Plusvisionen

Die Basis von allem

Ich liebe diese Zahlen. Noch nicht sehr lange, aber seit einiger Zeit: zweifellos. Sie haben ihren deprimierenden Charakter verloren, ihre Tristesse. Nun verbeiten die deutschen Arbeitslosenzahlen Zuversicht.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im November um 14000 auf 2931000 gesunken. Das waren 284000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Und der BA-Chef Frank-Jürgen Weise sagt: „Der Arbeitsmarkt profitiert von der guten Konjunktur. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die Erwerbstätigkeit nehmen erneut deutlich zu, und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften steigt.“

Nach den entbehrungsreichen Jahren vor allem des zurückliegenden Jahrzehnts mit Lohn- und Gehaltsverzicht sowie einer strukturbedingten Anpassungsarbeitslosigkeit, gibt es endlich ein paar (noch kleine) Früchte zu ernten. Die deutsche Wirtschaft ist auf diesem Weg sehr wettbewerbsfähig geworden, da der Möglichkeit einer Währungsabwertung ja bekanntermaßen versperrt ist. Der Titel Exportweltmeister oder Vize-Exportweltmeister hat zweifellos viele Arbeitsplätze gekostet und die Binnenkonjunktur belastet.

Deutschland erwirtschaftet Leistungsbilanzüberschüsse die hier den Wohstand sichern, aber auch Handelspartner verärgern. Nicht zu unrecht, denn auch Überschüsse bedeuten Ungleichgewichte und diese sind auf Dauer nie gut für ein Wirtschaftsgefüge. Anders ausgedrückt: Wirtschaft ist halt auch ein Geben und Nehmen.

Deswegen muss nicht gleich das Geschäftsmodell Deutschlands als Exportnation in Frage gestellt werden, aber wir sollten uns doch auch Gedanken über unsere Binnenkonjunktur machen, schon aus eigenem Interesse. Zaghafte Ansätze dazu gibt es. Der Konsum bessert sich im gleichen Maße, wie die Furcht vor Arbeitslosigkeit und Lohneinschnitten abnimmt.

Noch eins: An was ich gar nicht so recht glauben mag ist der sogenannte „Fachkräftemangel“. Ich würde sagen: Der Markt würde das recht schnell regeln. Herrscht Mangel werden höhere Löhne/Gehälter gezahlt und locken Arbeitskräfte (aus allen Teilen der Welt) an. Der Mangel wäre schnell behoben (auch mit Rückkehrern). Und können diese höheren Gehälter nicht gezahlt werden, weil dadurch die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet ist, dann bestünde auch kein Mangel mehr. Das Unternehmen würde vermutlich abwandern. Was ich kürzlich von einem arbeitsuchenden Ingenieur gehört habe: „Sie können für 3000 Euro sofort anfangen“, bekam er beim Bewerbungsgespräch zu hören. Er lehnte ab und das Unternehmen dann auch. Wenn so der Fachkräftemangel aussieht …

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