Plusvisionen

Big Mac Index // Dollar, Franken und der unterbewertete Euro

Quelle: Bundesbank

Es geht um Gleichheit – Parität, vom lateinischen par. Grundgedanke der Kaufkraftparität, kurz KKP oder englisch Purchasing Power Parity, PPP, ist der, dass (nahezu) identische Güter oder Dienstleistungen überall auf der Welt gleich viel kosten. Die Kaufkraftparität ist damit eine sehr elementare Preisrelation zwischen analogen Gütern und Dienstleistungen in unterschiedlichen Währungsräumen.

Diese Preisrelationen geben an, wie viele Einheiten ausländischer Währung notwendig sind, um die identische Menge an Gütern und Dienstleistungen zu kaufen, die im Inland für eine heimische Währungseinheit erhältlich ist. Ein Beispiel: Angenommen, in den USA würde ein Liter braune Brause 1,50 Dollar kosten und in Deutschland wären dafür 2,10 Euro zu bezahlen, dann errechnet sich eine Kaufkraftparität für dieses Produkt von 1,40 [2,10/1,50]. Das hieße, in Deutschland könnten im Beispiel für 1,40 Euro ebenso viele Warenwerte gekauft werden wie in den USA für 1,00 Dollar. Für die Menge braune Brause, für die im Beispiel in den USA 1,00 Dollar gezahlt werden muss, würde der Verkäufer in Deutschland 1,40 Euro erwarten.

Ausgangspunkt ist immer der Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung in inländischer Währung. Was kostet im Inland ein Kilogramm Brot? Was kostet ein Fernseher? Was kostet ein Auto? Wie viel ist für eine Übernachtung im Hotel oder eine typische Handwerkerdienstleistung fällig? Theoretisch sollten diese Güter und Dienstleistungen in allen Ländern gleich viel kosten. Wenn dem nicht so ist, sollen der Theorie nach die Wechselkurse diese Differenzen in den jeweiligen nationalen Preisniveaus ausgleichen. Unterschiedliche Geldbeträge sollen durch die Wechselkurse vergleichbar gemacht werden. Haben die verschiedenen Währungen durch die Wechselkurse dieselbe oder eine sehr ähnliche Kaufkraft, dann herrscht Kaufkraftparitätnominaler und realer Wechselkurs sind dann identisch.

Sehr verkürzt gesprochen sollen sich die Wechselkurse (und Inflation und Zinsen) zwischen zwei Ländern so anpassen, dass langfristig Kaufkraftparität entsteht. Wäre dem nicht so, würden Arbitrage-Möglichkeiten entstehen. Um dies zu verdeutlichen, wurde von der britischen Wochenzeitschrift The Economist und deren Redakteurin Pam Woodall 1986 der Big-Mac-Index entwickelt.

Ziel dieses Index war und ist es, Wechselkursverhältnisse, Kaufkraftparitäten sowie Über- und auch Unterbewertungen transparent zu machen. Die Idee dabei: Der Big Mac ist ein sehr homogenes Gut und wird in mehr als 140 Ländern angeboten. Die Herstellung unterliegt in den jeweiligen Ländern restriktiven einheitlichen Konzernvorschriften. Zudem werden die Zutaten laut Unternehmensstrategie möglichst regional erworben, wodurch das nationale Preisniveau in die Berechnung einfließt. Sprich, der Big Mac sollte theoretisch überall auf der Welt – umgerechnet – einen identischen Preis haben. Hat er aber nicht.

So kostete laut der Auswertung des Big-Mac-Index des Economist vom Januar 2016 ein entsprechendes doppeltes Sesambrötchen mit Rindfleischklopsen in den USA 4,93 Dollar.

In Deutschland (Eurozone) waren laut Economist dafür 3,72 Euro zu bezahlen. Bei einem Dollar-Euro-Kurs von 0,93 Euro, kam der Burger umgerechnet (gerundet) auf einen Preis von 4,00 Dollar, was 0,93 Dollar weniger als in den USA waren.

Anders ausgedrückt: Eigentlich hätte der Burger in Deutschland 4,59 Euro kosten müssen [4,93 Dollar × 0,93]. Angesichts des Umrechnungskurses scheint der Euro somit unterbewertet zu sein, um 19 Prozent. Um Kaufkraftparität herzustellen, müsste der Euro-Kurs eigentlich bei 0,76 Euro [3,72 Euro / 4,93 Dollar] liegen, denn dann würde der Burger in Deutschland (Eurozone) umgerechnet auf (gerundet) 4,93 Dollar [3,72 / 0,76] kommen.

Der chinesische Renminbi ist laut Big-Mac-Index um 46 Prozent unterbewertet und der japanische Yen um 37 Prozent.

In der Schweiz ist es umgekehrt. Dort kostete der Big Mac laut Economist am Stichtag 6,50 Franken. Bei einem Kurs von 1,01 Franken zum Dollar, wären das umgerechnet 6,44 Dollar [6,50 Franken / 1,01 Franken]. Theoretisch dürfte der Burger aber eigentlich nur 4,98 Franken kosten [4,93 × 1,01]. Der Franken wies zum Dollar somit eine Überbewertung laut dieser Rechnung von 31 Prozent auf oder anders ausgedrückt, der Wechselkurs hätte bei 1,31 Franken liegen müssen [6,44 / 4,93], damit eine Kaufkraftparität von 4,93 Dollar (Big-Mac-Preis in den USA) hergestellt würde [6,44 / 1,31 Franken].

In einer Welt ohne Transportkosten oder anderen Kosten und Zeitfaktoren hätte ein Arbitrageur in der Schweiz einfach und folgendes Geschäft tätigen können: Er geht zu seiner Bank und tauscht 488 Franken in 493 Dollar [493 / 1,01]. Mit diesen 493 Dollar fliegt er in die USA und kauft dort 100 Big Macs zu einem Preis von 493 Dollar. Anschließend geht es retour in die Schweiz (die Big Macs würden warm und genießbar bleiben). Dort könnte der Arbitrageur die Burger jetzt zu 650 Franken verkaufen [6,50 × 100], wobei sein Einsatz lediglich 488 Franken betragen hätte. Es entstünde somit ein Arbitragegewinn durch die Franken-Überbewertung von 162 Franken.

Die Frage ist, wieso kommt es überhaupt zu solchen Abweichungen? Die Kaufkraftparität ist nur eine sehr einfache Darstellung, die etwa keine Transportkosten oder politischen Eingriffe in das Marktgeschehen oder Ähnliches enthält. Außerdem ist der Einfluss von Warengeschäften auf den Devisenmarkt nur sehr gering. Lediglich etwa drei Prozent davon sollen aus dem Warenaustausch stammen.

Zudem sind Währungskurse nur ein Maßstab. Unter Berücksichtigung des höheren Bruttoinlandprodukts (BIP) pro Person (und teureren Arbeitskosten) in der Schweiz, ist der Schweizer Franken nur um 2 Prozent überbewertet.

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Bildquelle: Bundesbank, Grafik: The Economist

 

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