Eigentlich wettbewerbsfähige Produkte und im Kern auch ein gutes Unternehmen – und dennoch stürzte die Aktie von Knaus Tabbert ab. Was war da los? Da ist Corona. Während Politiker durch Lockdowns das Land lahmlegten, entdeckte so mancher die Freiheit eines Wohnmobils (Camper Vans) oder eines Caravans. Nicht angewiesen sein auf Reiseveranstalter, Hotels, Bahn oder Flugzeug, einfach rein in den Camper oder den Wohnwagen angehängt und schon geht es los in den Urlaub. Plötzlich waren Wohnmobile kräftig nachgefragt. Knaus Tabbert profitierte davon.
Doch der Lockdown-Boom dauerte nicht ewig. Irgendwann war die Nachfrage – zunächst – gedeckt, Normalität sozusagen. Nun schwang das Pendel jedoch in die andere Richtung. Von den drastischen und sehr langen Corona-Maßnahmen hat sich Deutschland gesellschaftlich und wirtschaftlich bis heute nicht vollständig erholt: Dauerstagnation und Konsumzurückhaltung sind Folgen. Da steht der Kauf eines Wohnmobils nicht oben auf der Prioritätenliste. Die Folge: Anscheinend stehen viele Knaus Tabbert-Produkte auf den Höfen der Händler.
Das Management äußerte sich trotzdem im Frühjahr 2024 noch recht optimistisch zu den weiteren Geschäftsaussichten. Gerne wurde auf den nach wie vor hohen Auftragsbestand verwiesen. Dieser sei zwar von den Extremwerten aus gesunken, aber dadurch hätten sich auch die Lieferzeiten auf ein erträgliches Maß reduziert.
Nun weiß die Börse: Die Einschätzungen des Managements waren zu optimistisch. Es folgen zwei Gewinnwarnungen, eine Umsatzprognosesenkung und personelle Veränderungen in der Führungsetage.
Es kam noch schlimmer: In zwei Werken ruht die Produktion bis zum Jahresende und am 27. November 2024 fand in den Geschäftsräumen von Knaus Tabbert eine Hausdurchsuchung aufgrund eines staatsanwaltlichen Ermittlungsverfahrens gegen einzelne Mitglieder des Managements der Gesellschaft im Zusammenhang mit individuellen Vorwürfen strafrechtlich relevanter Handlungen zulasten des Unternehmens. Das Unternehmen selbst sei nicht Gegenstand der Vorwürfe, heißt es aus dem Unternehmen.
Schon zu Jahresanfang kündigte Finanzvorständin Caroline Schürmann und im Herbst folgte Vorstandschef Wolfgang Speck. Die Bestellung von Werner Vaterl und Gerd Adamietzki zu Vorstandsmitgliedern (Nachfolgern) wurde inzwischen wegen strafrechtlicher Vorwürfe mit sofortiger Wirkung widerrufen. Vaterl und Adamietzki sind nicht mehr für Knaus Tabbert tätig. Nun nimmt Großaktionär Wim de Pundert (hält über H.T.P Investments 41 Prozent) die Aufgaben des CEO und des CFO wahr.
Wie könnte es weitergehen: Das Vertrauen in die Aktie ist ziemlich zerstört. Es wird dauern bis dieses wieder hergestellt ist, auch wenn Knaus Tabbert gute Produkte herstellt. Hinzu kommt, dass die Konsumflaute anhält.
Ein Grund für Zuversicht? In den nächsten Jahren gehen viele Boomer in den Ruhestand und könnten sich diesen durch den Kauf eine Wohnmobils etwas versüssen. Aber dürfte, wenn überhaupt, erst langfristig zum Tragen kommen.
Kurzfristig könnte der Cash-flow aus Geschäftstätigkeit zum Problem werden. Im dritten Quartal war dieser mit 46 Millionen Euro negativ. Hält diese Situation an, könnte das Unternehmen in Liquiditätsprobleme geraten, da der Cash-Bestand zuletzt recht gering war. Positiv könnte ein Auftragsbestand, der Ende September mit 577 Millionen Euro angegeben wurde, sein. Bleibt die Frage wie valide diese Zahl ist. Die Sanierung dürfte langwierig werden.
Für Zukäufe der Aktie ist es sicher zu früh. Das Papier ist nun in der Hand von Zockern.
Knaus Tabbert-Aktie (Tageschart): krasser Absturz