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Interview Schneider / Empl – Mic // Faytech ist ein Perfect Fit mit 100-Millionen-Perspektive

Mic, Schneider, Empl

Bildquelle: Mic / Schneider / Empl

Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Andreas Empl und Josef Schneider, Vorstände bei der Mic AG, über die Neuausrichtung der Gesellschaft, die Prognose der neuen 100-prozentige-Tochter Pyramid, die geplante Übernahme der Faytech AG und das 100-Millionen-Euro-Ziel für 2022. Der Vorstand sieht den Faytech-Deal als den folgerichtigen strategischen Schritt, die neue Pyramid AG als weltweiten Anbieter für automatisierte Interaktionen im Bereich POS. (Point-of-Sale und Point-of-Service) zu positionieren: Durch den Faytech-Deal werde Pyramid internationaler und dynamischer.

Herr Empl, aus Mic wird die Pyramid. Sind Ihre ehrgeizigen Pläne bisher aufgegangen?
Andreas Empl: Absolut, unsere im vergangenen Jahr vorgestellten Planungen zum Reverse-IPO der Pyramid sind bisher zu 100 Prozentg aufgegangen. Die Pyramid Computer GmbH ist inzwischen eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Mic AG. Auf der kommenden außerordentlichen Hauptversammlung wollen wir nun die Umbenennung der Gesellschaft vollziehen, damit dies auch markentechnisch abgeschlossen wird.

Herr Schneider, Sie sind nicht nur Vorstand der Mic, sondern auch Pyramid-Geschäftsführer. Pyramid hat bis zum 27. Juli 2021 Umsätze in Höhe von 25,3 Millionen Euro realisiert. Um das Gesamtjahresziel 2021 von 58 bis 63 Millionen Euro zu erreichen, müssen die Erlöse im zweiten Halbjahr auf 33 bis 38 Millionen Euro steigen. Woher kommt das erwartete hohe Momentum in den kommenden Monaten?
Josef Schneider: Wie wir in unserer Corporate News vom 27. Juli bekannt gegeben haben, können wir schon heute auf einen festen Auftragsbestand von rund 26,9 Millionen Euro bis Jahresende verweisen. Damit errechnet sich ohne Einberechnung noch kommender Aufträge bereits jetzt ein Umsatzvolumen von mindestens 52,2 Millionen Euro für 2021.
Als Hintergrund für Sie – wie schon in unserer Ad-hoc vom 17. März erwähnt – konnten wir bei einem Großkunden einen langjährigen Folgeauftrag mit einer neuen Produktgeneration gewinnen. Dies ist einer der Erfolge, die das hohe Momentum im zweiten Halbjahr bewirken.

Zudem haben wir in einem unheimlich dynamischen Markt noch fünf Monate vor uns, um weitere Aufträge zu gewinnen und abzuarbeiten. In Anbetracht dieser Tatsachen sind wir überzeugt, unseren Forecast zu erfüllen, zumal uns der strategische Fokus auf unsere Bestandskunden aus dem Lebensmitteleinzelhandel und IT-Infrastrukturbereich Rückenwind gibt.

Für 2022 prognostiziert Pyramid eine Umsatzsteigerung auf 67 bis 71 Millionen Euro. Ist das rein organisches Wachstum? Und wie gut planbar ist Ihr Geschäft?
Josef Schneider: Ja, das ist die rein organische Prognose der Pyramid Computer. Da wir ein Projektgeschäft haben, bauen diese Prognosen auf die Gewinnung neuer Kunden auf bei Beibehaltung des Umsatzes auf Bestandskundenebene. Zudem rechnen wir 2022 mit einer breiteren Belebung des interaktiven Automatisierungsmarktes in den Bereichen Retail und Hospitality.

Die Betriebsgewinn-Marge Ebit soll im kommenden Jahr auf mindestens neun Prozent steigen, nach rund 8,4 Prozent 2021. Sind das in erster Linie Skaleneffekte oder gibt es weitere Ergebnishebel?
Josef Schneider: Skaleneffekte beeinflussen die Marge sicherlich positiv. Wir sind aber auch zuversichtlich, mehr Aufträge im margenstarken Polytouch-Bereich gewinnen können, das heißt im Bereich für Automatisierungslösungen am POS – Point-of-Sale und Point-of-Service. Hier bewegen sich die Margen deutlich im zweistelligen Bereich.

Herr Empl, Ihr Expansionshunger ist scheinbar noch nicht gestillt. Nun steht auch der Pyramid-Konkurrent Faytech auf Ihrer Akquisitionsliste. Warum wäre Faytech die passende Ergänzung zu Pyramid?
Andreas Empl: Vorweg, Faytech arbeitet bereits seit rund zehn Jahren operativ mit Pyramid zusammen und mit Peter Trosien ist ein früherer COO der Pyramid Computer seit vier Jahren nun CEO der Faytech. Für die Integration beider Unternehmen sind dies beste Voraussetzungen. Operativ passen beide Unternehmen sowieso hervorragend zusammen. Faytech als einer der Marktführer für Touch-Screen-Geräte und -Komponenten und Pyramid Computer als Lösungsanbieter. Durch diesen Deal werden wir internationaler, dynamischer und steigern gleichzeitig unsere Wahrnehmung am Produkt- wie auch Kapitalmarkt.

