Rubrik: Zertifikate

Anfang Februar hat Infineon seine Anleger mit einem trüben Ausblick verärgert – diese warfen daraufhin reichlich Papiere auf den Markt. Da auch noch die US-Technologiebörse Nasdaq kräftig korrigierte, war es um die Infineon-Aktie beinahe geschehen. Mit Müh und Not hielt sich das Infineon-Papier, das im Dezember 2015 noch bei 14 Euro gehandelt wurde, über der Zehn-Euro-Marke. Es dauerte dann doch eine gewisse Zeit, ehe sich eine Stabilisierung anzeichnete – charttechnisch eine Bodenbildung.

Bekanntlich bewegt sich der Euro Stoxx 50 etwas behäbiger als der DAX. Das liegt einerseits an der breiteren Streuung (50 statt 30 Werte), anderseits an der etwas defensiveren Zusammensetzung. Zudem werden dem Euroland-Index keine Dividenden zugerechnet, was einen Großteil des Performance-Rückstands der vergangenen Jahre erklärt. Doch als Basiswert für strukturierte Produkte bietet sich der Euro Stoxx 50 perfekt an, da er liquide ist, entsprechende Terminmarktkontrakte handelbar sind und eben die Dividende für die entsprechenden Bonus-, Discount und Express-Zertifikate genutzt werden kann.

Endlich ist es soweit: Nordex hat die bereits im Herbst 2015 angekündigte Übernahme des spanischen Mitbewerbers Acciona Windpower perfekt gemacht – für stolze 785 Millionen Euro. Damit wird der deutsche Windkraftanlagenbauer die Nummer 5 der Welt unter den Windturbinenherstellern. Die langjährige Großaktionären Susanne Klatten (geb. Quandt, u. a. BMW-Großaktionärin) hat sich dabei von Nordex weitrestgehend verabschiedet. Ihre Aktien gingen im Zuge der Transaktion an den Baukonzern Acciona, der wiederum – nach der Abgabe seines Windgeschäfts an Nordex– mit 29,9 Prozent nun größter Eigner Hamburger ist.

Zweifellos, die Geschäft bei Beiersdorf laufen gut bis sehr gut. Der Umsatz verbesserte sich 2015 um gut 6 Prozent. Der Betriebsgewinn (Ebit) stieg um knapp 12 Prozent und der Jahresüberschuss (ohne Sondereffekte) nahm von 581 auf 671 Millionen Euro zu. Das entsprechende Ergebnis je Aktie kletterte von 2,53 auf 2,91 Euro. Die Dividende bleibt mit 70 Cent (Dividendenabschlag am 1. April 2016) unverändert. Beiersdorf verfügt über wunderbare Produkte wie Nivea, Labello, 8×4, La Prairie, Hidro Fugal, Hansaplast oder Eucerin sowie einer Klebstofftochter Tesa. Die Marken sind stark und am Markt gut eingeführt. Und was auch wichtig ist: Das Geschäftsmodell ist klar verständlich; als Anleger weiß man, mit was Beiersdorf sein Geld verdient. Das sind viele Gründe, um die Aktie ins Depot zu nehmen.

Tief in der Oberpfalz versteckt, in Amberg, findet sich eine Perle des SDAX: Grammer. Das Unternehmen ist ein führender Zulieferer für Pkw-Innenausstattung und Nutzfahrzeugsitze. 2015 erreichte Grammer den fünften Umsatzrekorde in Folge. Alle Achtung. Die Erlöse steigen um 4,4 Prozent auf 1,426 Milliarden Euro (2014: 1,366). Das Plus ist vor allem auf den Automobil-Bereich zurückzuführen. Das Geschäft mit den Nutzfahrzeugen gestaltete sich im vergangenen Jahr doch recht anspruchsvoll. Deswegen hapert es auch beim Gewinn: Der Betriebsgewinn (Ebit) sank von 57 auf 42,7 Millionen Euro. Das lag zwar noch im Rahmen der angepassten Prognose, aber zeigt doch wie schwierig sich der Verkauf auf den Weltmärkten gestaltet.

Selbst Lieschen Müller hat inzwischen mitbekommen, dass beim deutschen Branchenprimus, der Deutschen Bank, in den vergangenen Monaten (oder soll man schon Jahre sagen?) reichlich viel schief gegangen. Nahezu jedes Kapitalmarkt-Fettnäpfchen hat die Deutsche Bank perfekt getroffen und dabei auch jede Menge Kohle verbrannt. Ablesen lässt sich dies am Kursverkauf: Die Aktie der Deutschen Bank, die in der Spitze mehr als 100 Euro (okay, das war schon 2007 … also vor der großen Finanzkrise und damit ne Ecke her) gekostet hat, wechselt aktuell für rund 16,40 Euro den Besitzer. Wer beispielsweise exakt vor fünf Jahren die Aktie kaufte, hat rund 57 Prozent seines Einsatzes verloren. Und wer erst vor drei Jahren einstieg, der sitzt auf einem Minus von rund 47 Prozent.

