Plusvisionen

Krisen-Konjunktur

Die Krise hat ja Konjunktur, was schon wieder zur Vorsicht mahnt – ähm, natürlich zu Optimismus, weil wenn alle in Krise machen, diese womöglich gar nicht kommt. Kürzlich war ich auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse in München. Ich liebe diese Veranstaltung. Das ist für mich wie eine andere Welt. Dort herrscht immer ein wenig Untergang und mitunter Panik. Vor allem scheint jeder Angst um sein Geld zu haben, genauer gesagt Papiergeld. Deshalb gibt es dort auch allerlei Gold- und Edelmetallverkäufer. Das Papiergeld wird in Gold eingetauscht und dann vermutlich wieder in Tresore unter die Erde – also dorthin, wo es mit viel Mühe (und gewaltigen Umweltschäden) herausgeholt wurde.

In früheren Jahren fanden sich auch allerlei Stände von Edelmetallminen und solchen, die es werden wollten auf der Messe. Diese sogenannten Explorer waren immer auf der Suche nach Investoren. Um diese zu überzeugen, lagen Bohrkerne oder Gesteinsproben herum oder es gab Bilder auf denen ein paar alte Bagger herumstanden und natürlich ein Bohrturm, was wohl die möglichen Minenstandorte sein sollten und es wurden ganz viele Präsentationen gezeigt über Probebohrungen und Auswertungen über den Metallgehalt im Gestein. Ich fand das immer genial, diese Geschäftsidee. Eine Power-Point-Präsentation, ein paar Steine, ein paar Bilder und eine nette Geschichte – und schwupps wird in die Aktie investiert. Ich habe als Nichtgeologe nicht die geringste Ahnung davon gehabt, was mir da erzählt und gezeigt wird. Ich konnte auch nie nachprüfen, wo angeblich gebohrt wurde und ob es dort tatsächlich nennenswerte Rohstoffvorkommen gab/gibt. Diese Stände waren in diesem Jahr zu einem großen Teil verschwunden. Schade eigentlich, aber vermutlich ist der Goldpreis zu stark gesunken und die Minenprojekte lohnen sich nicht mehr. Oder das Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr.

Gleich am Eingang gibt es auf der Edelmetall- und Rohstoffmesse immer auch diesen besonderen Bücherstand vom Kopp-Verlag. Dort findet sich alle die Literatur, die der Apokalyptiker, ob aus Hobby oder aus Professionalität, zum Überleben braucht: „Deutschland vor dem Kollaps“, „Vorsicht Bürgerkrieg“, „Wirtschaftskrieg“, „Die wahre Geschichte der Bilderberger“ usw. Ich glaube auch schon so etwas gesehen zu haben wie: Überleben in der Großstadt mit Taschenmesser oder Vorräte optimal anlegen – aber vielleicht war diese Wahrnehmung auch nur der allgemeinen Stimmung dort geschuldet.

Auf was ich aber sicher gestoßen bin: Ein Ankündigung. Anfang kommenden Jahres findet ein Vorsorge Kongress in München statt. Dort geht es wohl um „Nahrungsmittel“ und die „Versorgung zu sichern“, aber auch um Staatsbankrott, Währungsreform, die Abkehr vom Papiergeld, Gartengestaltung oder essbare Wildpflanzen. So weit sind wir schon, denke ich mir dann. Oh je.

So im Alltag merkt man ja nichts oder nicht viel davon. Die Straße wird gekehrt. Die Busse fahren. Es gibt Strom, Wasser, Gas. Gut, mit den Koalitionsverhandlungen hapert es etwas. Aber der Eindruck mag ja täuschen. Bricht die Katastrophe aus heiterem Himmel über uns herein? Stefan Zweig hat das ja in „Die Welt von Gestern“ beschrieben. Könnte somit sein. Vielleicht ein Trost: Nur weil das Papiergeld futsch ist (war ja schon öfter der Fall), muss ja nicht gleich die Welt untergehen. Womöglich kommt was besseres nach?

 

Bildquelle: Grey59  / pixelio.de

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