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Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Michael Jungblut zur Jugendarbeitslosigkeit

Michael Jungblut ist Wirtschaftsjournalist und Buchautor. Sein neues Buch (erschienen im Linde Verlag) trägt den Titel: „Keiner muss draußen bleiben. 44 Erfolgsmodelle gegen Jugendarbeitslosigkeit“. Gerade erst tagten die Staats- und Regierungschefs in Mailand beim EU-Beschäftigungsgipfel, um Wege aus der massenhaften Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa zu finden. Plusvisionen.de hat bei Michael Jungblut nachgefragt.

Mit 20 hat man noch Träume, heißt es. Hat die Jugend heute eher Albträume?
Die meisten sind eigentlich ganz gesund und munter. Aber viele machen sich auch gerne Sorgen: Um die Umwelt, gesundes Essen, die vielen Kriege, Seuchen – und nicht zuletzt darüber, wo sie in Zukunft Arbeit finden.

Wären sie jetzt gerne nochmal 20?
Nein. Ich hätte keine Lust mich noch einmal die Karriereleiter hoch zu quälen. Vor allem aber hat es meine Generation so gut getroffen, wie noch keine vor ihr: Seit 7 Jahrzehnten Frieden mit unseren Nachbarn, Freiheit, Wachstum und Wohlstand wie nie zuvor, Reisen um die ganze Welt, immer längere Lebenserwartung … Was will man mehr?

Auch als Grieche, Spanier oder Italiener? Dort liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 40 bis 60 Prozent.
Bis zur Finanzkrise galt das auch für sie. Jetzt aber setzen diese Länder ihre Zukunft auf´s Spiel und produzieren eine „verlorene Generation“.

Kann eine Generation den Glauben an die Zukunft verlieren?
Unter diesen Umständen schon. Aber es gibt glücklicherweise auch dort junge Menschen, die nicht resignieren, die ihr Glück (und ihre Ausbildung) woanders suchen – und später vielleicht mit neuen Ideen zurückkehren, es besser machen als ihre Mütter und Väter.

Politikversagen, gibt es so etwas?
Ganz offensichtlich – nicht nur in Griechenland.

Was bringen Beschäftigungsgipfel?
Unter diesen Umständen rein gar nichts – außer Spesen.

Fehlt es an Geld? Eigentlich stellt ja die EZB genügend zur Verfügung.
Manche Experten behaupten es seien 250 Milliarden erforderlich, um die Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Quatsch. Die EU Milliarden zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit wurden bisher gar nicht abgerufen. Aus Desinteresse? Aus Bequemlichkeit? Aus Mangel an Ideen? Wer kreativ ist und Initiative entwickelt, kann auch mit wenig Geld sehr viel bewirken. Das zeigen die Beispiele in meinem Buch.

Wie könnte der Werdegang eines heute 20-jährigen aus Deutschland oder aus der Eurozone aussehen?
Ich bin kein Prophet. Wie hätte sich 1950 ein damals 20-jähriger wohl die Welt von heute ausgemalt? In jedem Fall völlig anders. Selbst 1990 – zur Zeit der Wiedervereinigung – konnte sich niemand vorstellen, wie schnell die Digitalisierung unsere Leben verändern würde.

Lohnt es sich noch zu planen – oder bringt man damit nur Gott zum Lachen?
Ob Gott Humor hat, weiß ich nicht. Aber Menschen werden immer planen. Das ist auch ok, solange sie ständig nachsteuern.

Die beste Altersvorsorge?
Erst eine gute Ausbildung, danach immer etwas weniger ausgeben, als man verdient.

Ist es ein Risiko – bei der Vorsorge – auf Aktien zu verzichten?
Ja. Aber leider verstehen dass die meisten Deutschen immer noch nicht. Deshalb gehören die Aktien der Dax-Unternehmen auch mehrheitlich Ausländern.

Mögen Sie Gold?
Eigentlich nein. Ist für mich totes Kapital. Aber weil andere daran glauben, kann man manchmal auch damit viel Geld verdienen.

 

 

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