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Berentzen-Aktie // Chart-Signal oder Schnapsidee?

Einst (1983) grölten – oder sie grölen noch immer – Die Toten Hosen: „Eisgekühlter Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt, eisgekühlter Bommerlunder …“ Bommerlunder, wer? Kennt noch jemand unter 40 Jahren Bommerlunder? Zur Aufklärung: Es ist ein Aquavit-Schnaps aus dem Hause Berentzen.

Ein Problem des Unternehmens Berentzen. Wer trinkt noch Korn? Das Image wie auch die Marken (unter anderem Strothmann oder Doornkaart, neben Trendlabels wie Puschkin) sind doch etwas verstaubt. Hinzu kommt ein heftiger (internationaler) Wettbewerb.

Berentzen … richtig, da war doch was. Berentzen hatte vor Jahren die genial Schnapsidee Korn und Apfelsaft zu Apfelkorn zu mixen. Aber auch das zieht längst nicht mehr so wie früher. Jetzt will der Kunde, wenn schon geistige Getränke sein sollen, Premium – und darauf setzt Berentzen mit der Marke Signature.

Vor allen aber will der gesundheitsbewusste Konsument heute alkoholfreie Getränke. Natürlich hat sich Berentzen auch hier mit der Hipsterbrause Mio Mio und der Konzession für Sinalco Limonade entsprechend positioniert.

Im ersten Halbjahr legte der Umsatz im Segment alkoholfreie Getränke um 4,8 Prozent auf 25,3 Millionen Euro zu, während die Erlöse bei den Spirituosen um 2,3 Prozent auf 39,8 Millionen Euro fielen. Trotz dieser Verschiebungen bleiben alkoholische Getränke (einstweilen) der deutlich größere Umsatzbringer.

Stabilisiert haben sich die Ergebnisse bei Berentzen: Der Betriebsgewinn (Ebit) verbesserte sich im ersten Halbjahr um zehn Prozent auf fünf Millionen Euro und das Konzernergebnis machte 3,7 Prozent auf 2,8 Millionen Euro gut. Wird nun von einem Jahreskonzernergebnis von 5,5 Millionen Euro ausgegangen, würde sich ein prognostiziertes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bei einem derzeitigen Marktwert von 62 Millionen Euro von angenehmen 11,2 errechnen.

Kann die Dividende von 0,28 Euro gehalten werden, würde das zusätzlich eine aktuelle Dividenden-Rendite von 4,2 Prozent bedeuten. Fundamental hat die Börse somit schon einige Risiken im Kurs berücksichtigt.

Charttechnisch ist es der Berentzen-Aktie nun gelungen den seit Mitte 2017 bestehenden Abwärtstrend und auch die 200-Tage-Durchschnittslinie zu überwinden (siehe Tageschart unten). Gut, das war auch schon im April der Fall und der Ausbruchsversuch scheiterte, aber die Chancen stehen nach dem erneuten Ausverkauf ungleich besser, wobei Vorsicht weiter ratsam ist, bei diesem marktengen Wert.

Anleger sollten bei Berentzen in keinen Rausch verfallen. Das Unternehmen bewegt sich in einem schwierigen Markt mit starker Konkurrenz und überschaubaren Margen (zuletzt 6,3 Prozent Ebit-Marge). Das lässt keine großen Bewertungssprünge zu. Schön ist zurzeit die Charttechnik und die Dividenden-Rendite. – Und wer weiß, vielleicht wird ja Bommerlunder oder Korn nach Wodka und Gin, wenn er regional daherkommt, der nächste Hipstersprit.

Berentzen-Aktie (Tageschart): Ausbruchsversuch nach Bodenbildung

Berentzen Aktie

Bildquelle: Berentzen
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