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Interview Olek / Großaktionär Publity // Ankerinvestoren in der Pflicht

Thomas OLEK

Bildquelle: Publity

Time is money // Schnell ein paar Fragen an Thomas Olek, der als Großaktionär rund 48 Prozent an der von ihm gegründeten Immobiliengesellschaft Publity (697250) hält. Er nimmt Stellung zu der Verantwortung von Anker- bzw. Großinvestoren in schwierigen Börsenzeiten. Olek beschreibt zudem wann der Publity-Aktien zukauft und warum auch ein Verkauf kein Verbot sein darf.

Herr Olek, die vergangenen Börsenmonate waren für viele Unternehmen schwierig in einem herausfordernden Umfeld. Wie sollten sich die Großinvestoren von Unternehmen in dieser Situation positionieren?
Thomas Olek: Großinvestoren werden ja oft als Ankerinvestoren bezeichnet. Gerade wenn die See rauer wird, sollten sie dieser Ankerfunktion auch gerecht werden. Schließlich ist damit auch eine Verantwortung verbunden – gegenüber dem Unternehmen, seinen Mitarbeitenden und auch den Mitaktionären. Dieser Verantwortung kann man als Großaktionär eines Unternehmens sehr effektiv nachkommen, indem man in schwachen Phasen in sein Unternehmen investiert.

Welche Arten von Investments meinen Sie?
Sowohl Investments, durch die das Unternehmen unmittelbar Finanzmittel erhält, als auch solche, bei denen beispielsweise über Aktienkäufe ein Signal an den Kapitalmarkt gesendet wird: Der Großaktionär steht zu seiner Firma und fungiert als starke Hand an der Börse. Ich glaube, dass damit besonders bei Small und Mid Caps der Ausverkauf, den wir teilweise in den vergangenen Monaten erlebt haben, hätte verhindert werden können.

So genannte Directors Dealings, mit denen das Management durch Käufe sein Vertrauen ins eigene Unternehmen dokumentiert, sind ja durchaus üblich, wenn die Kurse fallen.
Hier muss man bitte zwischen echten Vertrauensbeweisen und reinem Marketing unterscheiden. Wenn ein millionenschwerer CEO verteilt über ein Jahr dann mal 20.000 Euro in seine Firma investiert, dann hat das keine Signifikanz und Relevanz. Der Kapitalmarkt hat da sehr feine Antennen und entsprechend verpuffen solche Aktionen dann auch sehr schnell und weitestgehend ergebnislos. Der investierte Betrag muss in einer vernünftigen Relation zur eigenen Finanzkraft und zur Größe des Unternehmens stehen.

Was bedeutet das denn beispielsweise ganz konkret in Ihrem Fall?
Das bedeutet, dass Thomas Olek in den vergangenen Monaten regelmäßig über die Börse Aktien von Publity gekauft hat. Ich bin Großaktionär des Unternehmens und habe es vor rund zwei Jahrzehnten in seiner heutigen Form gegründet. Insgesamt summieren sich meine Käufe im laufenden Jahr auf einen hohen einstelligen Millionen-Euro-Betrag. Das finde ich dann schon signifikant. Und vielleicht war dieses Commitment ein kleiner Beitrag dazu, dass der Aktienkurs von Publity sich überdurchschnittlich gut entwickelt hat.

Sie haben in den vergangenen Jahren zwischendurch auch immer mal wieder größere Aktienpakete verkauft…
Stimmt, wurde ja veröffentlicht. Ich bin auch nicht der Meinung, dass ein Gründer und Großaktionär immer nur all sein Geld in seinem Unternehmen gebunden haben muss. Das entspräche auch in keinster Weise einem ökonomisch sinnvollen Diversifizierungsansatz. Der Anker auf einem Schiff ist ja auch nicht immer im Einsatz. Der Ankerinvestor sollte aber zur Stelle sein, wenn er benötig wird. Nach dieser Maxime handle ich. Unter dem Strich habe ich im Laufe der Jahre übrigens mindestens genauso viel beispielsweise in Publity investiert, wie ich durch Aktienverkäufe erlöst habe.

Sie gelten dabei ja durchaus als cleverer Geschäftsmann …
Das hoffe ich doch, auch wenn das manchmal gar nicht als Kompliment gemeint ist. Mit meinen Aktieninvestments in mein Unternehmen bin ich finanziell gut gefahren, das will ich überhaupt nicht bestreiten und man kann es ja ein Stück weit nachrechnen. Es ist doch positiv, wenn meine Käufe über die Börse für mich persönlich vorteilhaft sind und für meine Mitaktionäre. Schließlich kann jeder Anleger genauso agieren wie ich. Ich finde es gut, das unternehmerische Verantwortung und finanzieller Erfolg kein Gegensatz sind.

Haben Sie den Eindruck, dass diese unternehmerische Verantwortung am deutschen Kapitalmarkt zu gering ausgeprägt ist?
Dazu möchte ich mir überhaupt kein Urteil anmaßen. Ich wundere mich nur manchmal, dass Großaktionäre und Gründer sich bei Kapitalmaßnahmen, egal auf der Eigen- oder Fremdkapitalseite, vornehm zurückhalten. Gerade wenn das eigene Unternehmen Finanzmittel dringend benötigt, sei es für Wachstum oder Refinanzierungen, muss ich doch als Investor zur Stelle sein. Entsprechend habe ich beispielsweise 2020 auch unsere Publity-Wandelanleihe für einen deutlich zweistelligen Millionen-Euro-Betrag gezeichnet. Mir war wichtig, dass „mein“ Unternehmen das zu dem Zeitpunkt für das Wachstum notwendige Kapital erhielt. Und ja, davon habe ich als cleverer Geschäftsmann, wie Sie es nennen, auch profitiert. Sowohl als Aktionär als auch als Anleihegläubiger, der Jahr für Jahr seine Zinsen kassiert. Insofern braucht es gar nicht so viel, um Verantwortung als Großinvestor zu zeigen und ich freue mich immer, wenn ich erlebe, wie finanzstarke und etwas weniger finanzstarke Anleger für „ihre“ Unternehmen brennen und sich engagieren.

Vielen Dank für das schnelle Gespräch.

Bildquelle: Publity
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