Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Hanjo Runde, Vorstandschef der HanseYachts (A0KF6M), zur Entwicklung im Geschäftsjahr 2023/24 und vor allem zu den weiteren Perspektiven des Serienyacht-Produzenten. Vor Kurzem endete nach einem Delisting-Angebot die Börsennotierung. Der CEO gibt einen Einblick, wie es mit HanseYachts nun weitergeht.
Herr Runde, in gewisser Weise ist dies ja ein Abschiedsinterview, mit Ablauf des 17. Mai endete die Börsennotierung der HanseYachts im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse. Warum zieht sich die Gesellschaft von der Börse zurück?
Hanjo Runde: Durch die Beendigung des Handels unserer Aktie am regulierten Markt sparen wir voraussichtlich jedes Jahr über eine halbe Million Euro und unsere Verwaltung wird erheblich von Berichtspflichten entlastet, die keinen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit von HanseYachts leisten. Das bedeutet eine enorme finanzielle Entlastung. So werden wertvolle Ressourcen frei, die wir nun zusätzlich in die Entwicklung neuer Yachtmodelle und in unsere Produktion und damit in die Stärkung und den Ausbau unserer Marktposition investieren können.
Im Rahmen des Delisting-Erwerbsangebots der HY Beteiligungs GmbH vom 10. April 2024 wurden lediglich rund 5,26 Prozent der HanseYachts-Aktien angedient. Demzufolge hat sich der überwiegende Teil der Streubesitzaktionäre entschieden, vorerst investiert zu bleiben. Wie bewerten Sie dies?
Mit dem Erwerbsangebot hat Aurelius sein Engagement von bis dahin 79,4 Prozent noch einmal deutlich ausgeweitet und die Anteile von Rainer Vesting – der ein langjähriger Partner von HanseYachts und nun auch Aufsichtsratsmitglied ist – belaufen sich auf rund 7,5 Prozent. Damit waren nur rund zehn bis 13 Prozent der Aktien im wirklichen Streubesitz. Von diesen Aktionären hat fast die Hälfte das Erwerbsangebot angenommen. Die weitere Investition von Aurelius in HanseYachts zeigt deutlich das Vertrauen unseres Mehrheitsaktionärs in die Zukunft des Unternehmens. Auch bei den Streubesitzaktionären auf unserer Hauptversammlung war dieses Vertrauen spürbar.
Nach dem 17. Mai 2024 entfallen sämtliche Transparenzpflichten, die mit einer Börsennotierung im regulierten Markt verbunden sind, wie die Ad-hoc Publizitätspflicht und die Pflicht zur Erstellung von Halbjahresfinanzberichten und Quartalsmitteilungen. Planen Sie einen Teil davon auf freiwilliger Basis fortzuführen?
Wir verfolgen mit dem Delisting das klare Ziel uns von unproduktiven Pflichtaktivitäten und den damit verbundenen Kosten zu befreien, um uns auf echte Wertschöpfung zu konzentrieren – natürlich auch im Sinne unserer Aktionäre.
Sind auch auf Ebene des Managements Veränderungen geplant? Werden Sie weiter an Bord bleiben?
Das Management der HanseYachts ist auf allen Ebenen gut aufgestellt und mein aktueller Vertrag läuft bis Oktober 2025. Ich habe viel Spaß an unserer Erfolgsgeschichte und möchte HanseYachts zusammen mit diesem Team nach den sichtbaren ersten großen Erfolgen unserer strategischen Neuausrichtung auch weiterhin nach vorne bringen.
Kommen wir auf das operative Geschäft zu sprechen: Im ersten Halbjahr 2023/2024 hat HanseYachts ein deutlich positives Ergebnis ausgewiesen. Ist das eine nachhaltige Entwicklung?
Einige Wettbewerber haben aktuell stark zu kämpfen und für das erste Quartal dieses Kalenderjahrs deutliche Umsatzverluste von teils bis zu 40 Prozent gemeldet, worauf sie mit Kurzarbeit oder längerfristigen Werksschließungen reagieren. Andere sind dagegen derzeit erfolgreich, und es freut mich, dass wir dazu gehören. Unsere auf Innovation ausgelegte Wachstumsstrategie Confidence 2026 zahlt sich merklich aus. Wir hatten in den zurückliegenden Jahren trotz Verlusten so viel wie möglich in die Entwicklung neuer Boote investiert, was sich in einer entsprechend guten Nachfrage niedergeschlagen hat. Dadurch haben wir derzeit auch weiter eine gute Auslastung unserer Produktion, die dreimal so hoch ist wie vor der Pandemie.
Zuletzt haben einige Ihrer Wettbewerber über starke Einbrüche beim Auftragseingang berichtet. Sehen Sie eine ähnliche Entwicklung?
Derzeit bewegt sich der Markt deutlich in Richtung des Niveaus von vor der Pandemie. Unser Auftragseingang im dritten Quartal liegt immer noch über dem des Vorjahrs, wir sehen aktuell jedoch Rückgänge, in erster Linie durch die politisch gewollten hohen Zinsen in vielen Märkten, besonders bei kleineren Booten. Das führt zu einer Intensivierung des Preiswettbewerbs. Hier steuern wir mit Kostensenkungs- und Effizienzprogrammen gegen, die wir bereits vor längerer Zeit gestartet haben, und die wir weiter intensivieren. Damit sind wir dann so aufgestellt, dass wir auch in einer ungünstigeren Marktlage gute Voraussetzungen haben, profitabel zu bleiben.
Welche Erwartungen haben Sie an das laufende zweite Halbjahr?
Alle unsere Finanzdaten liegen im geplanten Rahmen. Wir haben jetzt noch rund eineinhalb Monate bis zum Ende unseres Geschäftsjahrs, und es sieht alles danach aus, dass wir unsere sehr positive Ergebnisprognose halten werden.
Welche neuen Modelle haben Sie in der Pipeline?
Wir haben vor Kurzem die beiden neuen Hanse Modelle 360 und 590 angekündigt, die wir noch in diesem Jahr präsentieren werden. Damit haben wir binnen etwas mehr als zwei Jahren praktisch die gesamte Modellpalette unserer Fokus-Marke Hanse erneuert. Bei unseren Fjord Motoryachten – unserer zweiten Fokusmarke – kommt nach drei neuen Modellen im vergangenen Jahr die neue Fjord 480. Und bei unseren sportlichen Segelyachten von Dehler sind neue Modelle auf dem Weg. Insgesamt arbeiten wir daran, weniger verschiedene Modellgrößen anzubieten, dafür aber mehr Varianten von diesen. Auch das steigert die Kosteneffizienz.
Welche mittelfristigen Perspektiven können Sie den noch verbleibenden Streubesitzaktionären bieten?
Wir haben in den vergangenen rund drei Jahren wesentliche strategische Weichen so gestellt, dass HanseYachts nach über zehn Jahren mit zum Teil sehr großen Verlusten wieder in die Gewinnzone gekommen ist. Wir sind jetzt so aufgestellt, dass wir auch unter nicht optimalen Marktbedingungen gute Perspektiven für eine wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft haben. Deshalb haben wir auch das Vertrauen unserer Großaktionäre. Dieses Vertrauen werden wir nicht enttäuschen – im Sinne aller unserer Aktionäre.
Herr Runde, besten Dank für das schnelle Interview und alles Gute für die Zukunft!