Plusvisionen

Investieren mit dem Einstein-Faktor

Bei den Hebelprodukten werden Faktor-Zertifikate die gefragtesten Produkte sein, das ist ein Ergebnis der Emittenten-Umfrage des Deutschen Derivate Verband (DDV) für das Jahr 2014. Was sind Faktor-Zertifikate eigentlich? Worin liegt ihr Vorteil?

Zunächst einmal sind Faktor-Zertifikate sehr transparent: Sie haben einen Hebel (Faktor) von 1, 2, 3, 4 oder 5 und der ist an jedem Handelstag gleich, egal, ob die Kurse nun stark oder weniger stark schwanken und das bei endloser Laufzeit – alles ganz übersichtlich somit.

Ein Beispiel: Gekauft wird ein Faktor-Zertifikat long mit dem Hebel 4 auf einen Index. Die Spekulation geht auf und der Index steigt um 2 Prozent. Für den Faktor-Zertifikat bedeutet das ein Plus von stattlichen 8 Prozent (4 × 2 Prozent). Sind beide, Index und Zertifikat, bei 100 gestartet, steht der Index nun bei 102 und das Zertifikat bei 108 Euro.

Am zweiten Handelstag klettert der Index um 2,5 Prozent, was für das Faktor-Zertifikat ein Plus von 10 Prozent (4 × 2,5 Prozent) bedeutet. Die Stände nun: 104,55 im Index (102 + 2,5 Prozent) und 118,80 Euro beim Faktor (108 × 10 Prozent). Und auch am dritten Handelstag geht es um 1,5 Prozent aufwärts. Der Index steht somit bei 106,12 und das Faktor-Zertifikat bei 125,93 Euro (118,80 + 4 × 1,5 Prozent).

Es wird deutlich: Faktor-Zertifikate sind stark, wenn es kontinuierlich nach oben geht. Dann kommt der Basiseffekt oder der Zinseszinseffekt voll zum Tragen. Und wie sagte der Physiker Albert Einstein einmal: „Die größte Erfindung des menschlichen Geistes? Die Zinseszinsen.“ Wahlweise hat er diese auch als das „achte Weltwunder“ bezeichnet. Faktor-Zertifikate nutzen diesen Effekt. Während der Index in den drei Tagen gut 6 Prozent gutmachen konnte, waren es beim Faktor-Zertifikat knapp 26 Prozent.

Hier unterscheiden sich auch Faktor-Zertifikate von Turbos oder Minis, deren Hebel bezogen auf den immer höheren Kurs tendenziell abnimmt (bezogen auf den Kaufpreis bleibt er gleich), wenn die Spekulation aufgeht (siehe auch Tabelle unten „Faktor vs. Turbo“).

Was, wenn nicht? Angenommen, der Index steigt nicht, sondern fällt am dritten Handelstag überraschend um 3 Prozent. Der Index würde bei 101,41 und das Faktor-Zertifikat bei 104,54 Euro (118,80 − 4 × 3 Prozent) notieren. Sinkt der Index daraufhin nochmals um 2 Prozent auf 99,38, würde das Faktor-Zertifikat bei 96,18 Euro (104,54 − 4 × 2 Prozent) stehen. Der Basiseffekt hätte sich umgekehrt. Und: Verbessert sich der Index wieder auf 102 – ein Plus von 2,64 Prozent im Vergleich zum Vortag – stünde das Zertifikat bei 106,34 Euro (96,18 + 4 × 2,64 Prozent). Der Index hätte somit sein Niveau vom Ende des ersten Handelstags wieder erreicht, wohingegen das Zertifikat unter den an diesem Tag erreichten 108 Euro bleibt.

Noch eine gute Nachricht: Mit Faktor-Zertifikaten ist ein Totalverlust eher unwahrscheinlich. Die schlechte Nachricht: In der Praxis kann der Inhaber einem „wirtschaftlichen Totalverlust“ recht nahe kommen, wobei die Ausgestaltung des Produkts von Anbieter zu Anbieter variiert. Bei der Commerzbank beispielsweise gibt es eine sogenannte Anpassungsschwelle, die braucht es auch, da ja ein Faktor-Zertifikat mit Hebel 4 bei einem Kurssturz (innerhalb eines Handelstags) des Basiswerts um 25 Prozent wertlos wäre. Deshalb gibt es bei Verlusten von 20 Prozent bei einem Faktor-4-Zertifikat der Commerzbank quasi einen Intraday-Handelsstopp. Dann wird von diesem niedrigen Niveau aus (4 × 20 Prozent, also minus 80 Prozent) ein neuer Handelstag simuliert und von dort aus wieder weitergerechnet. Da es bei den Commerzbank-Produkten keinen Knock-out gibt und die Laufzeit endlos ist, kann ein Anleger durchaus wieder von einem Anstieg profitieren, wenn auch von einem sehr ermäßigten Stand aus.

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