Plusvisionen

Deutsche Bank muss zurück in die Zukunft

Das Poltern des Steins war über Frankfurt hinaus zu hören. Bei der Deutschen Bank habe die beiden Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihre Jobs gekündigt – oder es ist ihnen sehr nahe gelegt worden. Die Börse war darüber so was von erleichtert, dass die dort gehandelte Deutsche-Bank-Aktie einen kräftigen Freudesprung machte. Teil drei der Schmach für Jain und Fitschen. Aber der Reihe nach: Anshu Jain der Investmentbanker steht für die zahlreichen Skandale der Bank in diesem Bereich. Libor-Skandal, Gold-Manipulation, Devisen-Tricksereien, russische Schwarzgeld-Verschiebungen, und so weiter und so weiter. Entweder hat er davon nichts gewusst, was immer schlecht ist als Chef oder er hat davon gewusst, was auch schlecht ankommt als Deutschbanker. Und Jürgen Fitschen? Er scheint, gefühlt, wegen der Kirch-Pleite mehr vor Gericht zu sitzen als eine Bank zu leiten.

Eigentlich sollten sich Jain und Fitschen intensiv Gedanken über die Ausrichtung der Deutschen Bank in den kommenden Jahren machen. Man hatte den Eindruck: dafür blieb keine Zeit. Die Aktie entwickelte sich entsprechend – nach unten.

Die Hauptversammlung kürzlich wurde für die beiden so zum Debakel. Nur rund 60 Prozent Zustimmung, üblich sind 95 plus. Teil eins der Schmach. Die Eigentümer standen eigentlich nicht mehr hinter Jain und Fitschen. Offenbar hielt noch Aufsichtsratschef und heimlicher Impresario der Bank, Paul Achleitner, den Laden gerade noch eben so zusammen. Es gibt Gerüchte, dass es sich bei den gut 60 Prozent noch um ein Gnaden-Votum handelte, um eine Totaldemontage von Jain und Fitschen zu vermeiden.

Dann sprach sich auch noch die Belegschaft (Betriebsrat) gegen die beiden aus. Teil zwei der Schmach.

Nun die Kündigung. Konsequent oder vorab besprochen? Egal. Jetzt Neuanfang!?

Das Gute: Der Neue, John Cryan, ist unbelastet, was die Skandale und Prozesse der Deutschen Bank angeht. Das ist immerhin eine Chance, dass er sich mehr mit der Zukunft beschäftigen kann. Als Investmentbanker, jetziger Aufsichtsrat und Mann Achleitners wird er dessen Linie einer Ausrichtung hin zu einer Investmentbank weiterverfolgen. Die Postbank wird deshalb abgestoßen werden. Ob das die Zukunft ist?

Das Investmentbanking bleibt sehr risikoreich, andererseits wackelt das Geschäftsmodell der klassischen Privatkundenbanken doch gewaltig.

Die Aktie von Goldman Sachs als Investmentbank hat das Vorkrisenniveau wieder erreicht. Die der Deutschen Bank liegt noch rund 60 Prozent darunter. Will man Goldman-Modell nacheifern, ohne selbst Goldman zu sein? Oder Goldman mit ein wenig Privatkundengeschäft? Oder Investmentbanking mit Vermögensverwaltung und Privatkundengeschäft? Es bleibt diffus und das belastet den Kurs. Cryan muss vor allem für Klarheit sorgen und Aktionären und Kunden deutlich weniger zumuten als in den vergangenen Jahren.

Seit rund sieben Jahren bewegt sich der Kurs der Deutschen-Bank-Aktie unter großen Schwankungen seitwärts. Der Abwärtstrend ist intakt. Ein Versuch ihn zu brechen ist im März/April gescheitert. Die neue Strategie, die kurz Hoffnungen weckte, kam an der Börse nicht an. Solange die Unsicherheit anhält, wird sich am Krebsgang der Aktie nichts ändern. Langfristig wird die Aktie wieder bei Kursen nachhaltig über 35/40 Euro interessant.

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Bildquelle: Screenshot

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