Rubrik: Börsenvisionen

Ein Schweine-Zyklus geht in der Wirtschaft so: Zunächst sind die Preise niedrig und ein paar Anbieter teilen sich den Markt. Dann ziehen die Preise an, weil sich immer mehr Verbraucher für das Produkt begeistern können. Die Folge: Die wenigen Anbieter können ihre Gewinn-Marge ausweiten, da ihre Kosten im Prinzip gleich bleiben, aber sie eben mehr verlangen können. Eine schöne Situation. Daran würde sich wahrscheinlich auch so schnell nichts ändern, wenn nicht die Preise für das Produkt weiter steigen würden. Irgendwann verdienen sich die wenigen Anbieter, um es einmal so auszudrücken, dumm und dämlich, was andere nachdenklich werden lässt. Wieso diesen Wenigen den Markt und die Riesen-Rendite überlassen?

Dafür liebe ich die Börse. Sie ist so unglaublich flexibel. Heute so, morgen wieder anders, ganz ungehemmt. Da ist der Öl-Preis. Eigentlich gilt die Grundregel: Ein fallender Öl-Preis ist gut für die Weltwirtschaft und eine steigender Öl-Preis schlecht. Die Argumentation dabei ist schlüssig. Wenn die Industrie für Energie oder Rohstoffe viel aufwenden muss, bleibt weniger Gewinn oder wenn höheren Preise für Endprodukte durchsetzbar sind, bleibt dem Verbraucher weniger zum Konsumieren. Beides ist schlecht für die Konjunktur.

Nach dem großen Erfolg von „What ever it takes“ geht die Sage nun weiter mit „We will do what we must“. EZB-Präsident Mario Draghi kündigte auf der Eröffnungsrede des Europäischen Bankenkongresses in der Alten Oper in Frankfurt an, den Druck weiter zu erhöhen. Inflation und Inflationserwartungen müssen steigen, so schnell wie möglich. Dafür müsse getan werden, was getan werden muss. An dem Märkten kam diese Botschaft sofort an. Sie wurde sehr willkommen geheißen. Der DAX klettert um fast 2,5 Prozent und schiebt sich damit über die Marke von 9.700 Punkten. Es deutet sich an, dass der Markt wohl vor Jahresende nochmal die Marke von 10.000 Punkten sehen möchte – angesichts der geldpolitischen Aussichten ist das keine Fantasterei.

Japan hat vor allem ein Problem. Seine Wirtschaft kommt nicht in Gang. Zwar ist es nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Jahren, aber so richtig gut ist es auch nicht. Das Wirtschafswachstum soll als Internationalen Währungsfonds in diesem und im nächsten Jahr bei knapp einem Prozent liegen. Wenigsten die Inflationsraten scheinen anzuziehen. Sie könnten nach jahrelanger Deflation oder Fast-Deflation 2,5 beziehungsweise 3,0 Prozent erreichen. Dafür hat Japan gewaltig was getan. Seit dem Amtsantritt von Premier Shinzo Abe Ende 2012 verfolgt die Bank von Japan eine ultralockere Geldpolitik. Flankiert wird diese Strukturreformen und staatliche Konjunkturprogramme für die Infrastruktur. Die Staatsverschuldung ist dadurch (und die vielen Konjunkturprogramme zuvor) bereits auf knapp 250 Prozent des Bruttoinlandprodukts geschnellt. Die Notenpressen der Zentralbank laufen bereits zügig.

All das reicht aber offenbar nicht. Japan muss Wachstumspünktchen immer teurer einkaufen. Ein Grund dafür könnte auch die alternde Bevölkerung sein, die immer weniger konsumiert und die wesentlichen Anschaffungen im Leben bereits getätigt hat. Nun sollen die Notenpressen noch schneller laufen. Die monetäre Basis soll verbreitet werden, wie es heißt.

Sind schlechte Nachrichten wieder schlechte Nachrichten? Aus den USA gab es ein paar Konjunkturdaten, die nicht sonderlich gut ausfielen. Kürzlich…

Plötzlich reißt man sich an den Börsen um deutsche Schulden. Bundesanleihen, als verbriefte Wertpapiere dieser Schulden, verkaufen sich jüngst wie…

Es geht abwärts an den Börsen. Mal wieder. Und natürlich werden sich einige Tagesgeldliebhaber bestätigt sehen, sehr sogar. Der DAX…

Steigt der DAX in diesem Tempo weiter, hat er erneut in 29 Jahren oder im Jahr 2043 die Marke von 100.000 Punkten erreicht. Bei gleichem Wachstumstempo könnte die Linie von 50.000 Punkten in 20 Jahren und von 20.000 Punkten in 9 Jahren fallen. In 10 Jahren steht der DAX bei unveränderten jährlichen Zuwachsraten bei 22.115 Zählern.

Seit 20 Monaten führen Anshu Jain und Jürgen Fitschen die Deutsche Bank. Heute ist Hauptversammlung. Wie bei der Deutschen Bank gewohnt gibt es auch Proteste. Das größte deutsche Geldhaus polarisiert immer. Fitschen umwirbt in seiner Rede die Aktionäre. Die Bank wolle sich in der Spitzengruppe der internationalen Finanzinstitute etablieren, aber man wolle auch den sehr ernstgemeinten Kulturwandel voranbringen. In der Vergangenheit seien einige Herausvorderungen größer als erwartet gewesen. Eine Dividende von 75 Cent sei langfristig für die Aktionäre nicht akzeptabel.