Immobilien bleiben gefragt. Das zeigt sich auch beim den Zahlen für das Jahr 2015 der Deutschen Wohnen. Das Unternehmen legt sogar das beste Jahresergebnis in seiner Geschichte vor. Chapeau! Der Konzerngewinn lag mit 1,2 Milliarden Euro um ein Drittel über dem Vorjahr. Die für Immobilien-Unternehmen wichtige Kenngröße Funds from Operations (FFO I) wurde um 39 Prozent auf 303 Millionen Euro (Vorjahr: 218) erhöht. Der FFO I je Aktie kletterte um rund 25 Prozent auf 0,94 Euro. Die Deutsche Wohnen ist vor allem organisch gewachsen und hat von günstigen Finanzierungskosten profitiert.

Im schwachen Marktumfeld rutschte die Aktie der Aareal Bank im Februar noch bis 22 Euro ab. Anschließend kannte der Titel aber kein Halten mehr. Bis auf 30 Euro stürmte das Papier nach oben. Verantwortlich dafür: Der erst seit September 2015 amtierende Vorstandschef Hermann Merkens erfreute die Aktionäre mit einem Dividendengeschenk, als klassische Reaktion auf ein Rekordjahr 2015. Denn der Immobilienfinanzierer steigerte den bereinigten Gewinn vor Steuern und Zinsen um 13 Prozent auf 320 Millionen Euro.

Der internationale Baugeräte- und Kompaktmaschinenhersteller Wacker Neuson ist ein Unternehmen, das unter den niedrigen Rohstoffpreisen und insbesondere unter dem starken Rückgang des Öl-Preises gehörig leidet. Da ist für die Aktionäre schon ein Trost, dass die Dividende mit 50 Cent unverändert bleibt. Daraus errechnet sich derzeit eine Dividenden-Rendite von immerhin 3,42 Prozent.

Keine Frage: Facebook, Amazon, Netflix und Alphabet (Google) haben die Internet- und die Börsenwelt in den vergangenen Monaten revolutioniert, beherrscht und speziell im Jahr 2015 alle relevanten Indizes locker outperformt. Warum dies so ist, wird schnell klar. Denn diese vier Firmen sind die Highflyer einer Boom-Branche, was das Internet nun mal noch immer ist. In keinem Wirtschaftssegment werden derzeit höhere Wachstumsraten erzielt. Die Deutsche Bank hat diese vier Werte nun in einem sogenannten FANG-Index vereint.

Bei Royal Dutch gibt es kurzfristig positive Signale. So läuft das Geschäft mit Raffinerien und Tankstellen hochprofitabel. Zudem hängen hier die Gewinne kaum am Ölpreis. Dies dürfte vor allem für die Dividende wichtig sein, die im Konzern seit dem Ende des 2. Weltkriegs nie gesenkt wurde. Und van Beurden will an der „iconic dividend“ festhalten. Trotz der hohen Zahlungen schmierte die Aktie heftig ab. Zuletzt kam die Gegenbewegung – im Zuge der Gesamtmarkterholung. Und der steile Abwärtstrend ist gebrochen. Zudem erreicht die Dividendenrendite aktuell hochattraktive 7,9 Prozent, die für derivate Strukturen zur Verfügung steht, sofern Anleger nicht direkt zur Aktie (A0D94M) greifen wollen.

Seit 1. Februar hat Medigene mit Dolores Schendel eine neue Vorstandsvorsitzende. Der langjährige Chef Frank Mathias hat seinen Posten geräumt. Frau Schendel war von 1998 bis 2013 Direktorin des Instituts für molekulare Immunologie des Helmholtz Zentrums München. Zuvor lehrte sie als Professorin für Krebs-Immunologie an der Münchner LMU. Zuletzt war sie Forschungschefin bei Medigene. Zweifellos ist sie eine erfahrene Forscherin. Aber hat sie auch Management-Erfahrung, wie sie für die Führung eines börsennotierten Unternehmens notwendig ist? Posten sollen schon mit wohlwollenden Mitarbeitern besetzt worden sein. Das bringt sicher Unruhe, gerade als das Unternehmen gefestigter schien. Aus der Branche ist nun auch zu hören, dass Schendel Medigene wie ein Universitätsinstitut leite. Schon soll intern quasi von einer „Zurückgründung“ die Rede sein. Aktionäre werden das sicherlich nicht gerne lesen.