Preisfrage: Würden Sie solche Geschäfte machen? Sie übernehmen von einem Unternehmen, das, sagen wir mal, knapp fünf Milliarden Euro an der Börse wert ist 20 Prozent der Anteile und zahlen dafür neun Milliarden Euro. Wenn Sie nun denken sollten, bitte!, das klingt nach keinem guten Geschäft, dann sind Sie dennoch mit von der Partie, als Steuerzahler. In dieser Art ist der Staatseinstieg beim Privatunternehmen Lufthansa geplant, zur Rettung der Fluglinie. Obendrein soll es noch zwei Aufsichtsratsmandate geben, aber in diesem Punkt wird schon gemeckert. Das Rettungsgeld abgeben reiche doch. Eigentlich.
Jetzt wurde bekannt, dass der Milliardär und zeitweise Alleineigentümer von Knorr-Bremse, Heinz Herrmann Thiele, seinen Anteil bei der Lufthansa auf 15,52 Prozent (größter Einzelaktionär akutell) aufgestockt habe. Ob er dafür auch den neunfachen Marktpreis bezahlt hat?
Wie auch immer, er scheint nicht so einverstanden mit dem Rettungsplan zu sein. Die Lufthansa schaffe es auch alleine. Oder anders ausgedrückt: Der Staat sei viel zu günstig an die Anteile gekommen und die Altaktionäre müssten auch noch eine Verwässerung, durch die Kapitalerhöhung, ihrer Anteile hinnehmen.
Wo Thiele sicherlich Recht hat: Wenn es auch ohne den Staat geht, dann wäre das zweifellos die bessere Variante. Die Erfahrungen aus der Finanzkrise mit den Banken sprechen jedoch nicht unbedingt dafür.
Die Amerikaner hatten damals ihre Institute kurzerhand zwangsverstaatlicht, saniert und dann wieder – mit Gewinn – verkauft. In Deutschland stecken hingegen Deutsche Bank und Commerzbank nach wie vor in der Krise.
Zeit ist nicht mehr viel. Ende Juni soll der Lufthansa, laut Vorstand, das Geld ausgehen. Die außerordentliche Hauptversammlung (HV) auf der das Rettungspaket verabschiedet werden soll findet am 25. Juni statt.
Die Lufthansa-Aktie bleibt fundamental ein heißes Eisen. Langfristig befindet sich bei sieben/acht Euro eine robuste Unterstützungslinie [wir haben hier darüber berichtet]. Kurzfristig ist das Papier an der 200-Tage-Durchschnittslinie (siehe Tageschart unten) gescheitert. Markttechnisch (MACD) deutet sich ein kurzfristiges Verkaufssignal an.
Lufthansa-Aktie (Tageschart): turbulente Wende
Ein Kommentar
Dieser Artikel ist absolut populistisch.
Direkt im ersten Absatz wird behauptet, der Staat würde 20% der Aktien für 9 Milliarden erwerben. Wer sich jedoch nur fünf Minuten mit der Thematik beschäftigt hat, stellt fest, dass jedoch nur läppische 306 Millionen für die Aktien bezahlt werden (wohlgemerkt bei einem eigentlich Marktpreis von momentan grob 1 Milliarde), also ein Drittel des Marktpreises. Das restliche Geld wird in Form eines zurückzuhaltendes Darlehen zur Verfügung gestellt. Dieses wird selbstverständlich zu marktüblichen Konditionen verzinst. Wobei die 9 Milliarden eine maximalsumme darstellen von der die Kredite Österreichs, Belgiens und der Schweiz abgezogen werden. Grob nochmal zwei bis drei Milliarden, was den Kredit des Staates auf unter 7 Milliarden drückt.
Sofern Lufthansa nicht pleite geht wäre das alles ein super Geschäft für den Staat.