Es gibt einen weiteren Rüstungswert auf dem deutschen Kurszettel. Am Montag, den 20. Oktober läutete die Börsenglocke für TKMS Thyssenkrupp Marine Systems. TKMS (TKMS00) ist eine Abspaltung (Spin-off) von Thyssenkrupp. In Zeiten der sogenannten Zeitenwende kann das durchaus reizvoll sein, aber ist die Börse bei TKMS vielleicht schon zu euphorisch?
TKMS Wurzeln gehen auf die HDW Howaldtswerke-Deutsche Werft AG zurück (mit einer Geschichte bis ins 19. Jahrhundert), die zweitweise komplett dem Land Schleswig-Holstein gehörte und 2005 an Thyssenkrupp ging. Das Überwasserschiffsgeschäft der HDW wurde ausgegliedert und nennt sich jetzt German Naval Yards, TKMS konzentrierte sich auf U-Boote und ist heute „vollintegrierter Systemanbieter für maritime Verteidigung“. Laut Firmenangabe vereint TKMS U-Boote, Oberflächenschiffe, unbemannte Plattformen, Elektronik, Sensoren, Softwarelösungen sowie maritime Befehls- und Steuerungssysteme unter einem Dach. TKMS hat 9.100 Mitarbeiter und Werften in Kiel und in Wismar.
Bei dem Spin-off wurden 49 Prozent von TKMS an die Börse gebracht. Thyssenkrupp-Aktionäre haben für 20 Thyssenkrupp-Aktien eine TKMS-Aktie erhalten – 51 Prozent behält Thyssenkrupp, zehn Prozent hält die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, 39 Prozent sind im Streubesitz. Insgesamt gibt es somit 63.523.647 TKMS-Aktien, was bei einem aktuellen Kurs von 80 Euro – der Emissionskurs lag bei 60 Euro – einem Börsenwert von 5,1 Milliarden Euro entspricht. Eine stolze Summe?
In den zurückliegenden fünf Jahren hat sich der Auftragsbestand der TKMS verdreifacht und liegt derzeit auf einem Rekordniveau von 18,6 Milliarden Euro (Stand: 30. Juni 2025). Im vergangenen Geschäftsjahr 2023/24 kam TKMS auf einen Umsatz von zwei Milliarden Euro und einen (bereinigten) Betriebsgewinn (Ebit) von 86 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr 2024/25 schätzt TKMS einen „moderat“ besseren Umsatz und ein Ebit zwischen 100 und 150 Millionen Euro.
TKMS erwartet, dass sich der starke Anstieg der Verteidigungsausgaben in Europa und den verbündeten Ländern in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Mittelfristig strebt der U-Boot-Spezialist, der etwa Norwegen, Ägypten, Singapur oder Deutschland beliefert, deshalb ein jährliches Umsatzwachstum von zehn Prozent und eine Betriebsgewinn–Marge (Ebit) von mehr als sieben Prozent an – mit einer Positionierung als Maritime Powerhouse auf dem europäischen Markt. Ziel ist eine Dividenden–Ausschüttung von 30 bis 50 Prozent des Konzern-Ergebnisses erstmals für das Geschäftsjahr 2025/2026.
Für das Geschäftsjahr 2025/26 könnte das einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro und Ebit von 159 Millionen Euro, bei einer geschätzten Ebit–Marge von 6,9 Prozent, bedeuten. Die TKMS–Aktie wäre damit aktuell mit dem 32-fachen (bereinigten) Ebit bewertet. Das ist ein Statement. Aber ja, der Auftragsbestand sichert den Umsatz (wohl) auf Jahre hinaus ab und die Margen könnten, angesichts des Bedarfs an Rüstungsgütern in Europa, noch steigen. Die Börse bewertet auch das. Langfristig ist TKMS sicherlich reizvoll, kurzfristig könnte die Aktie etwas überreizt sein.
Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht an TKMS beteiligt, sichert sich aber über eine Goldene Aktie eine Einflussnahme bei Anteilsverkäufen.
TKMS-Aktie (Tageschart): Anfangseuphorie ist etwas abgekühlt



