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Interview Arne Dehn – Stemmer Imaging // Die 200 Millionen Euro fest im Blick

STEMMER IMAGING

Bildquelle: STEMMER IMAGING

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Arne Dehn, den CEO des Bildverarbeitungsspezialisten Stemmer Imaging, über das Ergebniswachstum von 50 Prozent, das mittelfristige Umsatzziel von 200 Millionen Euro und entscheidende Wettbewerbsvorteile, unter anderem im Bereich E-Mobilität. Nach starken Geschäftszahlen für die ersten neun Monate hat Stemmer Imaging die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr angehoben.

Herr Dehn, Krisen allenthalben. Sind Sie zufrieden mit der bisherigen Entwicklung im Geschäftsjahr?
Arne Dehn: Stemmer Imaging legt in diesem Jahr Rekordzahlen vor und das in Zeiten von Stapelkrisen in der Welt. Unser Umsatzwachstum von 15,4 Prozent liegt als Technologieunternehmen in der Bildverarbeitung deutlich über den vom VDMA veröffentlichten Zahlen. Das elfte Quartal in Folge weisen wir mit den nun veröffentlichten Zahlen steigende Profitabilitätskennzahlen aus – und aufgrund der bisher erreichten Ergebnisse und der Visibilität für das vierte Quartal konnten wir die Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr anheben auf eine Ebitda-Bandbreite von 24,0 bis 27,5 Millionen Euro. Das kann sich durchaus sehen lassen.

Umsatz und operatives Ergebnis lagen im dritten Quartal und in den ersten neun Monaten deutlich über den Vorjahreswerten. Was sind die Treiber für diese positive Entwicklung?
Unser Gewinn pro Aktie liegt im dritten Quartal mit 0,70 Euro starke 50 Prozent über dem Vorjahr, analog gilt diese Steigerung auch für den Neunmonatszeitraum. Als Wachstumsunternehmen legen wir deutliche Steigerungen beim Umsatz vor, im dritten Quartal immerhin 18,3 Prozent im Vorjahresvergleich – und das nach einem starken Jahr 2021 mit einem Umsatzwachstum von 26,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die ersten neun Monate dieses Geschäftsjahres liegt unser Auftragseingang mit 126,3 Millionen Euro über dem Umsatz von 113,0 Millionen Euro, so dass wir positive Zukunftsaussichten unterstreichen können.

Die starke Ergebnisqualität kommt von einem werthaltigen Angebot, das preisstabil hohe Nachfrage findet, sich von Lieferschwierigkeiten weitestgehend unbeeindruckt zeigt und Kostensteigerungen und Wechselkursschwankungen am Markt durchsetzt. Unsere Organisationsprozesskosten skalieren entsprechend gut, so dass ein tolles Ergebnis unter dem Strich hängen bleibt, immerhin 50 Prozent mehr Ebitda BITDA als im Vorjahr.

Welche Bereiche / Branchen halten Sie in den kommenden Jahren für besonders aussichtsreich für Stemmer Imaging?
Die Nachfrage nach Bildverarbeitung wird weiterhin stark sein. Wir sehen das sowohl im industriellen als auch im nicht-industriellen Bereich. Besonders starkes Entwicklungspotenzial gibt es derzeit im Bereich der zirkulären Wirtschaft, beispielsweise dem Recycling. Hier kann Bildverarbeitung mit spannenden neuen Technologien eine höhere Materialwiedergewinnungsquote erreichen.

Gleiches gilt für den Bereich E-Mobilität. Hier ist das Aktivitätsniveau für die derzeit entstehenden Gigafactories zur Batteriezellproduktion schon hoch und wird sicherlich zunehmen. Bildverarbeitung trägt hier dazu bei, die derzeit noch sehr hohe Ausschussquote im Herstellungsprozess deutlich zu reduzieren – im Übrigen etwas, was wir mit unserem Fokus auf Europa als entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die europäischen Anstrengungen, in diesem Bereich gegen asiatische Konkurrenten zu bestehen, gerne unterstützen. Als weitere Wachstumsmärkte sehen wir den Lebensmittelbereich, wo Qualitätsmaßstäbe neu definiert werden – denken Sie nur an die Möglichkeit, Mikroplastik erkennen zu können.

Hängt diese Entwicklung auch mit den Megatrends Digitalisierung und Automatisierung zusammen?
Eindeutig. Letztendlich liefern Bilddaten eben entscheidende Informationen für Entscheidungsprozesse. Das gilt in Fertigungsprozessen, die immer intelligenter werden und zunehmend sogenannte Datalakes und Digital Twins aufgebaut werden, um mit höher vernetzten und intelligenten Daten schneller, besser und nachhaltiger zu arbeiten. Dass die steigenden Personalkosten weitere Automatisierungsanstrengungen treiben werden, ist wohl keine kühne Behauptung.

