Plusvisionen

Die Zinswende

Die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer zählt ja zu den erstaunlichsten Dingen in den vergangenen Jahren. Ganz besonders auch wie diese die Finanzkrise überstanden haben. China etwa wuchs im zurückliegenden Jahr um 10,3 Prozent. Und trotz geldpolitischer Straffung hat es sich im vierten Quartal nochmals auf 9,8 Prozent (Jahresbasis) beschleunigt. Die Sorgen vor einer weiteren Geldverknappung durch die chinesische Notenbank werden dadurch nicht kleiner. Abzulesen ist das auch am chinesischen Aktienmarkt, der zuletzt nicht sehr viel hermachte.

Ein ähnliches Bild in Brasilien. Auch dort boomt die Wirtschaft. Am Mittwoch hat die brasilianische Notenbank den Leitzins um 50 Basispunkte auf 11,25 Prozent angehoben. Die Inflation soll im Zaum gehalten werden.

Und was ist mit Europa. Dort gibt es zwar nur geringe Wachstumsraten, mit Ausnahme des Wiederwirtschaftswunderlandes Deutschland, aber die Inflation scheint sich auch hier zu beschleunigen. In Großbritannien lag sie zuletzt bei 3,7 Prozent und in der Euro-Zone könnte es in Richtung 2,5 Prozent gehen. Wird auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen erhöhen? Ein kniffliges Unterfangen, denn einerseits will die Inflation eingedämmt werden und Deutschland könnte vielleicht etwas höhere Leitzinsen durchaus vertragen (jetzt profitieren wir von den niedrigen Leitzinsen), aber in weiten Teilen der Euro-Zone herrscht Tristesse und in allen türmen sich gewaltige Schuldenberger auf, die finanziert werden wollen. Wobei es auf der Hand liegt, dass die Finanzierung mit höheren Zinsen ungleich schwerer wird. Die Euro-Leitzinsen dürften deshalb auf absehbare Zeit nicht angefasst werden, was wiederum die Inflationssorgen an den Kapitalmärkten schüren könnte. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen liegt bereits wieder bei 3,1 Prozent, was natürlich auch damit zu tun hat, dass Deutschland immer mehr als Mit-Financier aller Schulden in der Euro-Zone gesehen wird.

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