Schaut man auf den längerfristigen Chart der Hawesko-Aktie (604270), könnte der Betrachter der Gedanke durch den Kopf gehen, dass kaum noch Wein oder Sekt getrunken wird. Denn der Titel kennt vom Rekordhoch aus dem Jahr 2021 bei 66,80 Euro nur noch den Weg in den Keller. Doch dem ist natürlich nicht so, wie die Halbjahreszahlen zeigen. Allerdings ist auch kein Wachstum zu erkennen, weshalb eine nachhaltige Trendwende wohl zeitnah nicht erfolgen kann. Es gibt aber gute Gründe, warum weitere Kurseinbrüche unrealistisch sind.
Die Weinhandelsgruppe hat im zweiten Quartal immerhin 294 Millionen Euro umgesetzt, was allerdings gegenüber dem Vorjahreswert von 310 Millionen Euro ein Minus von rund fünf Prozent ist. Ähnlich sieht es beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus. Hier sank der Gewinn von 13,4 Millionen Euro. auf 9,9 Millionen Euro.
Die Verwaltung begründete die negative Entwicklung mit dem schwachen Konsumumfeld, aber auch mit steigenden Kosten, die nur teilweise durch höhere Rohmargen kompensiert werden konnten. Hinzu kamen höhere Stückkosten in der Logistik, weshalb die Ebit-Marge von 4,3 Prozent auf 3,4 Prozent sank.
Um sich erfolgreich im schwierigen Marktumfeld zu behaupten, will der Vorstand drei Hauptprioritäten verfolgen: Stabilisierung und Stärkung der Umsatzentwicklung, Fortsetzung der strikten Kostendisziplin sowie konsequente Restrukturierung bei Problemtöchtern. Obwohl das Marktumfeld herausfordernd bleibt, will Hawesko seine Jahreszeile aber noch erreichen. Demnach sollen Umsatz und Ebit im Bereich der Vorjahreswerte durchs Ziel gehen.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 230 Millionen Euro wird der Konzern allerdings an der Börse nur noch mit rund einem Drittel des Jahressumsatzes bewertet, der 2023 bei 660 Millionen Euro lag. Hinzu kommt ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13 und einen Dividenden-Rendite von mehr als fünf Prozent – auf Grundlage der 2023er-Dividende von 1,30 Euro pro Aktie. Damit scheint der Kurs nach unten gut abgesichert.
Offensichtlich sehen dies auch die beiden Vorstände Hendrik Schneider und Alexander Borwitzky so, die Ende August Aktien bei Kursen im Bereich des aktuellen Niveaus um 26 Euro auf eigne Rechnung kauften. Mit Blick auf das überschaubare Wachstum der Gesellschaft und der anhaltenden Konjunkturschwäche raten wir allerdings nur Anlegern mit einem langen Anlagehorizont ebenfalls Aktien ins Depot zu legen.
Hawesko-Aktie (Tageschart): Suche nach dem Boden