Plusvisionen

Endstation Parkett

Welch‘ ein grandioser Film über das allmähliche Ende des Parketthandels in Chicago oder die Börse und ihre Akteure überhaupt. Instinktsicher trifft Regisseur James Allen Smith immer wieder den Nerv. Ihm vertrauen sich die Trader offenbar an und sagen Dinge, wie für die Ewigkeit der Börsenwelt und öffnen auch schon mal den heimischen Waffenschrank. [Ich liebe die Amerikaner für ihren Hang zum Unkonventionellen und natürlich zu ihren Flinten und Pistolen.] Mike Walsh, ein Trader: „Viele von uns haben so gut wie keine Bildung“. Da passt es ins Bild, dass es in dem Film von „fuck“  und „fucking“ nur so kracht. Wobei der Film diese Effekte keineswegs nötig hätte oder davon lebt, nein, der Film ist geistreich und hintergründig. Die Sprache der Trader sorgt aber für Parkettatmosphäre, was Spaß macht.

Hier ein paar meiner Lieblingssätze aus dem Preview (teilweise sinngemäß zitiert):

JEFF ANSANI [der schon mal glücklichere Zeiten erlebt hat]: Vielleicht haben Sie ja bemerkt, dass das Haus irgendwie sehr kalt ist. So kalt dürfte es hier nicht sein, wenn meine Frau und mein Sohn noch hier wären. Damals mussten es immer 22 Grad haben.

GREG RIBA: Mit Geld kriegst du die geilsten Mädchen. Ich hab ein Playmate gevögelt, ist das nicht der Traum eines jeden Mannes? Aber eines darfst du beim Traden nicht: Geld verlieren.

JEFF ANSANI: Auf einmal war ich ganz unten, dachte:  Oh, mein Gott! Ich hab alles verloren. Wir sind schließlich wieder zu meinen Eltern gezogen!

MIKE WALSH: Ich seh ihn an und er mich. Er sagt, „gehen wir raus, du Arsch!“ Also machen wir das! Dieser Scheißkerl dreht sich um und schlägt mir mit der Faust ins Gesicht. Ich brülle: Du willst eine richtige Scheiß-Schlägerei, heh, Arschloch?! Er holt noch mal aus, ich duck mich und er schlägt eine fucking Fensterscheibe ein … Ich halte mich für einen sauberen Trader. Ich liebe den Handel — aber ich hasse die Typen hier.

PETE NARJARIAN: Die Typen sagen dir ins Gesicht: Du (bist so ein) fucking Idiot, unglaublich, dass du so einen fucking Trade gemacht hast. Du hast gesagt: Du machst wohl Witze. Erstens war das ein guter Trade, du bist bekloppt und zweitens: Halt die Fresse! Und wenn dich jemand nach einem Trade am liebsten erwürgen wollte, fand man das gut und wollte das wieder tun, denn dann hat man was richtig gemacht.

Immer wieder sehr authentisch. Immer wieder überraschend und erfrischend ehrlich. Traurig. Kurios. Zum Teil surreal anmutend. Aber der Film vermittelt durchaus auch ernste Einblicke in Wirtschafts- und Börsenleben. Unbedingt sehenswert.

Mehr über den Film unter Endstationparkett.de

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