Bis in den Bereich um 1,50 Euro war die Cherry-Aktie Anfang April abgestürzt, nachdem sich die Hoffnungen auf eine Trendwende erneut in Luft aufgelöst hatten und die Ziele für 2023 klar verfehlt worden waren. Frische Vorab-Zahlen für das zweite Quartal, die am gestrigen Donnerstag über die Ticker liefen, sorgen nun für neue Hoffnungen. Eine am veergangenen Freitag gemeldete Trennung vom Finanzvorstand wirft aber neue Fragen auf.
Denn Mathias Dähn war vom Aufsichtsrat erst mit Wirkung zum 15. April 2023 zum CFO bestellt worden. Zwar meldet Cherry, dass die Entscheidung zur vorzeitigen Mandatsbeendigung im gegenseitigen Einvernehmen erfolgte. Doch die kurze Amtszeit und die Vorstellung eines neuen Finanzchef sorgt für frische Unruhe in einer schwierigen Phase der Gesellschaft.
Da hilft es wenig, wenn Firmenlenker Oliver Kaltner die Entwicklung im zweiten Quartal als eine konsequente Leistung bezeichnet und das Zusammenspiel der drei Geschäftssegmente ausdrücklich lobt. Immerhin nimmt der Konzern mit einem Umsatzplus von 3,2 Prozent auf 31,3 Millionen Euro auf Kurs auf das Erreichen der Jahresziele. Dies gilt auch für die bereinigte operative Marge (Ebitda-Marge), die auf 5,1 Prozent steigt, nachdem sie im Q1 noch bei 2,8 Prozent lag.
Für das dritte Quartal erwartet Cherry nun einen Umsatz von rund 35 Millionen Euro sowie eine Ebitda-Marge zwischen fünf und sechs Prozent. Ebenfalls bestätigt wurden die Jahresziele, wonach der Umsatz innerhalb der Bandbreite von 140 bis 150 Millionen Euro liegen wird, bei einer Ebitda-Marge von sieben bis acht Prozent.
Schon am morgigen Mittwoch (24. Juli) will das Unternehmen die finalen Zahlen, samt der Segmentumsätze, vorlegen. Überraschungen dürften aber ausbleiben. Für Ruhe könnte aber eine klare Aufarbeitung des Ausscheidens von CFO Dähn sorgen. Immerhin wird es wohl zunächst keine Nachfolgediskussion geben, denn die Verantwortung für Global Finance & IT wird ab dem 1. August dauerhaft an Volker Christ übergehen, der übergangsweise die Aufgaben des Finanzchefs übernimmt und direkt an CEO Kaltner berichten wird. Der Vorstand besteht also nun nur noch aus Kaltner und Udo Streller (COO).
Direktengagement in der Cherry-Aktie (A3CRRN) drängen sich aktuell nicht auf. Dies zeigt vor allem die Charttechnik. Denn nach der Erholung vom Mai bis auf rund 3,00 Euro bildete sich schon wieder ein Abwärtstrend, der zunächst gebrochen werden muss. Und fundamental kann die Konjunkturentwicklung schließlich derzeit immer für negative Überraschungen sorgen, da auch der Kauf von Tastaturen, Mäuse und Headsets für Gerätschaften für Gaming & E-Sports auch davon abhängen, was der Bürger noch im Geldbeutel übrig hat.
Derivate auf diesen Basiswert empfehlen wir nicht. Zwar wäre ein Einstieg via Discounter reizvoll. Aber der einzige Anbieter, der überhaupt Rabattpapiere anbietet, ist die DZ Bank. Doch deren Tilgung erfolgt nach wie vor immer via Cash-Zahlung, weshalb kein physischer Bezug möglich ist.
Cherry-Aktie (Tageschart): Dauer-Sinkflug
