Time is Money // Schnell ein paar Fragen an Nikolas Bullwinkel, CEO bei Circus (A2YN35). Mit der KI-Plattform CircusAI und ihrem autonomen Roboter CA-1 für die Produktion von Mahlzeiten will die Circus Group „weltweit neue Maßstäbe im Food-Service-Sektor setzen“. Dank der Kooperation mit einem mit einem global führenden High-Tech-Auftragsfertiger können jährlich mehr als 6.000 Einheiten hergestellt werden. 8.400 Einheiten sind bereits vorbestellt. Die jüngst gemeldete Übernahme von Campo sieht Circus-Gründer und Flink-Co-Founder Bullwinkel als „strategischen Schritt, um unsere Führungsposition im Bereich KI auszubauen“.
Herr Bullwinkel, Circus baut Roboterküchen, mit denen Pommes, Pasta, Bowls und auch Döner zubereitet werden können. Wie kann sich ein Anleger das vorstellen?
Nikolas Bullwinkel: Die von uns entwickelte und patentierte Technologie besteht aus einer CircusAI genannten künstlichen Intelligenz und einer CA-1 genannten Robotereinheit. Sie ist ein Paradebeispiel für die Verschmelzung von KI und Robotik und revolutioniert die Zubereitung von Essen grundlegend.
Von der Sensorik zur Auswahl der besten Zutaten bis hin zur präzisen Steuerung der Kochabläufe vereint unser KI-Roboter modernste Technologien. Das System lässt sich mit einem Laserdrucker vergleichen, der mithilfe verschiedener Farbpatronen Bilder druckt. In unserem Fall ersetzen die Patronen jedoch Container mit Zutaten, aus denen unser Roboter eigenständig eine praktisch unlimitierte Auswahl an über zwei Milliarden verschiedene Gerichte vollkommen autonom – also ohne jeglichen menschlichen Eingriff – zubereiten kann.
Das Ganze wird gesteuert durch die von uns entwickelte künstliche Intelligenz CircusAI und unterstützt durch Machine Learning und Datenanalysen, die eine kontinuierliche Optimierung garantieren. Für den Anleger bedeutet das: Unsere Technologie steht für Effizienz, Skalierbarkeit und eine grundlegende Revolution der Essensproduktion.
Auf welchem Stand der Geschäftsentwicklung befindet sich Circus? Haben Sie ein verkaufsfertiges Produkt?
In den vergangenen Jahren haben wir unsere Künstliche Intelligenz durch die Zubereitung und den Verkauf von über 400.000 Gerichten trainiert. Parallel wurde unsere Roboter-Einheit in tausenden Stunden intensiv bei Kunden wie Cateringunternehmen und in Werkskantinen getestet und optimiert. Seit dem zweiten Quartal dieses Jahres haben wir mit der Kommerzialisierung begonnen und konnten bereits in den ersten Monaten Vorbestellungen für mehr als 8.400 Systeme sichern. Diese entsprechen einem jährlichen Umsatzpotenzial von 1,1 Milliarden Euro aus wiederkehrenden Einnahmen durch KI-Softwaregebühren und weiteren 1,7 Milliarden Euro aus Hardwareverkäufen.
Sie sprechen die mehr als 8.400 Vorbestellungen an. Welche Kunden konnten Sie bereits überzeugen? Wo wird Ihr Küchenroboter CA-1 überall zum Einsatz kommen?
Unser CA-1 wird vor allem dort eingesetzt, wo ein hoher Bedarf an schneller, effizienter und personalisierter Essenszubereitung besteht. Unsere KI löst hier gleich mehrere Probleme: Sie garantiert eine flexible Anpassung an individuelle Ernährungsbedürfnisse und optimiert gleichzeitig Kosten und Abläufe. Erste Kunden sind entsprechend Hochschulen, Hotels, Pflegeeinrichtungen, Flughäfen und die Systemgastronomie. Besonders in Regionen mit hohem Wachstum, wie Asien und dem Mittleren Osten, gewinnt Circus starke Markttraktion. Die breit über unterschiedliche Industrien gefächerte Kundenstruktur verdeutlicht die Vielseitigkeit und Skalierbarkeit unseres innovativen Geschäftsmodells.
Wie groß schätzen Sie den Markt für Roboterküchen derzeit weltweit ein? Von welchen Trends wollen Sie profitieren?
