Die Aktie von Alzchem [siehe Plusvisionen auch HIER] legt seit einigen Monaten eine erstaunliche Kursentwicklung hin. Dabei floriert die chemische Industrie in Deutschland nicht unbedingt. Im Juni hat sich sich das Geschäftsklima in der chemischen Industrie, laut Ifo Institut, wieder verschlechtert, nachdem es vier Mal in Folge gestiegen war. „Der Aufwärtstrend in der deutschen Chemiebranche ist somit unterbrochen“, konstatiert Branchenexpertin Anna Wolf vom Ifo Institut.
Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen rutschten im Juni in den negativen Bereich. Die Nachfrage nach Chemikalien ist wieder zurückgegangen und der Auftragsbestand war im Juni von einem ohnehin sehr niedrigen Niveau regelrecht eingebrochen.
In diesem Umfeld strebt die Alzchem-Aktie nach oben und hat heute (30. Juli) die Prognose für das Gesamtjahr 2024 erhöht: Der operative Gewinn (Konzern-Ebitda) wird bei unveränderter Umsatzerwartung (wachsend auf 570 Millionen Euro) auf mehr als 100 Millionen Euro angehoben. Die ursprüngliche Prognose lag bei rund 90 Millionen Euro. Die bessere Ebitda-Prognose führt zur Anhebung der prognostizierten Ebitda-Marge von bisher 15,8 auf mehr als 17,5 Prozent.
2023 lag der Umsatz bei 540,6 Millionen Euro und das (bereinigte) Ebitda bei 81,4 Millionen Euro mit einer entsprechenden Marge von 15,1 Prozent.
Was sind die Gründe für die Erhöhung der Ebitda-Prognose? Alzchem spricht von einer Verschiebung im Produktmix hin zu Spezialchemie. Das könnte (auch) mit der sogenannten Zeitenwende zusammenhängen.
Alzchem produziert auch Guanidinsalze oder Nitroguanidin, das beispielsweise in Airbags zum Einsatz kommt. Es lässt diese „kalt“, das heißt bei 400 Grad Celsius, auch noch nach Jahren, da sehr stabil, zuverlässig explodieren. Genau diese Eigenschaften machen Nitroguanidin ebenso für die Werttechnik interessant, etwa als Treibladung für Artillerie-Geschosse. Durch die kalte Explosion werden die Geschützrohe nicht so heiß, was grundsätzlich längere Einsatzzeiten bedeutet.
Zudem ist Alzchem im Westen bislang der einzige Lieferant für diesen Grundstoff, ansonsten wird dieser noch in China hergestellt – es liegt strategisch nahe, hier keine Handelsbeziehungen einzugehen. Das sieht wohl auch die EU-Administration so und bewilligte einen Investitionszuschuss in Höhe von 34,4 Millionen Euro (Förderinstruments ASAP: „Act in Support of Ammunition Production“)
Alzchem will die Mittel über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren nutzen, um die Produktionskapazität von Nitroguanidin zu erhöhen und die bestehenden Anlagen zur Herstellung von Guanidinnitrat zu erneuern und zu erweitern. Insgesamt will Alzchem 75 Millionen Euro investieren.
Ein weiteres spannendes Produkt von Alzchem ist Kreatin, das im Fitness-Bereich (Leistungssteigerung) und in der Tier-Nahrung (einsparen von Futtermittel) zum Einsatz kommt.
Angesichts dieser Aussichten ist Alzchem nach wie vor moderat bewertet und als Investment reizvoll.
Alzchem-Aktie (Tageschart): Aufwärtstrend
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