Plusvisionen

Und tschüss Inflation

Was die Rentenmärkte schon lange vermuten [wegen der derart niedrigen Renditen dort] und auch an der Börse so langsam zu Gewissheit wird, ist nun amtlich: Wir müssen wohl eher Deflations- als Inflationstendenzen fürchten.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist der Verbraucherpreisindex für Deutschland im Juni 2010 gegenüber Juni 2009 um 0,9 Prozent gestiegen. Die Inflationsrate  gemessen am Verbraucherpreisindex ist damit im Juni 2010 leicht zurückgegangen: im Mai 2010 hatte die Jahresteuerungsrate noch bei plus 1,2 Prozent gelegen. Der für die Geldpolitik wichtige Schwellenwert von zwei Prozent wird weiterhin deutlich unterschritten. Im Vergleich zum Vormonat Mai 2010 erhöhte sich der Verbraucherpreisindex um 0,1 Prozent. Die Schätzung für Juni 2010 wurde damit bestätigt.

Von Inflation kann da wohl keine Rede sein. Da wundert es fast, dass Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, den Sparkurs der Regierungen so vehement verteidigt: „Wir [die EZB] schließen uns nicht der Meinung an, dass eine Reduzierung der öffentlichen Ausgaben das Wachstum abwürgen wird.“ Er sieht langfristig sogar Vorteile des Sparens: „Ausgabenkürzungen in den Haushalten werden den gegenwärtigen Aufschwung in nachhaltiges Wachstum verwandeln.“

Das geht in Richtung „umgekehrtes“ Ricardische Äquivalenz oder Barro-Ricardo-Äquivalenzproposition. Wenn heute gespart wird (und die Steuern erhöht werden), dann freuen sich Wirtschaft und Konsumenten gemeinsam auf die Zukunft und geben schon heute (oder demnächst) mehr Geld aus.

Der Haken: Was tun, wenn es Wirtschaft und Konsumenten anders sehen und nicht investieren und konsumieren? Wenn die Nachfrage einfach ausbleibt. Muss dann doch mehr Geld unter die Leute gebracht werden? Vulgo: Geld drucken. Dabei muss es nicht zwingend zu Inflation kommen, worauf die jüngsten Preisdaten einen Hinweis geben, da ja bereits einiges Geld in den Markt gepumpt wurde. Diese Geld hat eben nicht (auch nicht in anderen Industriestaaten) zu einem deutlichen Plus an Krediten (Geldschöpfung) geführt. Zu groß ist nach wie vor die Verunsicherung in der Wirtschaft, bei den Konsumenten und unter den Banken. Was sich auch gezeigt hat: Ohne staatliche Hilfe (Häuserprämie in den USA, Abwrackprämie in Europa) wird es sofort zäher. Mal sehen, wie lange noch gespart wird?

Exit mobile version