Homes & Holiday durchlebte bald nach dem Börsengang bewegte Zeiten: Erst stellte Air Berlin als wichtiger Balearen-Flieger seinen Betrieb ein, dann kam die Corona-Pandemie mit andauernden Lockdowns. Beides war ein Desaster für den Immobilien-Makler für Ferienwohnungen auf Mallorca. Alle drei Geschäftsbereich, die Ferienvermietung, der Verkauf und die Verwaltung von Anwesen, waren heftig betroffen.
Mit dem Einbruch der Besucherzahlen auf Mallorca von 13,1 Millionen 2019 auf 1,7 Millionen 2020 ging es auch mit den Erlösen und dem Aktienkurs von Homes & Holiday steil abwärts. Nach Kursen von mehr als zwölf Euro 2018 notiert die Aktie derzeit um die Marke von einem Euro, bei einer Marktkapitalisierung von 2,4 Millionen Euro, aber gut, das Eigenkapital war auch im vergangenen Jahr mit 68.000 Euro, im Konzern, im Minus (bei der AG 2,4 Millionen Euro im Plus).
Erzielt hat Homes & Holiday 2021 einen Umsatz von 1.911.000 Euro und ein operatives Ergebnis (Ebitda, ohne Konsolidierungsgewinn) von 263.000 Euro. Dafür vermittelten die neun Franchise-Shops auf Mallorca mit rund 60 Mitarbeitern Immobilien in einem Wert von 122 Millionen Euro, was ein Plus zum Vorjahr von 87 Prozent bedeutete. Je Verkauf bleiben bei Homes & Holiday fünf bis sechs Prozent Provision hängen, wovon allerdings auch noch ein Teil an die Franchisenehmer geht.
Derzeit ist Homes & Holiday einer der Top-3-Makler der Insel mit mehr als 2.000 Immobilien zur Auswahl und die Nummer eins für Mallorca-Immobilien im Internet mit bis zu 100.000 Besuchern pro Monat. Daneben befinden sich noch mehr als 3.000 Mietobjekte im Firmenportfolio.
Homes & Holiday reagierte auf die Pandemie mit einem drastischen Sanierungsprogramm: Der Personalaufwand sank von 1.379.000 Euro im Jahr 2019 auf 436.000 Euro 2021. Zudem wurden Abschreibungen auf Finanzbeteiligungen (letztmalig) aus eingestellten Geschäftsaktivitäten in Höhe von 1.290.000 Euro vorgenommen und es gab eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis fünf zu eins.
Inzwischen scheint das Unternehmen bereit und schlank, mit strenger Kostendisziplin, auf Mallorca wieder zu wachen und perspektivisch auch Inseln wie Menorca oder Ibiza oder die Kanaren zu erschließen.
Bei einem derzeitigen Cash-Bestand von rund 400.000 Euro und einem geschätzten Nettoergebnis von 550.000 bis 600.000 Euro plant Homes & Holiday, so der CEO Joachim Semrau gestern auf einer m:access-Veranstaltung der Börse München, in diesem Jahr keine Kapitalerhöhung. Das Wachstum möchte er zunächst aus dem Cash-flow bestreiten.
Auf dem aktuellen Niveau ist die Aktie wieder ein attraktives, wenn auch spekulatives (Stopp-Kurse unbedingt nachziehen!), Investment. Würde das Nettoergebnis wie prognostiziert erreicht, läge das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) derzeit bei rund vier, was für eine Turnaround-Aktie ein guter Wert ist. Für das Unternehmen sprechen die aktuell hohen Inflationsraten, die so manchen veranlassen könnten, Geld auf dem Konto, in eine Immobilie zu investieren. Ein Problem könnte hingegen die schwindende Kaufkraft in der Breite werden, was Ferienvermietung angeht.
Homes & Holiday-Aktie (Tagechart): krasser Absturz