Eigene Analysen und Daten von Kunden zeigen uns ein unmittelbares erstes Marktpotenzial von rund 80 Millionen Einheiten, für die es bereits heute einen konkreten Bedarf gibt. Mit einem einzigen autonomen CA-1 ersetzen wir mehr als 20 Angestellte in einer Kantine und reduzieren dank präziser Zubereitung den Anteil an Foodwaste um 30 Prozent, entsprechend sind neben der massiven Kostenreduktion beim Kunden weitere treibende Trends die steigende Nachfrage nach automatisierten Lösungen die 24/7 laufen können, die Digitalisierung von Prozessen und die Fokussierung auf Nachhaltigkeit. Der globale Food-Service Markt wächst nach Expertenansicht von 2,6 Billionen Dollar im vergangenen Jahr auf 5,4 Billionen Dollar im Jahr 2030.
Wir selbst sehen uns dank unserer künstlichen Intelligenz als Innovationsführer in einer Industrie, die in den vergangenen einhundert Jahren kaum Innovation erfahren hat. Mit unserer KI-Expertise und unserer skalierbaren Lösung sind wir hervorragend positioniert, von diesem Wachstum zu profitieren.
Wie groß ist die Konkurrenz? Was machen Sie besser?
Es gibt heute unzählige Mitbewerber mit Ansätzen im Bereich Robotik und parallel wird künftig auch die Automatisierung von Teilbereichen bei der Zubereitung von Gerichten stark zunehmen. Wir bieten dagegen eine vollintegrierte Lösung, die Robotik-Hardware und KI-Software nahtlos kombiniert, während viele Mitbewerber nur Teilaspekte abdecken.
Was uns aber ganz grundlegend von allen anderen Lösungen unterscheidet, ist unser Fokus auf künstliche Intelligenz. Unsere Software CircusAI ermöglicht nicht nur die Automatisierung von Kochprozessen, sondern auch die Anpassung an individuelle Kundenbedürfnisse in Echtzeit. Das System lernt mit jedem Kunden dazu und entwickelt sich selbständig weiter. Von Kundenseite hören wir oft gerade in der Entscheidungsphase bei großen Aufträgen, dass keiner unserer Mitbewerber so weit ist wie wir.
Was kostet so eine Roboterküche? Und welche Rolle spielt die Software in Ihrem Geschäftsmodell, insbesondere hinsichtlich wiederkehrender Umsätze?
Der Hardwarekosten für eine CA-1 Einheit liegen durchschnittlich je nach Ausstattung bei rund 200.000 Euro. Der wesentliche Werttreiber unseres Geschäftsmodells sind jedoch wiederkehrende Einnahmen aus Softwarelizenzen für unsere künstliche Intelligenz. Unsere Kunden zahlen für den Zugang zu unserer KI-Plattform, die das System völlig autonom betreibt und ein ganzes Universum an zusätzlichen Diensten und Anbindungen bietet. Die Software ist der Kern unserer Wertschöpfung und sorgt auch dafür, dass der Roboter als Hardware-Komponente langfristig immer effizienter wird.
Von welchen Einsparungen kann ein Betreiber einer Ihrer Roboterküchen ausgehen? Gibt es einen ungefähren/durchschnittlichen Break-even bei der Anzahl der Gerichte?
Unsere Kunden können mit rund 95 Prozent Einsparung bei Personalkosten und einer massiven Reduzierung von Lebensmittelverschwendung in Höhe von 30 Prozent durch präzise Portionierung und KI-gestützte Planung kalkulieren. Der Roboter selbst benötigt nur 7,7 qm Aufstellfläche und ersetzt Großküchen von mehr als 300 qm Größe. Der Break-even kann je nach Einsatzgebiet variieren, liegt aber oft schon bei etwa 2.000 bis 3.000 Gerichten pro Monat. Pro Tag kann unser Roboter übrigens 2.300 Gerichte zubereiten, wodurch sich das überwältigendes Kundeninteresse leicht erklären lässt.
Liefern Sie auch die Zutaten, zum Kochen, für die Roboterküche?
Unser System verfügt über eine digitale Schnittstelle zu den etablierten Lieferanten, die regional und überregional Restaurants oder Kantinen mit Zutaten beliefern. Durch die künstliche Intelligenz können Zutaten für das System so vorausschauend bestellt werden, dass es nie einen Engpass gibt und der 24/7 Betrieb permanent gewährleistet wird.
Am 14. November haben Sie eine Produktionspartnerschaft mit einem weltweit führenden High-Tech-Auftragsfertiger bekannt gegeben. Wann wollen Sie in die Serienfertigung gehen?
