Time is money // Schnell ein paar Fragen an den Vorsitzenden des Elumeo-Verwaltungsrats, Wolfgang Boyé. Er wird sich zwar zukünftig operativ vor allem um die Video-Shopping-App Jooli kümmern, aber weiter an der Spitze des Verwaltungsrats bleiben. Daher nimmt er auch Stellung zu den Ergebnissen des ersten Quartals, zur aktuellen Entwicklung und natürlich zu seinem Liebling Jooli.
Herr Boyé, der Elumeo-Umsatz im ersten Quartal liegt mit 12,4 Millionen Euro rund 5,7 Prozent unter Vorjahr. Was sind die Gründe?
Wolfgang Boyé: Zunächst einmal muss man festhalten, dass das erste Quartal 2021 ein außergewöhnlich gutes Quartal war. Wir konnten dieses Niveau im ersten Quartal 2022 nicht komplett halten, liegen aber immer noch 20 Prozent über dem Vor-Corona-Nivea des ersten Quartals 2020. Trotz der momentanen Kaufzurückhaltung konnten wir also einen wesentlichen Teil des Zusatzgeschäftes aus dem Corona-Lockdown auch mittelfristig halten.
Mit einem bereinigten operativen Ergebnis – Ebitda – von 0,4 Millionen Euro, im Vorjahr waren es 1,0 Millionen Euro, blieb Elumeo bereits das achte Quartal in Folge im schwarzen Bereich. Wie war dies im schwierigen Umfeld möglich?
Hier hat uns unser Kostensenkungsprogramm aus dem zweiten Quartal 2020 maßgeblich geholfen. Wir hatten im Geschäftsjahr 2020 ein umfangreiches Kostensenkungsprogramm gestartet und konnten so in 2022 von einer optimierten Kostenbasis profitieren. Wir sind stolz darauf, dass wir auch in diesem Umfeld die Rohertragsmarge weiter stabil bei über 50 Prozent halten konnten.
Welche Veränderungen beim Kaufverhalten können Sie aktuell bei Ihren Schmuck-Internet-Shops und Online-Vertriebskanälen feststellen, nachdem Corona-Sondereffekte ja immer mehr auslaufen? Wie verändert der Ukraine-Krieg das Verhalten?
Unsere Online-Vertriebskanäle wachsen immer noch schneller als der Markt, aber deutlich langsamer als während des Corona-bedingten Lockdowns. Allerdings spüren auch wir seit dem 24. Februar eine deutliche Kaufzurückhaltung. Unsicherheit und die anhaltend hohe Inflation schlagen sich derzeit negativ auf das Konsum-Sentiment nieder, das ist allerdings auch nicht überraschend.
Welche Ziele hat Elumeo für das Gesamtjahr? Welche Faktoren können diese Guidance gefährden, welche Faktoren können zu einer Prognoseerhöhung führen?
Wir gehen derzeit davon aus, dass wir gegenüber dem Vorjahr umsatzseitig um einen einstelligen Prozentbetrag schrumpfen werden. Das Bereinigte-Ebitda erwarten wir im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Abhängig von der weiteren Entwicklung der Konsumstimmung kann das auch besser oder schlechter werden.
Wie schwierig ist es derzeit, ihre Schmuckstücke zeitnah aus den Produktionsländern nach Deutschland beziehungsweise zu den zahlenden Kunden zu bringen?
Wir haben seit Beginn der Corona-Pandemie ausgesprochen gestresste Lieferketten, hier ist bisher noch keine Besserung eingetreten. Allerdings hat sich die Situation auch nicht weiter verschlechtert, insofern haben wir uns an die neue Lage so gut es geht angepasst.
Sehen Sie auch Kostensteigerungen bei der Förderung beziehungsweise der Verarbeitung? Belastet dies die Margen?
Bisher konnten wir diese Kostensteigerungen immer gut an die Kunden weitergeben, also die Margen konstant halten. Und wir sind zuversichtlich, dass uns dies auch künftig gelingen wird.
Die Video-Shopping-App Jooli gilt als Ihr großes Steckenpferd. Können Sie uns Produkt und das Potenzial dieses selbstentwickelten Start-ups bitte kurz vorstellen?
Jooli ist eine Video-Shopping Plattform, auf der Lifestyle-Produkte wie Mode und Accessoires, aber auch hochwertige Lebensmittel in kurzen, 60 Sekunden langen Videos vorgestellt und zum Kauf angeboten werden. Die Plattform ist „Headless“ programmiert, das heißt sie kann ihre Inhalte also auf beliebige Endgeräte ausspielen, zum Beispiel im Moment in die Smartphone-App Jooli. Bis Ende April 2022 zählte die App in Deutschland und Indien insgesamt mehr als 335.000 Nutzer und 2,2 Millionen ausgespielte Videos. Weltweit umfasst das Angebot von Jooli aktuell bereits mehr als 160 Kanäle.
Was sind die nächsten Schritte bei Jooli?
Noch im laufenden zweiten Quartal werden wir mit der gleichen Plattform auch ein erstes Angebot auf der VR-Brille von Meta – Oculus Quest 2 – als Beta-Version starten. Die Wachstumsmöglichkeiten in der Kombination von E-Commerce und dem Metaverse sind enorm. Und neben dem VR-Angebot wird Jooli basierend auf dem bisherigen Erfolg in Kürze auch eine Version für den US-amerikanischen Markt starten.
Und wie finanzieren Sie die Expansion?
Bisher haben wir Jooli aus dem Cash-flow von Elumeo komplett selbst finanziert. Im Moment prüfen wir, ob es für Elumeo attraktiv wäre, externen Investoren die Möglichkeit einer direkten Investition bei jooli zu ermöglichen, denn das Wachstumspotenzial von Jooli übersteigt die Möglichkeiten von elumeo erheblich.
Wie geplant wurde der bisherige Chief Sales Officer und geschäftsführende Direktor von Elumeo, Florian Spatz, per 13. Mai zum neuen Elumeo-CEO bestellt. Sie werden Vorsitzender des Elumeo-Verwaltungsrats bleiben, sich aber künftig operativ ganz auf die Entwicklung der 100-prozentigen Elumeo-Tochtergesellschaft Jooli.com konzentrieren. Was wird sich bei Elumeo durch den CEO-Wechsel voraussichtlich verändern?
Bei Elumeo wird sich wenig verändern, denn Florian Spatz und ich haben diesen Wechsel über ein Jahr vorbereitet, und Florian macht bei Juwelo seit Jahren einen herausragenden Job. Er ist also bestens qualifiziert und kennt das Unternehmen sehr gut. Die entscheidende Veränderung wird also darin liegen, dass ich mich in Zukunft zu 100 Prozent der Entwicklung von Jooli widmen kann.
Wo sehen Sie Jooli und Juwelo in zehn Jahren?
Jooli wird in zehn Jahren hoffentlich eine führende internationale Videoshopping-Plattform sein und in allen weltweiten Märkten – außer China – eine starke Präsenz haben. Und Juwelo wird durch die umfangreiche Präsenz auf Jooli auch in vielen weiteren Ländern vertreten sein. Vor uns liegt eine sehr spannende Zeit, die wir aktiv mitgestalten wollen.
Herr Wolfgang Boyé, besten Dank für die schnellen Antworten