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Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Thomas Mayer zum Geld

Thomas Mayer, FvS Research, Chefvolkswirt

Bildquelle: Flossbach von Storch Research Institute

Thomas Mayer, war bei Salomon Brothers und Goldman Sachs tätig sowie Chefvolkswirt bei der Deutschen Bank. Nun baut er einen Think Tank für die Vermögensverwaltung Flossbach von Storch auf. Sein neues Buch trägt den Titel: Die neue Ordnung des Geldes: Warum wir eine Geldreform brauchen und ist im Finanzbuch Verlag erschienen. Plusvisionen.de hat nachgefragt.

Mit der Bitte um möglichst knappe, also effiziente Antworten, schließlich geht es um Ökonomie.

 

Vom Saulus zum Paulus?
Nicht wirklich. Ich war rund 20 Jahre bei Investmentbanken tätig. In meinem Buch kritisiere ich aber das Kreditgeldsystem, in dem Kreditbanken mit staatlicher Lizenz durch die Vergabe von Kredit Giralgeld in Form von privatem Schuldgeld produzieren. Ich verteidige dagegen das Investmentbanking, das – seiner Natur nach – zwischen Sparern und Investoren vermittelt.

Was war der Tipping Point für Ihren Sinneswandel, schließlich waren sie Jahrelang Teil des Systems?
Die Finanzkrise. Schon nach dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 dachte ich, dass die gängigen ökonomischen Modelle gravierende Mängel aufwiesen. Mit der Finanzkrise war dies nicht mehr zu übersehen.

Was macht Schulden schlecht?
Schulden sind nicht schlecht an sich. Zu viele Schulden, Überschuldung ist schlecht. Da wir in unserem Geldsystem Geld durch Kredit – also Schuld – produzieren, fördert das System die Überschuldung.

Brauchen wir immer Wachstum?
Nein. Die Menschheit kam bis zur industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ohne viel Wirtschaftswachstum aus. Mit der industriellen Revolution kam hohes Wachstum und steigender Wohlstand. Wenn wir mit dem erreichten Wohlstand zufrieden sind können wir auch wieder auf Wachstum verzichten. Das mag vielen Deutschen wünschenswert erscheinen, dürfte aber in den ärmeren Ländern in Afrika und anderswo nicht so populär sein.

Gilt für das Finanzsystem: Jump the Shark?
Wenn Sie damit meinen, dass ein Job im Bankbereich für junge Leute nicht mehr so attraktiv ist, dann haben Sie wohl Recht.

Was war/ist der Kardinalfehler, wenn es denn einen gibt?
Der Glaube an die Gleichgewichtsökonomik. Eine Wirtschaft lebt von Ungleichgewichten.

1797 wurde die Bank von England von der Pflicht befreit Banknoten in Münzgeld wechseln zu müssen. Eine gute Entscheidung?
Und 1844 wurde sie wieder verpflichtet, alle Banknoten mit Gold zu decken. Man vergaß nur, die Golddeckung auch für die Bankeinlagen vorzuschreiben. Ein Fehler mit gefährlichen Konsequenzen.

Was halten Sie vom Manifest der Kommunistischen Partei von Marx und Engels?
Historischer Determinismus ist Quatsch. Aber „Das Kapital“ von Marx enthält exzellente Analysen zur Entwicklung des Kapitalismus. Ich rate jedem, die „ursprüngliche Akkumulation des Kapitals“ zu lesen [Karl Marx – Friedrich Engels – Werke, Band 23, „Das Kapital“, Bd. I, Siebenter Abschnitt, S. 741 – 791].

Wie sieht die Hoffnung aus?
Wie von Ernst Bloch beschrieben [„Das Prinzip Hoffnung“, Berlin 1954], auch wenn Bloch dummerweise glaubte, seine Hoffnung in der DDR zu finden. Aber er sah bekanntlich sehr schlecht.

Gibt es eine unsichtbare Hand, wie Adam Smith sagt?
Ein schönes Bild für die Segnungen der Arbeitsteilung und des freien Wettbewerbs.

Gibt es ein danach oder bleibt es wie es ist?
Wir sehen nicht die Dinge an sich, sondern nur deren Erscheinungen, die unser Wahrnehmungsapparat erfassen kann. Daher ist Ihre Frage nicht zu beantworten. Mehr dazu findet sich in „Kritik der reinen Vernunft“ von Immanuel Kant [Professor in Königsberg, Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Zweite hin und wieder verbesserte Auflage, 1787].

Oder kann es gar kein Ende geben, im Schumpeterschen Sinne?
Für Schumpeter gab es ein Ende, sogar ein „happy end“: im Sozialismus. Da hat er sich gründlich geirrt.

Mögen Sie Gold?
Ja – aber das beruht nicht auf Gegenseitigkeit.

Haben Sie noch ein Konto bei der Deutschen Bank?
Sicher. Ich bin sogar Aktionär dort, allerdings ein recht unzufriedener.

 

Bildquelle: Thomas Mayer

 

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