Plusvisionen

ING-Asien-Experte Joep Huntjens zur Verhängung des Kriegsrechts in Thailand

Eine Außenvision von Joep Huntjens, Head of Asian Fixed Income bei ING Investment Management in Singapur. Seine Analyse nach der Verhängung des Kriegsrechts in Thailand.

Das thailändische Militär hat gestern Abend das Kriegsrecht verhängt, wies aber unmittelbar darauf hin, dass dies nicht als Putsch wie im September 2006 zu verstehen sei. Es wurde nicht versucht, die Regierung zu stürzen oder die bürgerlichen Freiheitsrechte einzuschränken. So wurden zum Beispiel öffentliche Versammlungen nicht verboten, und es herrscht keine Ausgangssperre. Nur einige Medien wurden mit der Begründung verboten, dass diese zu Gewalt aufrufen könnten.

Das Kriegsrecht wurde nach wochenlangen Unruhen und sporadischen Gewaltausbrüchen verhängt. Die Bevölkerung sieht es allgemein als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme an und scheint es gelassen hinzunehmen. Im Laufe des heutigen Tages wurde uns in Singapur mitgeteilt, dass das Leben in Bangkok wie gewöhnlich weitergehe.

Wie die politische Auseinandersetzung ausgehen wird, lässt sich schwer sagen; die Situation ist im Fluss. Die Regierungsgegner wollen einen nicht gewählten Premierminister an die Macht bringen und nutzen im Rahmen der Verfassung alle Möglichkeiten, um dies durchzusetzen. Sie fordern politische Reformen, haben sich dazu aber noch nicht im Detail geäußert. Ein gut funktionierender Staat benötigt voneinander getrennte und unabhängige Gewalten (Exekutive, Legislative und Judikative), die einander kontrollieren. In Thailand hat jedoch die Regierung im Rahmen des derzeitigen Systems die vollständige Kontrolle über alle Gremien, was von der Opposition kritisiert wird. Dafür dürfte es in nächster Zeit keine Lösung geben.

Die geschäftsführende Regierung kämpft weiterhin darum, im Amt zu bleiben; es gibt derzeit kein Parlament, und das Kabinett ist stark reduziert. Und da kein Parlament vorhanden ist, argumentiert der Senat, es sei seine Aufgabe, den Premierminister zu benennen. Das politische Machtspiel ist also noch nicht vorüber. Die Militärpräsenz stellt jedoch Ruhe auf den Straßen her und wird als positiv empfunden.

Die Auswirkungen auf finanzielle Vermögenswerte, insbesondere Lokalwährungsanleihen, waren minimal. Das schwache Wachstum hat zu einem Leistungsbilanzüberschuss geführt, und wegen der politischen Unsicherheiten kamen geplante Infrastrukturprojekte zum Stillstand, wovon Staatsanleihen profitiert haben. Auch Unternehmensanleihen in Dollar haben sich trotz der politischen Lage in Thailand als widerstandfähig erwiesen. Die relativ geringe Volatilität des thailändischen Rentenmarkts lässt sich durch die spürbare Unterstützung durch inländische Anleger erklären.

Nach der Verhängung des Kriegsrechts ließen sich heute nur geringfügige Auswirkungen feststellen. Der thailändische Baht schwächte sich am Morgen ab, erholte sich aber wieder merklich, da die Bank of Thailand stärker am Markt präsent ist und Schwächetendenzen des Baht aggressiv entgegentritt. Derzeit handelt der Baht um 0,15 Prozent schwächer als gestern. Die Renditen von Staatsanleihen in lokaler Währung haben sich um nicht einmal einen Basispunkt ausgeweitet, diejenigen von thailändischen Dollar-Anleihen um 0 bis 10 Basispunkte. Wir rechnen nicht mit einer weiteren Kurskorrektur bei thailändischen Dollar-Anleihen, da die Verhängung des Kriegsrechts die Instabilität im Land unseres Erachtens nicht erhöht hat.

 

Bildquelle: INGIM.com [bearbeitet]

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