Aber auch außerhalb der Fabrik passiert einiges. Sportanalyse ist heute nicht mehr aus dem Profisport wegzudenken. Bilddaten liefern hier entscheidende Informationen – bald wieder bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Mittlerweile sind Bildverarbeitungssysteme aber auch schon im Consumer-Bereich verfügbar, denken Sie an die derzeit sehr hippen Entertainment-Angebote mit Augmented-Reality-Anwendungen. Auch hier werden unsere Bildverarbeitungskomponenten eingesetzt.

Kürzlich wurde die Prognose für das Gesamtjahr erhöht. Was stimmt Sie optimistisch?
Unsere Prognose haben wir auf Basis der nun vorgelegten Neun-Monatszahlen und der Visibilität für das vierte Quartal im Umsatzbereich auf 150 bis 156 Millionen Euro auf das obere Ende der bisher kommunizierten Bandbreite konkretisiert und im Ergebnisbereich sehen wir wie bereits angesprochen nun ein Ebitda zwischen 24 und 27,5 Millionen Euro, oberhalb der ursprünglichen Bandbreite. In Summe stimmt uns der bestehende Auftragsbestand und das weiterhin hohe Aktivitätsniveau in unseren wichtigsten Märkten positiv. Unser Auftragsbestand reicht noch weit ins Jahr 2023 und wir erwarten auch dieses Jahr noch einige positive Auftragszugänge.

Sie gehen sogar davon aus, dass sich die operative Marge etwas verbessern könnte. Fürchten Sie keine steigenden Rohstoff- und Energiekosten?
Natürlich besorgt uns die aktuelle inflationäre Entwicklung. Mit Kostensteigerungen im Materialbereich aufgrund von Lieferengpässen und Lieferkettenproblemen konnten wir in der Vergangenheit gut umgehen. Wir erwarten hier eher eine Entspannung. Energiekosten sind kein primärer Kostentreiber für unser Geschäft, so dass hier andere Branchen wesentlich mehr betroffen sind. Wie schon erwähnt, sind wir in der Lage, mit den Krisen gut umzugehen, insbesondere weil ausreichend stabile Wachstumstreiber in unserem Markt vorhanden sind. Die versuchen wir zu nutzen – bisher gelingt uns das gut.

Wie ist es um die Lieferkettensituation bei Stemmer Imaging bestellt? Fehlen Vorprodukte?
Das Thema ist immer noch präsent, wenn auch nicht mehr in dem Ausmaß. Aber um das auch deutlich zu sagen – unserem Anspruch, jeden Kunden optimal zu bedienen und dazu gehört eben auch die Bestätigung des Wunschliefertermins, können wir noch nicht vollständig gerecht werden. Aber unsere Kunden wissen, dass unsere Mitarbeiter rastlos daran arbeiten, um das Unmögliche möglich zu machen. Das wird sich auch in besseren Zeiten auszahlen.

Dürfen sich die Anleger für das laufende Geschäftsjahr oder in den nächsten Jahren über eine Dividenden-Erhöhung freuen?
Jetzt müssen wir das Geld erst einmal verdienen, bevor wir es ausgeben. Aber Spaß beiseite: Die Vorzeichen für eine attraktive Dividende sehen gut aus. Ich möchte auch daran erinnern, dass wir bereits in 2022 für das Geschäftsjahr 2021 unsere Dividende auf 0,75 Euro je Aktie angehoben haben.

In unserem Interview im Mai 2021 haben Sie über „die Umsatzmarke von 200 Millionen Euro in absehbarer Zeit“ gesprochen. Wann könnte es so weit sein?
Unser Erfolgskurs bestätigt uns mit starkem Wachstum und hoher Profitabilität. Unsere Strategie und unser Geschäftsmodell funktionieren also. Rein rechnerisch müssen wir ein Wachstum von 15 Prozent pro Jahr vorlegen, um die angekündigte Marke von 200 Millionen Euro im Jahr 2024 zu schaffen. Zu dieser Jahresmarke haben wir uns committed und wir haben diese auch fest im Blick.

Die vor eineinhalb Jahren im Gespräch ebenfalls als Mittelfristziel ausgegebene Ebitda-Marke von 20 Millionen Euro werden Sie bereits im laufenden Jahr deutlich überschreiten. Welches Potenzial sehen Sie für die nächsten Jahre noch?
Als wir 2019 das Ebitda-Ziel von 20 Millionen Euro kommuniziert haben, wussten wir nicht, was uns alles an Krisen und Widerständen erwartet. Und trotzdem liefern wir eindrucksvoll ab – und das nicht auf Kosten von Top-Line-Wachstum. Und weiteres Entwicklungspotenzial ist identifiziert. Sicherlich in den aktuellen Zeiten sehr relevant ist aber, dass wir weiterhin einen starken operativen Cash-flow generieren und unsere Aktienrendite sich ebenso gut entwickelt. Es bleibt also unter dem Strich für unsere Aktionäre mehr hängen.

Herr Dehn, besten Dank für das Interview.

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