Ende Oktober brachte die Beteiligungsgesellschaft Mutares ihre Beteiligung Steyr Motors als eigenständiges Unternehmen an die Börse, die dabei rund 910.000 Aktien abgab. Via Kapitalerhöhung weiterer 200.000 Aktien flossen Steyr Motors bei einem Ausgabepreis von 14 Euro aber immerhin rund 2,8 Millionen Euro zusätzliche Mittel zu. Aktuell notiert die Steyr Motors-Aktie (A2NB65) allerdings sogar knapp unter dem Emissionskurs. Dies könnte daran liegen, da das österreichische Unternehmen noch keine große Bekanntheit am deutschen Kapitalmarkt erlangen konnte, obwohl Gesellschaften mit militärischem Hintergrund derzeit sehr gefragt sind.
Steyr Motors entwickelt und produziert spezielle Hochleistungs-Motoren mit enormer Leistungskraft und großer Robustheit. Sie kommen hauptsächlich in militärischen Spezialfahrzeugen, zivilen und militärischen Booten sowie als Hilfsaggregate, beispielsweise bei Kampfpanzer und Lokomotiven zum Einsatz. Im Hintergrundgespräch mit Plusvisionen erklärt uns CEO Julian Cassutti, dass Steyr-Motoren unter anderem von den Navy Seals oder dem KSK genutzt werden.
Weiter sagt Cassutti: „Knapp 60 Prozent des Umsatzes erzielen wir mit dem militärischen Sektor, bei steigender Tendenz. Dazu hat aber auch die Übernahme durch Mutares beigetragen, deren Experten Steyr Motors nach dem Erwerb im Jahr 2022 neu aufgestellt und vor allem den Vertrieb gestärkt haben. Vorher verließen sich sowohl chinesische Investoren als auch der zwischenzeitliche Eigner Thales aus Frankreich auf die hohe Qualität, verpassten aber offensichtlich die Produkte im Markt bekannt zu machen. Cassutti hat dazu eine klare Meinung und bezeichnete das vergangene Jahrzehnt als eine verlorene Zeit für Steyr Motors.
Dem Team um Cassutti kam nun zweifelsfrei das geopolitische Umfeld zur Hilfe. Doch auch operative Umstellungen sorgen dafür, dass das Geschäft kräftig wächst. So erwartet der Alleinvorstand für das Gesamtjahr 2024 einen Umsatz von 41 bis 45 Millionen Euro, bei einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) von neun bis elf Millionen Euro. 2025 soll dann ein Umsatzwachstum von über 40 Prozent bringen, bei einer Ebit-Marge von mehr als 20 Prozent.
Möglich ist dies, da es dem Unternehmen gelungen ist, die Abnehmer auch schon in die Entwicklung der Motoren einzubinden. Diese bezahlen dabei schon in dieser Phase gewisse Leistungen an Steyr Motors. Damit erweiterte Cassutti die Wertschöpfungskette und verdient nun sowohl in der Entwicklungsphase, der tatsächlichen Produktion und im Nachgeschäft (beispielsweise Wartung, Ersatzteile und so weiter).
So erklärt uns Cassutti auch den Umsatzsprung im kommenden Geschäftsjahr. Denn es kommt nun die Phase, in der die in den vergangenen Jahren neu entwickelten Produkte in die Produktion gehen. Er drückt es jedoch etwas anders aus und sagt: „Wenn wir heute mit Kunden reden, dann haben wir nicht morgen neue Umsätze, aber in den kommenden Jahren.“ Er weist zudem darauf hin, dass die „Pipeline noch gut gefüllt ist“, was auch nach 2025 Wachstum garantiert. Dazu dürfte dann auch der asiatische Markt betragen, der kürzlich mit der Eröffnung eines eigenen Büros in Peking gestärkt wurde.
Cassutti betont zudem die verbesserte Profitabilität. Sie ist auch an den Schätzungen der Analysten von Hauck & Aufhäuser (H&A) ablesbar, die für 2025 einen Gewinn pro Aktie von 1,78 Euro errechnen. Daraus ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben. Bei der H&A-Schätzung eines Gewinns pro Aktie von 2,15 Euro für 2026 liegt das KGV gar nur bei sechs. Damit erklärt sich auch das H&A-Kursziel von 30.
Dies wird sicherlich nicht heute und nicht morgen erreicht. Wenn es Cassutti aber gelingt, den Konzern planmäßig weiterzuentwickeln und gleichzeitig den Bekanntheitsgrad unter Investoren verbessert, halten auch wir ein solches Kursniveau mittelfristig für erreichbar. Daher sehen wir es auch sehr positiv, dass Cassutti auf dem Deutschen Eigenkapitalforum der Deutschen Börse, welches am Montag in Frankfurt begonnen hat, die Aktienstory von Steyr Motors einem Fachpublikum vorstellt.
Steyr Motors-Aktie (Tageschart): mauer Börsenstart