Es sind äußerst harte Zeiten für den deutschen Mittelstand: Eine Transformation, die sehr viel mit Planwirtschaft zu tun hat, eine völlig verkorkste Energiewende, überbordende Bürokratie, Kaufflaute, weil die Konsumenten immer weniger Geld in der Tasche haben, eine maue wirtschaftliche Entwicklung in China, … Da trifft es kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) besonders heftig – und natürlich auch Beteiligungsgesellschaften, die in solche Unternehmen investieren, wie die Blue Cap.
Beteiligungsgesellschaften heftet die Börse ohnehin gerne einen Malus an, da die Bewertung oft schwierig ist. Bei der Blue Cap ist das nicht anders. Das Unternehmen notiert derzeit mit einem Marktwert von 76,3 Millionen Euro, während der innere Wert (Net Asset Value) vom Unternehmen zum Halbjahr 2024 mit 115,3 Millionen Euro angegeben wurde.
Zum Halbjahr fand sich in der Bilanz ein Eigenkapital von 83,3 Millionen Euro und ein Cash-Bestand in Höhe von 31,8 Millionen Euro, bei langfristigen Schulden von 85,2 Millionen Euro (die kurzfristigen Schulden lagen bei 70,2 Millionen Euro).
Die Zahlen zeigen: Die Anleger bewertet vorsichtig, auch wenn sich die Aktie von Tief bei knapp 15 Euro im Oktober 2023 etwas gelöst hat (siehe auch Tageschart unten). Aber die (technische) Situation bleibt wackelig: Das Blue Cap-Papier bewegt sich, nach einem kurzen Ausflug darüber, wieder unter der 200-Tage-Durchschnittslinie, die immer auch eine Grenze zwischen Baisse und Hausse ist.
Das dritte Quartal 2024 von Blue Cap macht etwas Hoffnung. Die Profitabilität wurde gesteigert und zudem gab es zwei erfolgreiche Exits: Die Beteiligungsunternehmen Nokra (optische Prüftechnik) und Neschen (Selbstklebeprodukte / beschichtete Medien) konnten mit attraktiven Renditen auf das eingesetzte Kapital (ROIC) und Verkaufserlösen über der jeweiligen letzten Net Asset Value-Bewertung realisiert werden.
In den ersten neun Monaten erzielte Blue Cap einen Konzernumsatz von 195,3 Millionen Euro, 209,0 Millionen Euro im Vorjahr. Verbessert hat sich jedoch das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) von 15,9 auf 19,0 Millionen Euro, wovon 7,8 Millionen Euro auf das dritte Quartal entfielen. Gute Treiber waren hier Neschen und Con-pearl (leichte Kunststoff-Platten aus recyceltem Plastic, siehe Bild oben). Die bereinigte Ebitda–Marge kletterte so in den ersten neun Monate auf 9,5 Prozent, nach 7,6 Prozent im Vorjahr.
Durch die Verkäufe von Nokra und Neschen hat der Vorstand seine Jahresprognose 2024 korrigiert: der Umsatz soll nun zwischen 200 und 220 Millionen Euro liegen (zuvor 270 bis 290 Millionen Euro) und die bereinigte Ebitda–Marge zwischen 9,5 und 10,5 Prozent (zuvor 8,5 bis 9,5 Prozent).
Die beiden guten Verkäufe und die höhere Margen–Erwartung sind eine erfreuliche Entwicklung. Bleibt es dabei könnte sich die Aktie wieder nach oben bewegen. Eine gewichtige technische Barriere ist die 200-Tage-Linie, die derzeit bei 17,90 Euro verläuft, die erst noch überwunden werden muss. Verkaufsdruck könnte es auch durch den Großaktionär Partnerfonds geben, die aktuell 27,1 Prozent halten und sich selbst in Liquidation befinden. Ein erstes Paket in Höhe von 15,2 Prozent hat Partnerfonds bereits an Jowe abgegeben.
Blue Cap-Aktie (Tageschart): Abwärtstrend intakt, Hoffnung auf Bodenbildung