Die Sicherstellung der Massenfertigung mit dem aus unserer Sicht bestmöglichen Partner weltweit war für unser Unternehmen ein sehr bedeutender Erfolg. Zukünftig wird die Produktion unserer Einheiten von einem renommierten nordamerikanischen Auftragsfertiger übernommen, der auch im laufenden Betrieb den Service und die Wartung der aufgestellten Geräte übernimmt. In der ersten Fabrik, die eine Fläche von 35.000 qm umfasst und in der 2.000 Menschen an über 20 Produktionslinien arbeiten werden, können jährlich mehr als 6.000 Einheiten hergestellt werden. Obwohl wir uns natürlich noch am Anfang befinden, freuen wir uns sehr darauf, die ersten Systeme bereits im kommenden Jahr an unsere Kunden auszuliefern.
Ebenfalls kürzlich hat Circus die Übernahme von Campo, einem KI-Software-Entwickler, kommuniziert. Was erhoffen Sie sich dadurch? Welche Rolle spielt KI schon heute für Circus, welche perspektivisch?
Die Übernahme von Campo ist ein strategischer Schritt, um unsere Führungsposition im Bereich KI auszubauen. KI ist wie bereits angesprochen schon heute das Herzstück unserer Technologie. Perspektivisch wollen wir unsere KI-Plattform weiterentwickeln, um noch präzisere Analysen, Echtzeit-Anpassungen und neue Geschäftsmodelle wie dynamische Preisgestaltung und Vorhersagen von Kundenbedürfnissen zu ermöglichen. Campo bringt uns dabei entscheidendes Know-how und innovative Technologien.
Planen Sie weitere Zukäufe?
Wir prüfen kontinuierlich strategische Möglichkeiten, insbesondere in den Bereichen KI, Datenanalyse und Robotik. Letztendlich erkennen wir bereits heute unseren Vorsprung gegenüber Mitbewerbern und werden sicher auch in Zukunft gezielte Übernahmen durchführen, um unser Technologie-Portfolio zu erweitern und unsere Marktposition zu stärken.
Wie sieht Ihre Vision von der Circus Group aus? Wo wollen Sie mit der Gesellschaft in fünf Jahren stehen?
In fünf Jahren wollen wir der weltweit führende Anbieter von KI-gesteuerten Robotern im Food-Service-Sektor sein. Unsere Vision ist es, eine Plattform zu schaffen, die nicht nur Küchen vollständig autonom betreibt, sondern auch datengetriebene Einblicke liefert, die die gesamte Wertschöpfungskette revolutionieren. Unsere hochentwickelte künstliche Intelligenz soll künftig in der Lage sein zu prognostizieren, was der Kunde wann essen will – bevor ihm selbst der entsprechende Gedanke gekommen ist. Unser Ziel ist es, in allen relevanten Märkten vertreten zu sein und einen erheblichen Beitrag zur Zukunft der Gastronomie zu leisten.
An der Börse ist Circus aktuell mehr als 600 Millionen Euro wert. Wie rechtfertigen Sie diese Bewertung?
Unsere Bewertung spiegelt die Innovationskraft unseres Unternehmens und das enorme Wachstumspotenzial unseres Marktes wider, allerdings stehen wir aus unserer Sicht gleichzeitig noch ganz am Anfang einer sehr spannenden und natürlich auch risikobehafteten Reise. Mit unserer KI-basierten Technologie und unserem einzigartigen Geschäftsmodell haben wir eine solide Basis für nachhaltiges Wachstum geschaffen. Die künstliche Intelligenz hat das Potenzial, zahlreiche Branchen und Industrien grundlegend zu verändern.
Wir sehen uns als einer der führenden KI-Akteure in der bereits heute 2,6 Billionen Dollar großen und weiter dynamisch wachsenden Food-Service-Industrie. Neben den 8.400 bereits vorbestellten Einheiten haben wir weitere 17.000 Einheiten in Verhandlung und rechnen mit konkreten Aufträgen in den kommenden Monaten. Doch schon die 8.400 Einheiten sorgen nach Auslieferung und Inbetriebnahme für einen jährlichen Umsatz in Höhe von bis zu 1,1 Milliarden Euro.
Im schnellwachsenden KI-Sektor werden Unternehmen heute durchschnittlich mit dem 40,6fachen Multiple auf ihren Umsatz bewertet. So gesehen verfügen wir noch über ein erhebliches Potenzial, unsere Position weiter auszubauen und den Unternehmenswert langfristig zu steigern.
Herr Bullwinkel, vielen Dank für das Interview!