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Interview Wolfgang Trier – Softing // Deutlicher Sprung nach vorne

Softing Wolfgang Trier

Bildquelle: Softing

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Wolfgang Trier, Vorstandschef bei Softing (517800). Dabei geht es um die erneute Anhebung der Jahresziele für 2023, den Gewinnsprung im ersten Halbjahr, die aktuelle Lieferketten-Situation und die Möglichkeiten, die Dividende von zuletzt 0,10 Euro je Aktie deutlich anzuheben. Im Segment Industrial läuft das US-Geschäft derzeit am besten, das Segment Automotive steht im kommenden Jahr vor einem Umsatzsprung.

Herr Trier, Softing hat bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert. Sie haben das Jahresziel für den Betriebsgewinn – operatives Ebit – um gut 20 Prozent auf nunmehr 5,5 Millionen Euro angehoben. Ist das im Wesentlichen auf die schneller als erwartet erfolgte Auflösung der Lieferketten-Problematik zurückzuführen oder gab es weitere positive Impulse?
Wolfgang Trier: Tatsächlich geht der große Schub auf eine Kombination aus teilweiser Auflösung der Engpässe bei elektronischen Bauelementen und auf eine starke Nachfrage unserer Kunden zurück. Dabei konnten wir sowohl das Bestands- als auch das Neugeschäft mit Schlüsselkunden deutlich ausbauen. Derzeit treibt das Segment Industrial die dynamische Umsatzentwicklung und den daraus resultierenden, höchst erfreulichen Cashflow.

Ist die Lieferkettenproblematik aktuell überhaupt noch ein Thema?
Ja, trotz der teilweisen Entspannung sind wir derzeit noch nicht in einer Situation, wie wir sie vor Covid kannten. Die Lage hat sich aber deutlich verbessert, wenngleich die Lieferzeiten bei einigen Schlüsselelementen immer noch bei über einem halben Jahr liegen. Leider ist Softing in diesem Jahr zusätzlich zur allgemeinen Bauteilverfügbarkeit auch noch vom Zusammenbruch eines Lieferanten des Segments IT Networks getroffen. Seit Jahresbeginn konnten zwei der drei umsatzstärksten Produkte der IT Networks nicht geliefert werden. Das führte zum Ausfall von rund 4 Mio. Euro Umsatz und nahezu zwei Millionen Euro operatives Ebit. Ohne diesen Einbruch wären unsere Zahlen noch einmal deutlich besser.

Sie konnten einen Teil des Auftragsbestands abbauen, was einerseits am Umsatz und andererseits am Ergebnis ersichtlich war. So konnten Sie das operative Ebit im ersten Halbjahr 2023 auf 3,9 Millionen Euro verdoppeln. Ist angesichts der deutlich gestiegenen Profitabilität davon auszugehen, dass Sie dabei vor allem höhermargigen Produkten den Vorrang geben?
Wir haben in Absprache mit unseren Kunde und der Verwendbarkeit der lieferbaren Bauteile eine optimierte Fertigungssteuerung angewendet und margenstarke Produkte priorisiert. Letztlich werden aber der gesamte Rückstand und die sich neu aufbauenden Bestellungen bedient. Das treibt Umsatz und Ergebnis weiter an.

Sind Sie aktuell in der Lage, die Verkaufspreise zu erhöhen, um weiter an der Marge zu drehen?
Wir müssen die Preise anpassen, schon um die höheren Kosten zu decken. Das gelingt mittlerweile auch ganz überwiegend. Preiserhöhungen sind natürlich immer auch eine Gratwanderung. Wir dürfen die Kunden nicht verlieren. Eine Verbesserung der Margen ergibt sich aber bereits durch die deutliche Umsatzsteigerung, da dies die Fixkosten, in erster Linie Personalkosten, breiter verteilt.

Wie ist der Start ins zweite Halbjahr verlaufen? Sehen Sie eine Fortsetzung der Dynamik oder befürchten Sie konjunkturellen Gegenwind in den kommenden Monaten?
Der Start ins zweite Halbjahr ist sehr gut verlaufen und setzt den Trend aus dem ersten Halbjahr fort. Der Abbau der Verluste im Bereich IT Networks durch eine schrittweise Verbesserung der Liefersituation unterstützt die Dynamik, wenngleich wir eine vollständige Rückkehr der IT Networks zur Profitabilität erst im nächsten Jahr sehen werden.

Wie sieht es regional aus, läuft es im US-Geschäft besser als in Europa?
Gerade im Segment Industrial läuft das US-Geschäft derzeit am besten. Dennoch legen auch Europa und Asien zu, lediglich im China-Geschäft kann man die bekannten Probleme der chinesischen Wirtschaft ablesen.

Zuletzt wurde, für das Geschäftsjahr 2022, eine Dividende von 0,10 Euro je Aktie ausgeschüttet. Wie sieht die Dividenden-Politik für 2023 aus?
Der starke Cash-flow eröffnet Möglichkeiten, die Dividende deutlich auszubauen. Es besteht in den Führungsgremien der Softing Einigkeit darüber, dass sich dies sichtbar in der Dividende widerspiegeln soll.

Bei unserem letzten Interview im September 2022 sprachen Sie von einem „heute schon bekannten Umsatzsprung im Jahr 2024“ im Segment Automotive. Gilt diese Einschätzung nach wie vor?
Ja, aufgrund der fest beauftragten Projekte im Segment Automotive, sowohl bei den Herstellern als auch bei Zulieferern, ist mit einem deutlichen Umsatzwachstum der Automotive in 2024 und den Folgejahren zu rechnen.

Die Margensituation hat sich im ersten Halbjahr 2023 deutlich verbessert. Welchen Spielraum sehen Sie mittelfristig noch bei der Steigerung der Profitabilität?
Für das Segment Industrial erwarte ich im laufenden Jahr schon das Erreichen einer zweistelligen Umsatzmarge. Allein durch die Wiederherstellung der Lieferbarkeit unserer umsatzstarken Produkte in der IT Networks wird auch dieses Segment einen deutlichen Sprung nach vorne machen.

Herr Trier, vielen Dank für das Interview!

Bildquelle: Softing
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