Plusvisionen

Goldverstecke für Krisen-Aficinados

Beim Geld hört ja bekanntlich der Spaß und die Freundschaft auf – beim Gold noch mehr. Vor allem zwei Motive scheinen mir beim Goldkauf zu dominieren: Erstens, man will sich oder die Lieben um einen herum schmücken. Das sind wohl eher die Optimisten, die dies tun. Zweitens, man fürchtet einen Systemcrash an den Finanzmärkten. Diese Furcht ist insbesondere seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 ins kollektive Bewusstsein gerückt. Es ist eine richtige Branche entstanden, in den sich Schwarzseher und Weltuntergangspropheten tummeln. Auf einschlägigen Messen und Veranstaltungen wird gemeinsam Trübsal geblasen und man tauscht Tipps aus, wie man den heimischen Ziergarten fix in einen Nutzgarten umwandeln kann oder wie man in der Stadt nach der Katastrophe überlebt. Das Lieblingsmetall dieses Klientel: Gold. Dann, wenn Papiergeld längst nur noch zum Mulchen taugt, glänzt Gold noch immer, so deren Kalkül. Aber wohin mit all den Münzen und Barren, die man horten möchte für den Fall der Fälle?

Für die Deutsche Börse Commodities hat sich TNS Emnid einmal umgehört. Ergebnis: Deutsche halten ein Bankschließfach für den sichersten Ort der Goldaufbewahrung. Demnach würden 72 Prozent der Befragten (Mehrfachnennung möglich) Gold in einem Bankschließfach aufbewahren. Die Deutschen vergeben für Bankschließfächer die Durchschnittsnote 4,5 als sichersten Ort der Aufbewahrung (wobei 1 gleich sehr unsicher und 5 gleich sehr sicher). Eigentlich erstaunlich, denn welche Bank wird nach dem unvermeidlichen Zusammenbruch noch geöffnet haben? Gold im Bankschließfach ist für den Fall eines Systemzusammenbruchs ungefähr so sicher wie Papiergeld, meine ich.

38 Prozent der Deutschen bevorzugen deshalb auch den heimischen Safe, 18 Prozent Schränke und Schubladen (daheim) und 3 Prozent gehen auf Nummer sicher und vergraben ihr Gold in mondlosen Nächten und somit unbeobachtet von neugierigen Nachbarn im Garten. Bei diesen drei Varianten hat man wenigsten jederzeit (theoretische) Zugriff auf seine Goldbestände und ist nicht auf Öffnungszeiten von Banken angewiesen, die es nach einer Krise vielleicht nicht mehr gibt.

Fazit: Krisen-Aficinados wissen, wer mit dem Zusammenbruch rechnet, muss ein Gold daheim haben, da gibt es keine Alternative. Banken können schließen oder samt Tresoren verstaatlicht werden. Inder tragen übrigens ihr Gold am liebsten in Form von Ringen, Ketten und Goldzähnen immer bei sich. Sie haben ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber dem Staat. Wer dagegen in Gold als Anlage investieren will, für den sind Investmentprodukte, die eventuell auch mit Gold hinterlegt sind, die deutlich praktischere und günstigere Alternative.

 

Goldverstecke

 

Bildquelle: Rolf Siwula  / pixelio.de

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