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Zalando Aktie // Nicht nur das Outfit zählt

Zalando

Bildquelle: Zalando

Im Zalando-Werbespot gibt eine Art Big Sister die düsteren Parolen vor: Mode ist ernst. Wer schön sein will muss leiden. Niemals lächeln. Nur das Outfit zählt. Dann kommt das Zalando-Paket herein – und schon wird alles bunter, fröhlicher, einfach besser. Freu‘ dich auf Freiheit. Freu‘ dich auf Mode. Freu‘ dich auf dich. Nun könnte man ergänzen: Freu‘ dich auf die Börse. Dort ist Zalando seit Mittwoch (1.Oktober) notiert. Es war eine große Sache für den deutschen Aktienmarkt. Es ist ein bisschen wie in den swinging Neue-Markt-Zeiten. Internet. Börse. Reichtum. So lautete damals zur Jahrtausendwende der Erfolgsdreiklang. Doch: Börse ist ernst. Wer reich werden will muss leiden. Niemals lächeln, zumindest nicht zu früh. Verluste sind immer möglich.

Jetzt rein bei Zalando, dem Online-Händler? Zalando hat beim Börsengang mit einem Ausgabekurs von 21,50 Euro rund 605 Millionen Euro erlöst. Am zweiten Handelstag ging es bereits steil abwärts – um 12 Prozent sackte der Kurs ab, auf einen Börsenwert von 5,3 Milliarden Euro, was immer noch stattlich ist. Zum Vergleich, die Lufthansa kostet an der Börse 5,8 Milliarden Euro und erreichte 2013 einen Umsatz von rund 30 Milliarden Euro.

Zalando kam 2013 auf einen Umsatz von 1,762 Milliarden Euro. Aber was zählt schon das Hier und Jetzt. An der Börse wird die Zukunft gehandelt und die von Zalando soll fantastisch sein, schließlich geht es um Internet und Online-Handel. Da gelten andere Maßstäbe. So kommt der Internethändler Amazon auf eine Marktkapitalisierung von 148 Milliarden Dollar (117 Milliarden Euro) bei einem Umsatz von rund 76 Milliarden Dollar. Das US-Unternehmen ist somit mit dem doppelten Umsatz bewertet. Zalando wäre mit dem rund 3-fachen Umsatz bezahlt. Nicht gerade billig. Aber Zalando steigerte den Umsatz im ersten Halbjahr 2014 auf 1,047Milliarden Euro (809 Millionen Euro im gleichen Vorjahreszeitraum). Das lässt ein wenig auf Dynamik und Profit hoffen. Von letzterem gab es bislang eher wenig, immerhin wurde im 2. Quartal 2014 ein Gewinn von 35 Millionen Euro, vor allem weil bei der Werbung kräftig gespart wurde.

Will Zalando an der Börse dauerhaft erfolgreich sein und nicht nur Schein, braucht es bei dieser Bewertung vor allem weiter reichlich Wachstum (und irgendwann einmal auch steil steigende Gewinne). Doch hier könnten auch die eigenen Anteilseigner im Weg stehen. Rocket Internet von den Samwer-Brüdern hält derzeit 16,7 Prozent an Zalando. Gleichzeitig ist Rocket Internet mit den Zalando-Klonen Lamoda, Dafiti, Jabong, Namishi und Zalora (Global Fashion Group) in Asien, Russland, Südamerika und Afrika präsent. Ob man sich hier Konkurrenz macht? Gleichzeitig drücken die Konkurrenten Stylepit, Asos oder der recht neue Besteller Store in die Online-Mode-Branche. Die Markteintrittsbarrieren scheinen niedrig.

Ein Pfund von Zalando ist sein Cash-Bestand von 387,3 Millionen Euro (Juni 2014). Kommt noch das Geld aus dem Börsengang hinzu, hätte das Unternehmen etwa 1 Milliarde Euro auf der hohen Kante. Aussagen zu konkreten Strategien bleibt das Unternehmen schuldig. Wozu dann ein Börsengang, der frisches Geld bringen soll? Wollen vielleicht doch die Altaktionäre Kasse machen? Sie geben beim Börsengang keine Anteile ab, was erstmal positiv ist, können aber schon nach einer kurzen Haltefrist von 180 Tagen verkaufen.

Wer in Zalando-Aktien investiert, sollte sich der hohen Risiken bewusst sein. Es ist ein Papier für mutige und robuste Naturen. An der Börse zählt langfristig mehr als das Outfit.

Bildquelle: Sceenshot Zalando Spot

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