Im vergangenen Herbst mutierte die Cherry-Aktie zum Pennystock. Das Unternehmen hat damals seine Prognosen kräftig nach unten revidiert und einen extrem vorsichtigen Ausblick für die Zukunft gegeben. Immerhin konnte sich der Titel zwischenzeitlich wieder über die Ein-Euro-Marke retten, doch die aktuellen Nachrichten sorgten dafür, dass diese Marke wohl zeitnah nicht mehr zurückerobert werden kann.
Denn Cherry musste seine Prognose für das Gesamtjahr 2025 nach unten revidieren. Auslöser war ein schwaches erstes Halbjahr, mit einem durchwachsenen zweiten Quartal. In diesem Q2 lag der Umsatz mit 20,7 Millionen Euro massiv unter dem Vorjahreswert von 31,3 Millionen Euro. Die entsprechende operative Marge (Ebitda-Marge) lag bei minus 1,3 Prozent, nachdem im Vorjahr noch eine positive Marge 5,1 Prozent erreicht worden war.
Vorstandschef Oliver Kaltner bezeichnete die negative Entwicklung allerdings als direkte Folge der konsequenten Umsetzung der strategischen Neuausrichtung. Sie sieht vor, dass es zu einer Drosselung des Verkaufs billiger Produkte kommt, aber ertragsstarke Komponenten und Produkte verstärkt bewerben und verkauft werden sollen.
Trotzdem sah sich Kaltner gezwungen, seine Prognose für das Gesamtjahr nach unten zu revidieren. So soll der Konzernumsatz nun zwischen 100 und 115 Millionen Euro durchs Ziel gehen, nachdem bislang noch ein Umsatz von 105 bis 120 Millionen Euro erwartet worden war. Bei der Ebitda-Marge geht der Firmenchef aktuell von einem Wert zwischen null und zwei Prozent aus. Hier hatte der CEO vorher drei bis sechs Prozent erwartet.
Wir haben den Wert exakt vor Jahresfrist zuletzt unter die Lupe genommen [HIER klicken]. Zu diesem Zeitpunkt notierte die Cherry-Aktie (A3CRRN) bei rund 2,40 Euro, also ein gutes Stück höher. Damals hatten wir darauf hingewiesen, dass sich Direktengagement nicht aufdrängen. An dieser an dieser Einschätzung hat sich bis heute nichts geändert, obwohl der Wert deutlich billiger geworden ist.
Doch auch die Charttechnik zeigt keinerlei Trendwende an. Zudem scheint es zweifelhaft, ob das Geschäftsmodell sich dauerhaft als tragend (bei solch niedrigen Umsätzen) und gewinnbringend erweisen kann. Schwung in den Kurs könnte lediglich eine mögliche Übernahme durch einen großen Branchenplayer bringen. Doch auch da erwarten wir keine Angebote, die sich für Aktionäre, die jetzt einsteigen, lohnen würden.
Cherry-Aktie (Tageschart): dauerhafter Kursverfall




Ein Kommentar
Oberflächlich betrachtet mag Ihre Einschätzung zutreffend sein. Wie passt es allerdings zusammen, dass sowohl der bisherige Großaktionär Lemanik, als auch neu die Huamei (Adesso Chef Allen Ku) in diesem Jahr jeweils ca. 1 Mio. Aktien (zu) gekauft haben? Vielleicht sollte man sich die Mühe machen und die Digital Health und Solutions einer Bewertung unterziehen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist gerade in vollem Gange und Cherry DGH ist hier mit einem 75-prozentigen Anteil bei Lesegeräten in den Arztpraxen der Hauptplayer, die Wachstumsraten sind vielversprechend, für die Konkurrenz ein lohnendes Übernahmeziel. Deren Wert vermutlich die akt. Marktkapitalisierung der Cherry deutlich übersteigt. Die Schalterproduktion könnte man getrost ganz einstampfen, ist der Hauptverlustbringer der letzten Jahre. Gaming hingegen ist grundsätzlich ebenfalls in einem attraktiven Markt unterwegs, die Marke Cherry mit beeindruckender Firmenhistorie und Branding hat schon auch einen inneren Wert. Ganz so hoffnungslos würde ich die Aktie daher nicht sehen…