Die Aktie von Suss (früher: Süss Microtec) erlebt derzeit erratische Kursbewegungen. Vom Hoch bei gut 70 Euro (Oktober 2024) ist sie auf (zeitweise) unter 40 Euro zurückgekommen. Auslöser für den jüngsten Rückschlag: Deepseek.
Die neue günstige und offene (Open Source) künstliche Intelligenz (KI) aus China benötigt offenbar weniger Rechenleistung.
Ein Grund für die Entwicklung könnten die Handelsbeschränkungen der USA gegenüber China sein. Marcello Musio von der VP Bank schreibt hierzu: „Trotz der US-Handelsbeschränkungen für die modernsten Chips hat Deepseek laut eigenen Angaben R1 innerhalb von wenigen Monaten auf älteren Prozessoren von Nvidia trainiert – und weniger als sechs Millionen Dollar investiert. Deepseek behauptet, nur etwa 2.000 Chips von Nvidia benötigt zu haben. Die bekannten KI-Modelle aus den USA benötigen hingegen bis zu 16.000 Chips. OpenAI-CEO Sam Altman hat vor Kurzem gesagt, dass das Training von GPT-4oAr über 100 Millionen Dollar gekostet habe.“
Laut Musio zählen die Nvidia-Chips vom Typ H100 und H200 aktuell zu den leistungsstärksten beim Trainieren von Sprachmodellen. H100 sollen zwischen 25.000 und 40.000 Dollar kosten, offiziell halte sich Nvidia zu den Preisen bedeckt. Der für chinesische Unternehmenskunden aufgelegte H800, eine beschnittene Version des H100, solle in China zu Preisen von bis zu 69.000 Dollar pro Stück gehandelt worden sein. Seit Oktober 2023 sei auch der Export dieser Chips verboten.
Was hat all das mit Suss zu tun? Das rund 75 Jahre bestehende Unternehmen ist mit seinen Coating– und Bonding–Lösungen (Maschinen) ein wichtiger Partner für die Speicherchip–Industrie und Speicherchips sind sehr wichtig für KI–Anwendungen, da viel Speicherbedarf benötigt wird. Suss sorgt mit seiner Technologie für dünnere und leistungsfähigere Chips.
Sollten nun weniger davon benötigt werden, hätte das natürlich auch Auswirkungen auf die Geschäfte von Suss. Ob es tatsächlich so kommt? KI ist ein grandioser Wachstumsmarkt am Beginn seiner Entwicklung. Da wird in Zukunft noch sehr viel Speicherbedarf bestehen, egal, ob die Chips und die KI effizienter werden – werden sie! Deepseek könnte so sogar für einen neuen Schub sorgen, da KI-Anwendungen, durch günstiger Preise, breiter zugänglich werden.
Zuletzt hat Suss hervorragende (vorläufige) Zahlen gemeldet: Im vierten Quartal 2024 soll der Umsatz bei 150 Millionen Euro gelegen haben. Daraus ergibt sich ein Jahresumsatz 2024 von 445 Millionen Euro. Die Prognose von 380 bis 410 Millionen Euro wird damit deutlich übertroffen. Der Auftragseingang zog im vierten Quartal 2024 an und betrug 147 Millionen Euro.
Bei der Betriebsgewinn–Marge (Ebit) rechnet Suss mit etwa 17,5 Prozent (Ausblick: 14 bis 16 Prozent). Daraus würde sich ein Ebit von 77,9 Millionen Euro und ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (auf Ebit-Basis) bei einer aktuellen Marktkapitalisierung von 841,1 Millionen Euro von 10,8 errechnen, was sicherlich nicht üppig ist.
Technisch könnte es mit dem Suss-Kurs nach dem großen Doppeltop im vergangenen Jahr und der jüngsten Formation (siehe Chart unten) noch bis in den Bereich von 34 Euro zurückgehen. Allerdings bestehen auch gute Chancen, dass die Aktie schon an der Unterstützung knapp über 40 Euro nach oben dreht.
Grundsätzlich bleibt die Suss-Aktie mit Blick auf KI ein spannendes Investment. Das Unternehmen schüttet auch eine Dividende aus (zuletzt 20 Cent, HV ist am 3. Juni).
Suss-Aktie (Tageschart): deutlich abwärts
