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SGL Carbon-Aktie // Profitable Neuausrichtung mit Gegenwind

Bildquelle: SGL Carbon

Die beiden Vorstände Thorsten Derr (CEO) und Thomas Dippold (CFO) hatten SGL Carbon nach schwierigen Jahren, mit immer schlechter laufenden Geschäften, gerade wieder auf Kurs gebracht, da bricht die Windenergie-Krise über den Graphit- und Carbon-Hersteller herein.

Nachdem im Sommer 2022 die Carbon-Teile- und Carbon-Fasern-Zulieferung für den BMW i3 auslief, machte das Management von SGL die Wind-Industrie als ein wichtiges Marktsegment des Geschäftsbereichs Carbon Fibers aus. Eigentlich klug gedacht, doch die Nachfrage nach Carbon-Fasern für die Wind-Industrie ist seit Anfang des Jahres 2023 stark zurückgegangen. Das war selbst noch im Herbst 2022 so nicht erwartet worden, gesteht CFO Dippold auf einer Unternehmenspräsentation auf den 10. Hamburger Investorentagen ein.

Die Krise der Windenergie war wohl von kaum jemand in dieser Heftigkeit vorhergesagt worden.

Als Folge wurde von SGL Carbon zum 30. Juni 2023 eine Abschreibung auf die Vermögenswerte der Carbon Fibers in Höhe von 44,7 Millionen Euro vorgenommen, was sich natürlich auch auf das Halbjahresergebnis mit einem Minus von zehn Millionen Euro beim Konzernergebnis auswirkte.

Vor einer Erholung des Windenergie-Markts geht SGL Carbon – derzeit – 2024 aus. Wer die Windenergie ausbauen möchte, brauche Offshore-Anlagen und somit auch Carbon-Fasern für die Herstellung der Windmühlenflügel, sagt Dippolt. Ob diese Erholung tatsächlich schon im kommenden Jahr einsetzen wird?

Aber SGL Carbon hat sich seit Übernahme der Geschäftsleitung durch Derr und Dippold ohnehin mehr zu einem Graphit-Produzenten für die Halbleiter-Branche gewandelt. Hier werden inzwischen die höchsten Umsätze (erstes Halbjahr: 280,6 Millionen Euro) und die üppigsten Margen (Ebitda pre: 23,2 Prozent) erzielt. Dieses Segment erscheint auch sehr aussichtsreich mit seinen Vorprodukten für die Waver-Herstellung oder die Kristallzucht sowie hochreinem Graphit als Anoden-Material für Batterien.

Zweitgrößter Bereich bei SGL sind die Carbon-Fasern mit 125,1 Millionen Euro Umsatz im ersten Halbjahr und einer Ebitda-pre-Marge von 4,9 Prozent mit Produkten für die Windenergie-Branche, Automotiv, Luftfahrt oder Druckbehältern (zum Beispiel für Wasserstoff).

Die nächsten Bereich sind Composite Solutions (Halbjahresumsatz: 79,6 Millionen Euro, Ebitda-pre-Marge: 15,5 Prozent) mit Batterie-Behältern, Fahrzeugteilen oder Federungen und Prozess-Technologie mit 64,4 Millionen Euro Halbjahresumsatz und einer Ebitda-pre-Marge von zuletzt 18,5 Prozent, wo etwa Wärmetauscher aus Graphit für die chemische Industrie gefertigt werden.

Für das Gesamtjahr 2023 erwartet SGL Carbon einen Umsatz auf Vorjahresniveau (2022: 1.136 Millionen Euro) und ein Ebitda (pre) von 160 bis 180 Millionen Euro (Vorjahr: 173 Millionen Euro).

Spannend bei SGL Carbon ist derzeit, dass es Derr und Dippold geschafft haben das Unternehmen neu auszurichten, Schulden zu reduzieren, die Bilanz gut aussehen zu lassen und grundsätzlich profitabel zu arbeiten (Windenergie-Abschreibung kam doch überraschend). Die starke Ausrichtung auf Graphit ist zukunftsträchtig. Windenergie sollte künftig auch wieder besser laufen.

Langfristig, bis 2027, ist ein Umsatz von 1.500 bis 1.600 Millionen Euro und ein operativer Gewinn (Ebitda pre) von 270 bis 300 Millionen Euro angestrebt.

Dafür ist die Aktie aktuell nicht hoch bewertet. Bei einer Marktkapitalisierung von 858 Millionen Euro errechnet sich bei einem Konzernergebnis (2022) von 127 Millionen Euro ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gerade mal 6,8.

SGL Carbon-Aktie (Tageschart): Rückgang als Einstiegschance?

SGL CARBON Aktie

Bildquelle: SGL Carbon; Chartquelle: stock3.com
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