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Der Bergfürst ruft!

Auf geht’s. Investieren. Der Bergfürst ruft. Bergfürst ist eine sogenannte Crowd-Investing-Plattform. Vereinfacht heißt das: Bergfürst ermöglicht jungen Unternehmen Geld für neue Projekte einzusammeln. Der Bergfürst ist sozusagen Senner der Investoren-Herde (Crowd), er lenkt, ordnet, informiert und organisiert den Handel. Das Besondere: Durch die Zulassung bei der Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin kann Bergfürst Eigenkapitalanteile herausgeben. Damit unterscheidet sich Bergfürst von anderen Crowd-Finanzierern, die beispielsweise über stille Einlagen oder partiarische Darlehen als Beteiligung anbieten.

Eigenkapital hat den Vorteil, dass man als Anleger über ein Stimmrecht mitreden kann – und man kann diese Anteile leicht (täglich) kaufen und verkaufen. Gerade der Exit ist ja bei Gründungsfinanzierungen häufig ein Problem. Wie rauskommen, wenn es nicht so gut läuft?

Investor kann im Prinzip jeder sein, der mindestens 250 Euro – und durch die Bafin-Zulassung auch über 100.000 Euro hinaus – anlegen beziehungsweise riskieren will. Riskieren deshalb, weil laut der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nach drei Jahren rund ein Drittel der Gründer wieder vom Markt verschwunden sind. Allerdings eignet sich Bergfürst eher für bereits etablierte Gründungen als für ein Seedfinancing in einem sehr frühen Stadium. Trotzdem, als Anleger sollte man sich bewusst sein, dass Wagnis-Investitionen durchaus auch (sehr) verlustreich ausgehen können – wir alle erinnern uns sicher noch an den Neuen Markt.

Wobei Bergfürst als Online-Handels- und Emissionsplattform oder Online-Börse nicht die Fehler des Neuen Markts wiederholen will – eher Neuer Markt 2.0. Ein wichtiger Punkt dabei: Altgesellschafter und das Managementteam gibt es eine längere Haltefrist (Lock-up). In der Regel beträgt diese drei Jahren, so lange wie der Businessplan läuft, der hinterlegt wurde. Altgesellschafter, die häufig auch im Aufsichtsrat sitzen und das Managementteam sollen zunächst den Aufbau des Unternehmens begleiten und erst dann die Möglichkeit haben davon zu profitieren. Zudem gibt es auf Bergfürst keine (direkt) kreditfinanzierten Käufe, keine Leerverkäufe und keine Derivate, was helfen soll, erratische Schwankungen zu vermeiden.

Wozu braucht es eine neue Online-Handelsplattform? In den wenig regulierten Niederungen der bekannten Börsen gibt es schließlich auch Segmente, wo sich junge Unternehmen Geld beschaffen könnten. Dort, so Bergfürst Mitgründer Guido Sandler, „zerstreut sich häufig das kleine Volumen über viele Handelsplätze“. Bergfürst halte das Handelsvolumen dagegen zusammen. Das kann sein, muss aber nicht. Wichtiger erscheinen für Investoren und Gründer der strikte und formale Rahmen, den Bergfürst bietet. Dieser hat nun anscheinend auch die Berliner Volksbank, eine der größten Genossenschaftsbanken im Land, überzeugt. Sie ist bei Bergfürst als Anteilseigner eingestiegen.

Gerade sammelt Bergfürst Geld für Urbanara ein, einem Online-Shopping-Portal für hochwertige Heimtextilien und Wohnaccessoires zu erschwinglichen Preisen. Es ist die erste Emission und damit eine Bewährungsprobe für Bergfürst. Bis voraussichtlich zum 1. Oktober können insgesamt 299.200 Aktien zu einem Preis von 10,00 bis 12,50 Euro gezeichnet werden. Urbanara will somit zwischen 2.992.000 und 3.740.000 Euro erlösen. Der Aktienhandel soll am 6. November beginnen.

Nachtrag vom 27. September: Die Zeichnungsfrist für Urbanara ist bis zum 1. November verlängert worden, um „neuen potentiellen Interessenten die Chance zu geben, einzusteigen“. Soll das heißen, dass sich bislang noch nicht gefunden haben? Wäre ja kein so gutes Zeichen.

 

Bildquelle: Petra Dirscherl  / pixelio.de

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