Die Investmentlegende Warren Buffett soll sinngemäß folgendes Bonmont gesagt haben: Ich versuche Aktien von Unternehmen zu kaufen, die so wunderbar sind, dass ein Idiot sie leiten kann. Denn früher oder später wird es einer tun. Der Preis ist das, was sie bezahlen. Wert ist das, was sie bekommen. Daimler Truck baut wunderbare Lastkraftwagen … Nein, jetzt kommt nicht, was Sie vielleicht denken … Es ist lediglich eine Nachricht wonach der Noch-Vorstand und langjährige Chef von Daimler Truck, Martin Daum, zur Welt-Klimarettung jährlich steigende Benzinpreise vorschlägt; dies sei besser, so Daum, als eine staatlich Förderung (vulgo: Subventionen), um den Absatz von E-Fahrzeugen anzukurbeln.
Nun fahren Lkws in der Regel mit Diesel und nicht Benzin, von daher scheint die Aussage Daimler Truck zunächst nicht zu tangieren, aber es bleibt dennoch ein verstörendes Gefühl zurück. Warum wünscht sich ein führender Manager eines deutschen Fahrzeugherstellers steigende Spritpreise? Tatsächlich zur Rettung des globalen Klimas? Ernsthaft? Jeder ahnt wie viele Lkws weltweit mit Diesel betrieben werden – und dies auch die kommenden Jahrzehnte so bleiben wird, da Strom und Infrastruktur in weiten Teilen der Welt für andere Antriebe fehlt oder schlicht die Kosten für Alternativen viel zu hoch oder die Straßen für das Gewicht (Batterien) zu schlecht sind.
Warum soll ein sehr gutes Produkt wie Diesel-Lkws durch ein Produkt, das nur für einen sehr begrenzten Einsatz tauglich ist, E-Lkws (der niederländische Logistiker Simon Loos hat gerade 75 E-Lkws bei Daimler Truck geordert), ersetzt werden? Geht es zum Zeitgeist, Haltung oder um eine mögliche Einladung ins Wirtschaftsministerium oder das Kanzleramt? Wäre es nicht besser Produkte zu produzieren, die vom Markt geschätzt und somit auch gekauft werden, ganz ohne Bonus oder Malus für Konkurrenzprodukte? In Zeiten gelenkten Wirtschaftens scheint das zunehmend aus dem Blick zu geraten.
So zieht es Deutschland und seine Schlüsselindustrien immer schneller in den Strudel der Deindustrialisierung und das Land befindet sich nun schon im zweiten Jahr in einer Rezession. Transformation wohin? Das bekommt Daimler Truck zu spüren:
Im dritten Quartal 2024 verkaufte Daimler Truck elf Prozent weniger Lkws und Busse (114.917). In Europa ging der Absatz um 28 Prozent zurück und in Asien um 15 Prozent, in Nordamerika stieg er um vier Prozent. Der Verkauf batterieelektrischer Fahrzeuge kletterte im Jahresvergleich von 491 auf 666 Einheiten (gut 0,5 Prozent des Gesamtabsatzes).
Für das laufende Geschäftsjahr 2024 erwartet Daimler Truck revidiert einen Absatz von 460.000 bis 480.000 Einheiten (bisher 490.000 bis 510.000 Einheiten) und einen Umsatz von 53 bis 55 Milliarden Euro (bisher: 55 bis 57 Milliarden Euro). Der Betriebsgewinn (Ebit) wird deutlich unter Vorjahresniveau prognostiziert (bisher: auf Vorjahresniveau).
Aber die Börse wäre nicht die Börse, hätte sie nicht schon vorgearbeitet: Von März bis September sackte der Aktienkurs von von knapp 48 auf unter 30 Euro ab. Inzwischen gibt es wieder Hoffnungssignale mit einem Anstieg von 30 auf gut 35 Euro. Der Führungswechsel zu Karin Rådström fand am 1. Oktober statt (Daum bleibt noch bis zum Jahresende im Vorstand). Wird es ihr gelingen Absatz und Rendite wieder zu steigern? Die Voraussetzung dafür sind gute, kostengünstige und vom Markt gewollte Produkte und weniger Chichi. Das kann gelingen. Angesichts dieser Chance ist die Aktie derzeit mit einem KGV von unter acht und einer Dividenden-Rendite jenseits der fünf Prozent attraktiv bewertet.
Daimler Truck-Aktie (Tageschart): aufwärts nach dem Absturz
