Rubrik: Börsenvisionen

Zum Brexit ist gesagt, was gesagt werden musste – ja wohl sogar viel zu viel. Denn jeder Analyst, jede Bank, jeder Volkswirt und auch jeder Journalist meldete sich via Facebook, Twitter, Internet oder Printmedium zu Wort und gab seinen Senf zu den zukünftigen EU-Flüchtlingen ab. Eine klare Sprache zeigten aber nur die Märkte, sie gingen auf Tauchstation.

Wir haben uns daran gewöhnt: Die Kurse von Bundesanleihen steigen immer und damit auch der Bund Future. Entsprechend rückläufig sind die Renditen für deutsche Staatspapiere. Die Umlaufrendite (ein Durchschnitt der Renditen von Bundespapieren) ist negativ, die Rendite von zehnjährigen Bundesanleihen war negativ, ist nun aber mit 0,105 Prozent wieder leicht positiv. Die Auktion für dreißigjähre Bundesanleihen erreicht allerdings mit 0,65 Prozent soeben ein neues Rekordtief. Wird das „ewig“ so weitergehen mit den sinkenden Renditen? Vielleicht ist es an der Zeit über einen Bund-Future-Short nachzudenken.

Die Abhängigkeit Russlands von den Öl-Einnahmen ist enorm. Knapp die Hälfte der Staatseinnahmen – bei steigenden Öl-Preisen wahrscheinlich noch mehr – stammen aus dem Öl-Geschäft. Läuft es mit dem Öl, dann geht es auch Staat und Wirtschaft besser, wenn auch nicht gut, aber die Öl-Einnahmen helfen doch zumindest die schlimmsten Probleme zuzukleistern. Potemkin mit Öl, sozusagen. Seit es mit dem Öl-Preis wieder nach oben geht – Brent hat die Marke von 50 Dollar überschritten – haben die Investoren auch wieder mehr Lust auf russische Aktien.

Die Tourismus-Branche leidet. Wenig überrascht, dass Städtereisen, beispielsweise nach Paris, Brüssel, London oder Istanbul, wenig nachgefragt werden. Dem steht aber gegenüber, dass die Urlaubskassen der Bürger prall gefüllt sind. Grund hierfür ist die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung mit hohen Lohnabschlüssen und realen Einkommenszuwächsen in Deutschland, die weiter rückläufige Arbeitslosigkeit und das extrem niedrige Zinsniveau, was der Konsumlust zusätzlich Auftrieb gibt. Aktien von Veranstaltern wie TUI (TUAG00) und Thomas Cook (A0MR3W) müssten also durchstarten … wenn die Terrorangst nicht wäre.

Aktionär der Deutschen Bank zu sein, ist längst keine Prestigeangelegenheit mehr. Es ist eher ein Leiden aus Leidenschaft, um den Claim der Deutschen Bank „Leistung aus Leidenschaft“ zu bemühen. Brave Aktionäre mutieren da zu Wutaktionären. Wer will es ihnen verdenken: 2007 notierte die Aktie der Deutschen Bank noch bei knapp 120 Euro. Inzwischen ist sie zeitweise auf 13 Euro abgesackt. Das ist ein stolzes Minus von 90(!) Prozent. Die Dividende: gestrichen. Ergebnis 2015: ein Minus von 6,8 Milliarden Euro.

as sind dann eine jener Momente, wo man sich als Aktionär auch über einen Hedgefonds freut. Der brititsche The Children‘s Investment Fund, kurz TCI, vom medienscheuen Christopher Hohn, hat sich nun der Sache mit VW angenommen: Vorstand und Aufsichtsrat von hätten in den zurückliegenden sechs Jahren 400 Millionen Euro eingestrichen. Das seien Auswüchse mit epischen Ausmaß.

