Plusvisionen

Rendite vom Winde verweht

Es geht um überragende Renditen. Es geht um große Versprechungen. Und es geht um krachende Pleiten. Es geht um einen – leider – bekannten Börsendreiklang. Wo viel versprochen wird, vor allem hohe Verzinsungen, da sind auch die Risiken klotzig. Die hängen dann so manchen Investor am Bein. Jetzt war es wieder einmal bei Windreich, einen Entwicklers von Windparks soweit. Das Unternehmen hat heute Insolvenz angemeldet. Endlich, möchte man sagen. Das Unternehmen hat immer wieder beschönigt und verzögert. Am 30. August 2013 schrieb der gestern zurückgetretene Chef Willi Balz noch: „Das Blatt wendet sich zum Guten – technisch, politisch und wirtschaftlich.“

Nun hat sich beim Energiewender, wie sich Windreich auch selbst bezeichnet, wohl vieles zum Schlechten gewendet. Betroffen dürften davon auch viele Privatanleger sein. Windreich hat mit seinen zwei Mittelstandsanleihen um die 125 Millionen Euro eingesammelt. Bei Papiere sind nun an der Stuttgarter Börse vom Handel ausgesetzt – „bis auf Weiteres“. Dort waren die beiden Anleihen im Freiverkehr gelistet. Windreich hatte bereits am 16. April 2013 die Teilnahme am Mittelstandssegment Bondm gekündigt.

Zuletzt notierten die Anleihen bei 47,25 beziehungsweise 54,00 Prozent. [Nachtrag vom 11. September 2013: Heute hat die Börse Stuttgart den Handel mit Windreich-Anleihen wieder aufgenommen. Die Papiere notierten bei 12,25 beziehungsweise 13,50 Prozent.]

Obwohl die Windreich-Anleihen ja nicht mehr mi Mittelstandssegment notierten, ist das dennoch eine weiterer Schlag für Mittelstandsanleihen. Mitte 2010 wurden hier die ersten Handelsplätze gegründet, 2012 kamen die ersten größeren Emissionen. Gleichwohl ist die Idee, Investitionen über Anleiheemissionen zu finanzieren nicht neu, auch für den Mittelstand nicht. Aber nach der Lehman-Pleite wurde es für viele Unternehmen schwieriger sich bei Banken Kredite zu verschaffen, also wurden die Anleger direkt angesprochen. Für die Investoren hatte und hat das den Vorteil, überdurchschnittliche Renditen geboten zu bekommen – und das in diesen kargen Zinszeiten.

Mittelstandsanleihen waren zeitweise ein Renner. Dann kamen die ersten Ausfälle. Wenn die Zinsen sonst bei fast Null liegen und bei Mittelstandsanleihen bei durchschnittlich 7,5 Prozent, sollte das ein Zeichen für ein deutlich erhöhtes Risiko sein.

Wiederholt sich die Geschichte vom Neuen Markt? Die Gefahr besteht, dass auch dieses Segment aufgrund eines irreparablen Imageschadens stirbt, was schade wäre, denn für alle, die Risiken einschätzen und streuen können ist das Mittelstandssegment eine interessante Sache.

88 Mittelstandsanleihen werden derzeit an den Börsen Frankfurt (Entry Standard), Stuttgart (Bondm) und Düsseldorf gehandelt. Das Volumen soll insgesamt bei rund 3,7 Milliarden Euro liegen. Ein Bewährungsprobe: Laut der Ratingagentur Scope müssen im kommenden Jahr Mittelstandsanleihen im Wert von 185 Millionen Euro refinanziert werden. In den beiden Jahren darauf sollen es jeweils 670 Millionen Euro und 2017 rund eine Milliarde Euro sein.

Ein Möglichkeit Risiken in diesem Bereich zu streuen könnte der BayernInvest Deutscher Mittelstandsanleihen UCITS ETF (LU0903441706) sein, der an der Börse Stuttgart gehandelt wird. Dafür ist eine Verwaltungsgebühr von aktuell 1,05 Prozent fällig. Die fünf Top-Positionen erfahren Sie hier. Trotz seiner Diversifizierung bleibt der Fonds, wegen seiner Ausrichtung, eine spekulative Anlage.

 

Bildquelle: Jakob Ehrhardt  / pixelio.de

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