Rubrik: Börsenvisionen

Längst scheint der Zinsanstieg in den USA beendet. Die Aktien-Kurse fallen kräftig. Der Wachstumsindikator GDPnow der Fed Atlanta erwartet am 6. Januar für das 4. Quartal ein US-Wachstum von nur 1 Prozent. Am 4. Januar waren es sogar nur 0,7 Prozent. Der Konsens liegt dagegen bei 2 Prozent (siehe Grafik unten).

Die Fed könnte die Leitzinsen deutlich zu spät erhöht haben, quasi in ein (verdeckte) Wirtschaftsabschwächung hinein. Vielleicht ist sie schon bald wieder gezwungen ihre Entscheidung zurückzunehmen.

Der DAX beendet das Jahr 2015 mit einem Plus von 9,6 Prozent bei 10.743,01 Punkten. Deutsche Standard-Aktien hätten sich somit gelohnt, mal wieder. Ganz besonders im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen, die aktuell nur eine durchschnittliche Rendite (Umlaufrendite) von 0,45 Prozent bringen, im April waren es sogar nur noch 0,05 Prozent. Aber so glatt lief das Aktien-Jahr dann doch nicht. Sorgen um Griechenland (Grexit) und einem Auseinanderbrechen der Eurozone, die Furcht vor einer harten Landung der Konjunktur (Rezession) in China, Probleme in den Schwellenländern (Emerging Markets) und die künftige Politik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) waren wichtige kursbewegende Faktoren. Aber was könnte 2016 auf die Finanzmärkte zukommen? Gerechnet wird bereits mit weiteren Leitzinserhöhungen durch die Fed.

Entscheidender wird deshalb sein, was Janet Yellen zur Weltkonjunktur sagt – und wie sie es sagt. Zu einer Leitzinserhöhung hat sie bereits ganz allgemein geäußert, dass sie sich darauf freue, weil dies ein Zeichen wirtschaftlicher Stärke sei nach all den Krisenjahren. Der Umkehrschluss würde deshalb lauten: Keine Zinserhöhung ist ein Zeichen von Schwäche. Das wird sie nicht wollen.

Ja, die Wirtschaft habe eine Abwärtsrisiko, wegen der Emerging Markets (Schwellenländer). Sollte diese Aussage von EZB-Präsident Mario Draghi die Anleger verschrecken? NEIN. Im Gegenteil, sie weckt die Kauflust. Der DAX legt mal eben 100 Punkte zu und der Euro verliert 170 Basispunkte(!). Draghi hat auf der Pressekonferenz darüber philosophiert, dass man sich das Anleiheaufkaufprogramm im Dezember einmal genauer ansehen werde, natürlich wegen einer Ausweitung, die wohl einige Ratsmitglieder schon heute gefordert haben. So bewirtschaftet man planmäßig die Märkte.

Die Börse in Tokio hat die Abenomics den vergangenen Jahren ausgiebig gefeiert: Der Nikkei 225 stieg von rund 8.500 auf mehr als 20.000 Punkte – und überschritt diese Marke erstmalig nach 15 Jahren wieder. Doch dann kam der China-Crash und mit ihm kamen auch die Kurse am Kabutocho gehörig ins Rutschen. Nun hat Shinzo Abe angekündigt die Unternehmenssteuern zu senken – von fallenden Kursen hat man in Tokio genug nach gut 20 Jahren Baisse. Die Nachricht hat gereicht, um den Nikkei um knapp 8 Prozent nach oben zu bringen.

Chinas Börse könnte nun auf den neuen QE-Modus umschalten. Heute hat sich das bereits mit einem Plus von gut 4 Prozent im FTSE China A50 Index (Festlands A Aktien) angedeutet. Der Reflex funktioniert so: Je schlechter die Wirtschaftsnachrichten, desto größer ist die Hoffnung auf eine noch größere geldpolitische Stimulierung. Ähnlich hat das auch schon in der Zeit von November 2014 bis Juni funktioniert. Die Kurse wurden von der Hoffnung auf immer größere Partei-Geschenke getrieben. Doch nun könnte das Ganze eine neue Qualität bekommen.

Es ist einer dieser ewigen Börsen-Sätze geworden: Barrick Gold wird sich wieder erholen. Diese fast schon beschwörenden Worte hat man schon bei 40 Dollar, dann bei 20 Dollar, schließlich bei 12 Dollar – und nun hört man sie wieder, recht verzweifelt, bei 7 Dollar. Inzwischen hat das Unternehmen nur noch eine Marktkapitalisierung von knapp 8 Milliarden Euro. Gut, hier muss man noch knapp 12 Milliarden Euro Schulden draufrechnen, die das Unternehmen mit sich herumschleppt. Aber dennoch, man hat den Eindruck, dass nicht mehr allzu viel übrig ist an Börsenwert vom weltweit größten Gold-Produzenten.

Crash in China. Die Kurse der A-Aktien brechen ein. Gemessen am Shanghai Stock Exchange A-Aktien-Index weiten sich die Verluste inzwischen auf gut 30 Prozent aus. Aber selbst dieser kräftige Rückgang sagt wenig über die Dramatik am chinesischen Aktienmarkt aus. Bei einigen Titeln fällt das Minus weitaus schlimmer aus.

Mal ehrlich, neulich beim Griechen, haben Sie da nicht vielleicht auch daran gedacht, ob nicht griechische Aktien wieder ein Investment wert sind? Der US-Nobelpreisträger Robert Shiller und der Emerging-Market-Spezialist Mark Mobius äußerten sich positiv zum griechischen Aktienmarkt. Bei aller Liebe zur Theorie der gegensätzlichen Meinung (Contrarian) und zum antizyklischen Handeln, klingt das doch sehr verwegen. Nur wer gegen den Strom schwimme, komme auch zur Quelle, heißt es, doch bei Griechenland hat man eher das Gefühl vom Strom möglicher Katastrophen wie einer Staatspleite und/oder eines Ausstritts aus der Eurozone (Grexit) mitgerissen zu werden.

Die Summe der Dividenden-Zahlungen deutscher Aktiengesellschaften (Prime Standard, General Standard und Freiverkehr) erreiche dabei 2015 einen neuen Rekordwert von 41,7 Milliarden Euro belaufen. Damit werde die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2008 mit 38,2 Milliarden Euro) um 9,2 Prozent und der Vorjahreswert um 13,4 Prozent übertroffen.

Wissen Sie was ein Dead Cat Bounce ist? Klingt makaber. Ist es auch. Dabei handelt es sich (empfindsame Tierfreunde an dieser Stelle bitte weghören) um das kurze (kleine) Aufspringen nach dem Aufklatschen aus großer Höhe. Vitalkräfte sind dabei nicht mehr im Spiel. Börsianer gebrauchen diesen Ausdruck immer, wenn ein Index, eine Aktie oder eben auch eine Währung nach einem steilen Abwärtstrend irgendwo aufkommt – und einen kleinen Zucker nach oben macht. Nichts von Bedeutung, Höhenflüge sind eigentlich nicht zu erwarten, weil das Ding tot ist. Über den Euro wird nun ähnlich geredet.