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Wann wird der Euro endlich schwach? // Währungs-ETF-Investment

Quelle: Bundesbank

Die Prognosemühlen der Märkte wiederholen es immer wieder: Der Dollar wird stark und der Euro wird schwach. Eingetreten ist das bislang nicht so recht, zumindest nicht dauerhaft. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, konnte ihn nur kurzzeitig herunterreden. Die EZB hat zwar ihre Geldschleusen auch sehr weit geöffnet, aber längst nicht so weit wie die amerikanische Notenbank (Fed). Diese begann bereits im Dezember 2008 mit Quantitative Easing, also dem Aufkauf von Wertpapieren am Primärmarkt. Zeitweise wurden monatlich für 85 Milliarden Dollar Wertpapiere in die Bilanz genommen. Mit Tapering, der schrittweisen Reduzierung der Aufkäufe, sank die Summe  inzwischen zwar auf 35 Milliarden Dollar monatlich – aber bleibt noch immer stattlich. Die EZB hat sich zum Schritt des Quantitative Easings (noch) nicht entschlossen. Sie kauft lediglich Anleihen am Sekundärmarkt und sterilisiert das dadurch auf den Markt strömende Geld in dem sie diese wieder abschöpft.

Was nicht ist, kann noch kommen. Die EZB warnte in jüngster Zeit immer wieder vor Deflationsgefahren, die man sehr ernst nehme. Man werde keine dauerhaft niedrigen Inflationsraten, die weit von der Zielmarke von 2 Prozent entfernt sind, dulden. Skeptiker und Optimisten – je nach Sichtweise – meinen ohnehin, dass die EZB der Fed und der Bank von Japan lediglich hinterherhinke und ein Euro-Quantitative-Easing lediglich eine Frage der Zeit sei.

Tatsächlich ist Draghi der starke Euro (im Vergleich zum Dollar) ein Dorn im Auge. Er hätte lieber eine weiche europäische Gemeinschaftswährung. Die hätte zwei willkommene Effekte: Ersten würde es die Wettbewerbsfähigkeit der Eurozone auf den Weltmärkten verbessern und zweitens würde Inflation – über die höheren Importpreise – importiert werden. Und ein wenig Inflation wünscht man sich bei der EZB. Die steigenden Preise könnten den Konsum anregen und auch die immensen Staatsschulden vieler Euro-Staaten nach und nach entwerten (freilich auch die Sparguthaben).

Aber werden die Amerikaner tatenlos zusehen, wie die Europäer ihre Währung windelweich klopfen? Auch wenn sich die USA keine allzu mächtige Konkurrenz als Weltreservewährung wünscht, ein sehr weicher Euro ist auch nicht in ihrem Interesse. Die USA könnten dann entschließen, ein Quantitative Easing 4 (QE4) aufzulegen, um den Dollar zu schwächen.

Zu beobachten ist schon jetzt: Die Bilanzsummen der Fed und der EZB (siehe auch Grafikstrecke) sind weit auseinandergelaufen, auch wenn die Kurve der EZB zuletzt wieder einen kleinen Anstieg zeigt. Die EZB zieht nach, sie wird in ihrer Geldpolitik wieder expansiver, ist aber noch weit von amerikanischen Dimensionen entfernt.

Es sieht damit fast so aus, als seien die USA den Europäern im Währungspoker – spieltheoretisch – immer einen Schritt voraus. Sie müssen nun nur noch das nachvollziehen, was die Europäer machen und bleiben dennoch in Führung.

Jüngst hat sich der der Euro wieder an die Marke von 1,37 Dollar herangeschoben (siehe auch Grafikstrecke). Im längerfristigen Chart wurde der Abwärtstrend gebrochen. Kurzfristig sieht es auch so aus, als wolle er sich eher nach oben orientieren. Am Donnerstag tagt der Rat der EZB. Draghi wird erneut versuchen den Euro herunterzureden. Schaffen es seine Worte nicht, werden wohl bald Taten folgen.

Ergo: Für den Euro spricht die nach wie vor großzügigere Geldpolitik in den USA, trotz Tapering. Allerdings gibt es in den USA auch Stimmen, die auf eine baldige Zinserhöhung nach Auslaufen der Anleihekäufe drängen, weil die Inflationsgefahren wachsen würden, was dem Dollar helfen würde. Sehr hoch dürften die Zinsen aber nicht steigen, da sonst die US-Verschuldung nicht mehr zu finanzieren ist. So könnten sich Euro und Dollar die Waage halten – oder überrascht Mario Draghi die Märkte erneut und ihm gelingt es, den Euro dauerhaft zu schwächen?

Eine Möglichkeit auf das Wechselkursverhältnis vom Euro und Dollar zu setzen sind ETFs (die eigentlich keine Fonds, sondern Inhaberschuldverschreibungen sind). ETF Securities bietet beispielsweise die Produkte ETFS Long USD Short EUR (für Dollar-Optimisten beziehungsweise Euro-Pessimisten) und ETFS Short USD Long EUR (für Dollar-Pessimisten beziehungsweise Euro-Optimisten) an. Für beide ist eine Verwaltungsgebühr von 0,39 Prozent pro Jahr fällig. Bei der Performanceberechnung sollte noch die Swapgebühr von rund 0,60 Prozent und eine eventuell nachteiliger Zinsunterschied zwischen Deutschland und den USA berücksichtigt werden. Der 12-Monats-Libor Euro liegt bei 0,44 Prozent und der 12-Monats-Libor Dollar bei 0,54 Prozent, also ein leichter Zinsvorteil für den Dollar.

So stellt sich die Wertentwicklung des ETFS Long USD Short EUR für 1 Jahr dar (Stand: 30.06.2014, siehe auch Grafikstecke):
Euro gewinnt gegenüber Dollar: +4,47 %
ETFS: -5,53 % (Näherung: -4,47% – 0,39% – 0,60% + 0,1%)

So stellt sich die Wertentwicklung des ETFS Short USD Long EUR für 1 Jahr dar (Stand: 30.06.2014, siehe auch Grafikstrecke):
Euro gewinnt gegenüber Dollar: +4,47 %
ETFS: +3,39 % (Näherung: +4,47% – 0,39% – 0,60% – 0,1%)

Neu bietet nun ETF Securities auch Produkte (long/short) an, die auf die Kursveränderungen des Euros gegenüber einem G10-Währungskorb (USD, EUR, GBP, CHF, Yen, AUD, NZD, CAD, SEK, NOK) beziehungsweise des Dollars gegenüber einem Korb aus Rohstoffwährungen (AUD, NZD, NOK, CAD) setzen. Mein Fall sind solche Währungskörbe allerdings nicht, da ich kaum die Kursentwicklung einer Währung gegenüber einer anderen zu prognostizieren vermag. Aber es finden sich bestimmt Anleger, die eine solche Option zu schätzen wissen.

[highlight]Grafikstrecke zum Durchklicken[/highlight][divider_flat]

Bildquelle: Bundesbank [bearbeitet]

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