Muddy Waters zweifelt so ziemlich alles an, was Ströer macht, sagt und veröffentlicht: Das Geschäftsmodell laufe längst nicht so gut wie behauptet, der Cash-flow (laut Veröffentlichung: 92,4 Millionen Euro) sei signifikant niedriger und die Profitabilität sei eigentlich schlecht. Ströer verschleiere Transaktionen und die Angaben in den veröffentlichten Bilanzen seien ein Fake. Das sind sehr heftige Vorwürfe. Ströer sagt dazu: „Der Bericht ist weit hergeholt, mindestens tendenziös und im Ergebnis vollkommen haltlos.“

Was für eine Enttäuschung muss der aktuelle Tankan-Bericht von Japans Notenbank für ihren Chef Haruhiko Kuroda, aber auch für Ministerpräsident Shinzo Abe ein. Seit Jahr und Tag mühen die beiden sich die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Sie pumpen Milliardensummen an frisch gedruckten Yen in das Finanzsystem in der Hoffnung, dass wieder Kredite nachgefragt und vergeben werden. Offenbar vergebens. Nippons Wirtschaft siecht nach wie vor dahin. Laut der vierteljährlichen Konjunkturumfrage der japanischen Notenbank (BOJ) – Tankan-Bericht – ist die Stimmung so schlecht wie seit drei Jahren nicht mehr. Das ist besonders bitter, weil dies ungefähr der Beginn der sogenannten Abenomics (benannt nach Shinzo Abe) war, also der Politik der ultralockeren Geldpolitik und der konjunkturfördernden Maßnahmen.

Droht eine neue Banken-Krise? Zumindest in Europa scheint das Vertrauen in den Banken-Sektor doch stark zu erodieren. Das ist kein ermutigendes Zeichen. Vertrauen ist alles in dieser Branche. Die Aktien-Kurse der europäischen Großbanken rammt es in den Boden. Bei der Deutschen Bank kommen Gerüchte über eine bevorstehende Zahlungsunfähigkeit auf, die der Konzern nur mit sehr viel Mühe und 3 Milliarden Anleihen-Käufe (eigene Schulden) wieder unterdrücken kann.

Die Deutsche Bank. Was für ein Absturz. Was für ein Niedergang. Das einst so stolze Geldhaus aus Deutschland. 1870 in Berlin gegründet und mit Firmenfinanzierungen groß geworden. Einst Zentrum der der Deutschland AG mit Beteiligungen an wichtigen, wenn nicht den wichtigsten Industriekonzernen. Doch irgendwann begann die Hybris mit Peanuts, Kirch, Hypothenkrediten, Libor, Gold, Russland … Namen wurde geändert und wieder zurückgeändert. Investmentbanking. Privatkundengeschäft. Postbank. Sparen. Keine Postbank mehr. Und das Investmentbanking? Kein Plan. Rechtsstreitigkeiten mit Milliardenrisiken. Wo will man hin? Hmm. Erstmal sparen, aufräumen, sagt der Neue, John Cryan.

Bullen, Bullen aufgewacht! EZB Magic Mario (Draghi) spricht. Und er verspricht Gutes. Eine weitere Zinssenkung beziehungsweise, etwas sperriger formuliert, eine geldpolitische Lockerung im März. Das scheint schon fast ausgemacht, wegen China, den Schwellenländern, der Rezession in den USA (ähm?) und natürlich wegen des Öl-Preises.

Geld zu verschenken! Geld zu verschenken!

Wirtschaft in China bleibt schwach. Der Immobilienboom und die lockere Geldpolitik haben Überkapazitäten geschaffen, die abgebaut werden müssen. China (und die Welt) zahlt somit heute den Preis für die chinesischen Konjunkturprogrammen im Krisenjahr 2008. Was damals den Zusammenbruch verhindert hat, sorgt heute für Probleme. Kapital fließt aus China ab. Hinzu kommt die Transformation Chinas in eine mehr vom Binnenkonsum getragenen Volkswirtschaft. Ein neuer wirtschaftlicher Boom ist in China nicht so bald zu erwarten.