Faytech hat sich als führender Hersteller von Touchscreen-Geräten für POS und industrielle Anwendungen einen Namen gemacht. Wo kommt man schon heute mit Touchscreens von Faytech in Berührung?
Andreas Empl: Zu den Faytech-Kunden zählen namhafte Unternehmen wie Bechtle, Bosch, Continental, Dell, Komatsu, Qualcomm, Siemens und Unilever. Faytech ist deutsche Ingenieurskunst gepaart mit asiatischer Produktion: Alle angebotenen Touch-Geräte werden ausschließlich von Faytech selbst entwickelt und hergestellt, unter anderem in Shenzen, China und am zweiten Produktionsstandort in Suining, China. Im Jahr 2013 wurde Faytech North America als partnerschaftliches Unternehmen gegründet, um das Wachstum im US-Markt zu festigen. Aufgrund der großen Nachfrage wurden im Jahr 2018 sowohl in Indien als auch in Japan Büros eröffnet sowie 2021 in Korea.

Pyramid und Faytech würden gemeinsam im kommenden Jahr voraussichtlich die Marke von 100 Millionen Euro überschreiten. Welche Vorteile erhoffen Sie sich bei Erreichen dieser Größenordnung?
Andreas Empl: Zunächst einmal stärkt die geplante Akquisition der Faytech unsere Wahrnehmung auf internationaler Ebene. Sie ist der folgerichtige strategische Schritt, die neue Pyramid als weltweit führenden Anbieter für automatisierte Interaktionen im Bereich POS zu positionieren. Hinzu kommen Vorteile aus der steigenden Unternehmensbewertung: Viele der großen Fondsgesellschaften haben als regulatorische Maßgabe, dass die Unternehmen mindestens 100 Millionen Euro Marktkapitalisierung vorweisen können. Nur dann dürfen sie investieren. Insofern erhoffen wir uns mittelfristig auch deutlich mehr Aufmerksamkeit auf internationaler Ebene am Kapitalmarkt.

Herr Schneider, welche Einsparungen und Synergien würde eine enge Zusammenarbeit mit Faytech ermöglichen?
Josef Schneider: Durch Produktionsoptimierung – Baukastenkonzepte, Bausteine -, die Adressierung von Management-Positionen und die Erhöhung der globalen Marktreichweite werden bei Vollzug der Transaktion über alle Bereiche beider Unternehmen Einsparungen bei den Herstellungs- und Betriebskosten in einer Größenordnung von mehr als eine Millionen Euro pro Jahr erwartet. Ich würde sagen ein Perfect Fit.

Herr Empl, im Halbjahresabschluss wurde auch der Ausgang des jahrelangen Rechtsstreits mit dem ehemaligen Vorstand Oliver Kolbe verarbeitet. Sind damit die Rechtstreitigkeiten endgültig beendet oder gibt es noch weitere Altlasten, die den Neustart behindern könnten?
Andreas Empl: Es gab von unserer Seite schon vor dem Merger mit Pyramid keine Altlasten mehr, die einen Neustart behindern würden. Nun sind auch diese Rechtsstreitigkeiten beendet. Positiver Nebeneffekt: Die daraus resultierenden Belastungen liegen deutlich unterhalb der im Jahresabschluss 2020 gebildeten Rückstellungen.

Sie haben jüngst Mic-Aktien verkauft. Könnten Sie uns bitte die Hintergründe erläutern?
Andreas Empl: Auch wenn es mir schwergefallen ist, mich auf dem aktuellen Niveau von Mic-Aktien zu trennen, dies war ein planmäßiger und notwendiger Verkauf eines kleinen Teils meiner Aktienposition, um mit dem Verkaufserlös die Lohnsteuer und den Solidaritätszuschlag für einen Aktienbonus bezahlen zu können. Der Erlös fließt also dem Finanzamt zu.

An der Börse hat sich die neue Pyramid-Story scheinbar noch nicht wirklich herumgesprochen, bis zu den Analystenkurszielen von 5,40 Euro ist es noch weit. Wie wollen Sie dies ändern?
Andreas Empl: Wenn die Investoren realisieren, dass die Pyramid Computer ihre Ziele für 2021 erreichen wird, sollte der Markt weiteres Vertrauen aufbauen und den noch vorhandenen Risikoabschlag zu der von den Analysten errechneten fairen Bewertung verringern. Die Übernahme der Faytech muss zuerst einmal vollzogen und verstanden werden mit ihren enormen Synergien und Wachstumschancen. Deshalb organisieren wir zahlreiche Events und Roadshows, um Überzeugungsarbeit zu leisten.

Herr Empl, Herr Schneider, besten Dank für das Interview.

Bildquelle: Mic, Anderas Empl, Josef Schneider
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