Es ist gerade einmal zweieinhalb Jahre her, da wurde Drägerwerk als Corona-Profiteur gefeiert. Das Unternehmen durfte sich damals unter anderem über Großaufträge für Beatmungsgeräte und für Schutzausrüstung für das Krankenhauspersonal freuen. Die Vorzugsaktie (555063) sprang damals bis auf 108,80 Euro in die Höhe. Heute leidet der Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern aber unter den Lieferketten-Problemen und muss daher die Prognose kürzen. Und schon rutschte der Titel unter die 40-Euro-Marke.
Das dritte Quartal war schwach: Der Umsatz sank währungsbereinigt um 9,1 Prozent auf rund 725 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei minus 37 Millionen Euro, nach einem Plus von 47,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Gründe hierfür sind eine rückläufige Nachfrage nach coronabezogenen Produkten und höhere Kosten für die Beschaffung schwer verfügbarer elektronischer Bauteile. So sorgt vor allem der Mangel an Einzelteilen dafür, dass Endprodukte nicht fertigmontiert und ausgeliefert werden können.
Abzulesen ist dies am hohen Auftragseingang, der mit rund 777 Millionen Euro sogar über dem hohen Vorjahreswert von 759,6 Millionen Euro liegt. Das zeigt also, dass die Nachfrage nach den hochwertigen Produkten der Lübecker durchaus vorhanden ist, aber im aktuellen Chaos-Umfeld nicht erfüllt werden kann.
Daher sieht sich das Management gezwungen, die Prognose für das Gesamtjahr zu revidieren. Obwohl der Vorstand in den kommenden Wochen noch ordentliche Absätze erwartet und von höheren Umsätzen ausgeht, wird die Ebit-Marge wohl unter der Ein-Prozent-Marke liegen, was bislang dem unteren Ende des Ziel-Korridors entsprach.
Kein Wunder, dass die Vorzugsaktie ihre Talfahrt nach der Nachricht nochmals beschleunigte. Inzwischen ist das Papier aber auf einem Niveau angekommen, welches im Sommer 2019 gesehen worden war. Dabei wird der Konzern, der wohl in 2022 rund drei Milliarden Euro umsetzen wird, nur noch mit rund 340 Millionen Euro bewertet. Für Langfristanleger, die antizyklisch handeln, sollten daher Kaufgelegenheiten gekommen sein. Denn im kommenden Jahr werden höchstwahrscheinlich geringere Lieferketten-Störungen auftreten, da das Dräger-Management hier intensiv an Lösungen arbeitet.
Spannend ist aber auch ein Discount-Zertifikat, welches einen rabattierten Einstieg in die Aktie ermöglicht. Das ausgewählte Discount-Zertifikat (SH1CMY) mit Cap bei 40 Euro läuft bis 16. Juni 2023. Rutscht der Basiswert am Laufzeitende unter die 40er-Marke, tilgt der Emittent via Aktienlieferung. Der Einstandskurs liegt dann bei 36,30 Euro, was dem aktuellen Zertifikate-Kurs entspricht. Der Rabatt gegenüber dem Direktinvestment läge bei 8,6 Prozent. Geht die Aktie hingegen über dem Cap bei 40 Euro über die Ziellinie, erzielt der Anleger – quasi als Trost für den entgangenen Aktienkauf – aktuell eine Maximalrendite von 10,2 Prozent (15 Prozent p.a.).
Drägerwerk-Aktie (Vorzüge, Tageschart): übler Absturz