023 die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 gestrichen (Bekanntgabe Ende März 2023). Ob es eine Dividende für das Geschäftsjahr 2023 gibt? Wohl eher nicht. Entscheiden muss das letztlich die Hauptversammlung am 5. Juni.

Husmann rechnet vor, dass Encavis durch das Streichen der Dividende 50 Millionen Euro in der Kasse behalten habe und durch das so höhere Eigenkapital darüber hinaus 50 Millionen Euro (mehr) Kredite aufgenommen werden könnten. Mache zusammen 100 Millionen Euro, die für Wachstum zur Verfügung stünden.

Auf das aktuelle gedrückte Kursniveau angesprochen, spekulierte Husmann über Sippenhaft, was grüne Investments angehe. Plusvisionen fragte nach, ob der Vorstand das Unternehmen für unterbewertet halte beziehungsweise, wo der Vorstand den fairen Wert verorte. Husmann blieb vage: Es sei nicht Aufgabe des Vorstand, das zu beurteilen, sondern des Kapitalmarkts. Sind das gute Voraussetzungen für die Verhandlungen mit KKR?

Es ist schon eine pikante Situation: Da verzichten die Aktionäre auf die Dividende mit dem Hinweis auf künftiges (kräftiges) Wachstum (Wachstumswert) – und dann geht Encavis womöglich für zwei Milliarden Euro an einen Finanzinvestor, der die eingesparte Dividende als Aussteuer mitbekommt? Das wäre schon dreist und täte der Aktienkultur sicher nicht gut. Aktionäre und Anleger dürfen gespannt sein wie die Geschichte um Encavis und KKR weitergeht.

Encavis-Aktie (Tageschart): an der 200-Tage-Linie – zunächst? – abgeprallt

ENCAVIS
Bildquelle: Encavis; Chartquelle: stock3.com
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