Plusvisionen

Optimismus // Stehen wir auf

Ich habe heute zwei Kommentare gelesen und schon geht es mir … schlecht. Ich fühle mich beunruhigt. Der eine war „Wunschkonzert“ von Roland Tichy in der Wiwo, der andere „Die trügerische Euphorie in der Euro-Krise“ von Wolfgang Münchau auf Spon. Bei Roland Tichy weiß ich nicht so recht, scheinbar möchte er es irgendwie strenger. Er schreibt vom Paradies, in dem es uns vielleicht zu gut gehe, die Fesseln des Neoliberalismus, die gesprengt zu sein scheinen, was bei ihm wehmütig klingt, von den grauen Herrn aus der Bundesbank, die das nie zugelassen hätten, wenn sie denn noch etwas zu sagen hätten. Die deutsche Exportindustrie lebe nicht nur von der eigenen Leistung, sondern von niedrigen Zinsen und dem niedrigen Euro, diese „nicht nur“ geht dabei aber unter. Und besonders düster ist dieser Satz: „Nur Zinsen an der Null-Grenze stabilisieren die Schuldendemokratien und suggerieren einen Aufschwung, hinter dem ökonomisch keine Substanz steht.“ Keine! Im Umkehrschluss bedeutet das auch, wenn die Frauen und Männer in der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen oder nicht mehr wollen und die Zinsen erhöhen, dann geht die Euro-Welt unter, sie hat ja keine Substanz. Schluck. Ja, wir müssen endlich der „brutalen Wirklichkeit … ins Gesicht sehen“. Mein Abendgebet wird heute länger ausfallen … Ich überlege mir auch, Herrn Tichy mit einzuschließen.

Und Wolfgang Münchau: Er fängt harmlos einlullend an mit „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“. Doch auch er arbeitet sich in seiner Fasten- oder Karfreitagspredigt schnell zur Apokalypse vor: Finanzkrise. Systemkrise. Arbeitslosigkeit. Deflation. Schieflage. Politische Radikalisierung. Noch ein paar Sätze über die dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und schon glaubt sich jeder in der Eurozone in Mordor oder im Dritten Reich. Puuh … Aber ich habe ohnehin den Verdacht, dass Wolfgang Münchau ein heftiges Problem mit dem Euro und der Eurozone hat, ich vermute er hätte lieber das britische Pfund oder den Dollar, weil dort alles viel besser ist.

Ich will ja auch nicht leugnen, dass es nicht immer rosig aussieht, gerade in den Südländern der Eurozone, ich will auch nicht negieren, dass es den Banken nicht sonderlich gut geht, aber sollte man nicht dennoch den Menschen einen Willen zur Veränderung unterstellen, den Willen, es besser zu machen? Neuen Idee Raum geben? Nach vorne blicken? Wir können die Zukunft gestalten. Sollten wir nicht auch unterstellen, dass es schon immer Fortschritt gab? Ich möchte mit Zuversicht durch das Leben gehen – und nicht ständig in Wehklagen verfallen.

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