Plusvisionen

10 Erkenntnisse aus dem Hinken von RWE, Milliarden-Verlusten und der Hoffnung

VoRWEgehen steht während der heutigen Bilanzpressekonferenz zum Ergebnis 2013 des Energiekonzerns RWE über den Köpfen des Vorstands. Ist dies Mahnung oder gar Drohung? Vorweg geht der Vorstand schon lange nicht mehr, viel mehr hinkt er der Entwicklung hinterher, stolpert hin und wieder dabei und gibt dies auch unumwunden zu: „Wir haben auch Fehler gemacht. Wir sind spät in die erneuerbaren Energien eingestiegen – vielleicht zu spät.“ Vielleicht steht ja RWE inzwischen eher für: Retten Wir Es?

Ob es der Vorstand rettet? Was ist davon zu halten, wenn dieser den Glauben an sich selber und gute Ideen verloren hat? So schön kann Marktwirtschaft sein, wenn das Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert und einem nichts mehr einfällt, wird nach dem Staat gerufen. Vorstandsvorsitzender Peter Terium meint, es sei nun „Schluss mit lustig“ und man stecke in einem „echten Dilemma zwischen Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit“. Überhaupt, „lange halten wir das nicht mehr durch“, die Zeit dränge und es müsse sofort gehandelt werden! „Die Politik muss reagieren, und zwar jetzt! Der Tanz auf dem Vulkan muss ein Ende haben!“ [3x Ausrufezeichen] Drei Anmerkungen dazu: Erstens, interessanter Satz, der vom Vulkan, von einem Energieversorger. Zweitens: Ist das wir beim Durchhalten ein Pluralis Majestatis von Herrn Terium? Drittens: Ist Herr Terium im Dschungel? Bitte Staat, hol uns hier raus?[hr]

Und so sieht dann die Energiewende für RWE aus:

Erstmals seit Gründung der Bundesrepublik schreibt RWE Verluste. In Zahlen: Das Nettoergebnis lag 2013 bei minus 2,8 Milliarden Euro. Das Ergebnis liegt 4,1 Milliarden unter dem Vorjahreswert. Witwen- und Waisenpapier war gestern.[hr]

Grund dafür sind „Wertberichtigungen“ in einer Größenordnung von 4,8 Milliarden Euro, vor allem im Segment „konventionelle Stromerzeugung“. Das sind die „alten“ Kraftwerke, darunter auch Braunkohlekraftwerke mit einem Wirkungsgrad und einem C02-Ausstoß, dass einem die Tränen kommen.[hr]

Diagnose von Peter Terium: „Mit unseren konventionellen Kraftwerken – vor allem auf Basis von Gas und Kohle – verdienen wir immer weniger Geld. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren fortsetzen. Diese Entwicklung ist unumkehrbar.“[hr]

Bei 20 bis 30 Prozent der Kraftwerke von RWE decken die Erlöse noch nicht einmal die Kosten.[hr]

Früher trug RWE die Bezeichnung Energieriese, jetzt wohl eher Scheinriese: RWE hat beschlossen seine Kraftwerksleistung – zumindest zeitweise – um 4.400 Megawatt zu reduzieren. Bereits Mitte 2013 war eine Verringerung um 3.100 Megawatt angekündigt worden. Schwierig, wenn ein Kraftwerksbetreiber immer weniger Kraftwerke betreibt und es gleichzeitig an der zündenden (erneuerbaren?) Idee für die Zukunft fehlt.[hr]

Auf RWE lasten (Netto-)Schulden von knapp 31 Milliarden Euro. Diese „stehen weiterhin nicht in einem vernünftigen Verhältnis zu unserer Ertragskraft“. 2 Milliarden Euro Schulden wurden schon abgebaut, immerhin. Bis Ende 2017 soll noch einmal ein Bruttobetrag von 1 Milliarde Euro eingespart werden.[hr]

Die Dividende für das Geschäftsjahr 2013 wird auf 1 Euro sinken. 2012 wurden noch 2 Euro gezahlt. Ob für das Geschäftsjahr 2014 der eine Euro gehalten werden kann? Fraglich.[hr]

Immerhin hat sich der Cash-flow um 31 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro erhöht. Der Free Cash Flow lag bei 1,3 Milliarden Euro, nach -686 Millionen Euro.[hr]

Vor Energie strotz RWE auch in diesem Jahr nicht. Der Vorstand geht von einem weiteren „deutlichen Ergebnisrückgang“ aus. Das nachhaltige Nettoergebnis (ohne Sonder- oder Einmaleffekte) soll bei 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro liegen. Im Jahr 2013 waren es 2,3 Milliarden Euro.[hr]

RWE-Anlegern bleibt derzeit nichts anderes, als sich an eine aktuelle Dividendenrendite von 3,5 Prozent zu klammern. Angesichts der Ergebnisprognose könnte die Dividende für das laufende Jahr aber womöglich auf 60 Cent sinken. Zudem scheint ein Kapitalerhöhung nicht ganz vom Tisch, auch wenn der Vorstand dies auf der Pressekonferenz verneint hat. Auf der Hauptversammlung soll entsprechendes Kapital – vorsorglich – genehmigt werde. Den Aktienkurs würde das belasten. Die Börse nimmt die Zahlen heute einstweilen gelassen, wie immer mit Verlusten, die so bereits erwartet worden waren. Es bleibt die Hoffnung, dass Vieles bereits schon im Kurs enthalten ist.[divider]

[highlight]RWE-Charts zum Durchklicken[/highlight][divider_flat]

Exit mobile version