Plusvisionen

Der Fall Weber

Was mich beim Fall Weber wundert: Es wird darüber gemutmaßt, wer wohl sein künftiger Arbeitgeber sein wird, es wird geunkt, dass es für die Bundeskanzlerin peinlich sei, es wird beklagt, dass Deutschland, wenn es um internationale Posten gegeht, sich meist recht ungeschickt anstellt, aber über die Gründe, warum Axel Weber den Bettel hinwirft, darüber hört und liest man gar nichts oder nur wenig.

Könnte es sein, dass Axel Weber genug hat vom politischen Gezerre um den Euro? Dass er mit seinen Mahnungen hinsichtlich dem Ankauf von zweifelhaften Anleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) meist nur Kopfschütteln hervorruft. Den Gelddruckereien einzelner nationaler Notenbanken. Dass er mit seinen Forderungen für strengere Regeln zur Schuldenbegrenzung als „Spielverderber“ angesehen wird. Es scheint so, als sei Axel Weber kein Politiker. Aber muss er das sein als Bundesbankchef oder künftiger EZB-Chef. Anscheindend ja. Ich meine nein.

Die Notenbank soll vor allem für Geldwertstabilität und Vertrauen sorgen — den Grundpfeilern eines Papiergeldsystems, in dem unbegrenzt Geld geschaffen werden kann [Fiat Money]. Muss sich das ein Notenbankchef zum Erfüllungsgehilfen der Politik machen. Nein. Er muss das Geld zusammenhalten, nicht mehr und nicht weniger. Wird er zum Politiker, dann ist es mit dem Vertrauen um das Geld nicht mehr gut bestellt.

Ohne die Anleihenkäufe, Stabilitätsfondsanleihen sowie den (angeblich zeitlich begrenzten) Gelddruckaktionen in Portugal und Irland wäre der Euro bereits kaputt, sagen die Befürworter einer solchen Politik. Aber mit diesen Maßnahmen hat man allenfalls Zeit gewonnen. Die Schulden sind dadurch noch nicht verschwunden. Die große Umschuldungsaktion wird deshalb kommen. Wie also nicht gleich?

Nach Horst Köhler ist das schon der zweite nebulöse Abgang aus dem Umfeld der Bundeskanzlerin, der aber auch irgendwie in Zusammenhang mit dem Euro zu stehen scheint. Was die Geldwertstabilität des Euro angeht, sind das keine sonderlich guten Signale.

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