Spannend war die Präsentation von Schweizer Electronic auf den Hamburger Investorentagen. Das Unternehmen mit der 175-jährigen Firmengeschichte stellt Leiterplatten her, die gemeinhin benötigt werden, um Chips einsetzen zu können. Mit Chips allein lässt sich wenig anfangen. Schon das macht Schweizer Electronic mit seinem deutschen Firmensitz – es gibt auch eine 20-prozentige Beteiligung an einem Werk in China und die chinesische/taiwanesische WUS-Gruppe wiederum hält 30 Prozent an Schweizer Electronic – zu einem wertvollen Unternehmen, schließlich wollen die Amerikaner unabhängiger von den Chinesen werden und suchen dafür Geschäftspartner außerhalb von China.
Hinzu kommt, dass Schweizer Electronic ein weltweites Patent (für China hält dieses Patent WUS) auf eine sogenannte Embedding-Packs-Technologie hält, durch welche Leiterplatten auch mit minderwertigeren Chips bestückt werden können (nicht unbedingt mit sehr teuren Siliziumkarbid-Chips) und dennoch eine vernünftige Leistung bringen.
Angesichts dieser Einblicke ist es sehr erstaunlich, dass die Aktie von Schweizer Electronic an der Börse ein eher trauriges Dasein führt, derzeit. Der Leiterplatten-Hersteller kommt gerade mal auf einen Börsenwert von 16,6 Millionen Euro. Dabei finden sich in der kürzlich vorgelegten Halbjahresbilanz ein Eigenkapital in Höhe von 20,4 Millionen Euro und ein Kassen-Bestand von 8,0 Millionen Euro. Allerdings summieren sich auch die Finanzverbindlichkeiten auf rund 23,0 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr 2024 erwartet Schweizer Electronic einen Umsatz von gut 140,0 Millionen Euro und einem operativen Gewinn (Ebitda) zwischen zwei und fünf Millionen Euro aus. Die Auftragsbücher sind mit 213,0 Millionen Euro gut gefüllt.
Ja, Schweizer Electronic leidet unter der Krise in der Automobil-Industrie und hier insbesondere unter der eingebrochenen Nachfrage nach E-Autos. Daran dürfte sich auch so schnell nichts ändern, da diese Art Fahrzeuge einfach nicht marktfähig sind. Schweizer hat bereits mit entsprechenden Programmen zur Ergebnisverbesserung reagiert.
Insgesamt ist Schweizer jedoch mit seinem Hochvolt-Embedding und der Fab-Light-Strategie (Reduzierung des Anteils an der China-Fabrik auf 20 Prozent) langfristig gut positioniert und sollte damit auch erfolgreich sein. Entscheidend wird sein wie es gelingt Aufträge aus anderen Branchen / Regionen zu akquirieren sowie Kosten und Cash im Griff zu behalten.
Für risikobereite Anleger erscheint die Aktie auf dem jetzigen Niveau attraktiv. Charttechnisch sollte die Marke von 3,80 Euro nicht unterschritten werden (Stoppkurs).
Schweizer Electronic (Tageschart): Unterstützung im Bereich von vier Euro